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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen| Banise.
gehen soll. Denn sehet meinen festen Vorsatz/
solte ich ja unglücklich in meiner Liebe seyn/ so soll
dieses Messer meine Brust durchgraben/ und die
Rache soll mit meinem Blute angeschrieben wer-
den. Heget ihr aber einen Blutstropffen in euch/
welcher mich eurem Vorgeben nach etwas liebet/
und gehet euer Vorwand/ wegen einiges Ver-
dachts unserer offenen Zusammenkunfft/ von
Hertzen/ so beschwere ich euch bey allen Göttern/
daß ihr mir erlaubet heinte noch bey nächtlicher
Zeit/ wenn alles in der Ruhe liegt/ euch durch
Hülffe des Haupt-Schlüssels zu besuchen/ und
den letzten Spruch meines Lebens oder Todes
von euren Lippen zu holen. Niemals ware der
Printz in grössern Aengsten gewesen/ zu dem ihr
nunmehro statt der Liebe die Verzweiffelung aus
den Augen sahe. Dannenhero muste er sich in
dieser Noth etwas entschliessen/ und zu ihr sagen:
Sehet/ beständige Lorangy/ daß ihr kein Miß-
trauen in mich setzen dürffet/ so will ich morgen zu
Nacht euer in diesem Zimmer erwarten/ weil die-
se Nacht Talemon bey mir zu bleiben verspro-
chen; Allein ihr müsset mir angeloben/ ohne Licht
zu erscheinen/ nicht viel zu reden/ und euch so viel
als möglich stille zu verhalten/ damit nicht iemand
sothane verdächtige Zusammenkunfft mercken
möge. Wodurch die verzweiffelte Lorangy gantz
wieder zu sich selbst kam/ alles getreulich zu halten
versprach/ und mit einem Kusse/ welchen der
Printz unmöglich verwehren konte/ endlichen Ab-

schied

Der Aſiatiſchen| Baniſe.
gehen ſoll. Denn ſehet meinen feſten Vorſatz/
ſolte ich ja ungluͤcklich in meiner Liebe ſeyn/ ſo ſoll
dieſes Meſſer meine Bruſt durchgraben/ und die
Rache ſoll mit meinem Blute angeſchrieben wer-
den. Heget ihr aber einen Blutstropffen in euch/
welcher mich eurem Vorgeben nach etwas liebet/
und gehet euer Vorwand/ wegen einiges Ver-
dachts unſerer offenen Zuſammenkunfft/ von
Hertzen/ ſo beſchwere ich euch bey allen Goͤttern/
daß ihr mir erlaubet heinte noch bey naͤchtlicher
Zeit/ wenn alles in der Ruhe liegt/ euch durch
Huͤlffe des Haupt-Schluͤſſels zu beſuchen/ und
den letzten Spruch meines Lebens oder Todes
von euren Lippen zu holen. Niemals ware der
Printz in groͤſſern Aengſten geweſen/ zu dem ihr
nunmehro ſtatt der Liebe die Verzweiffelung aus
den Augen ſahe. Dannenhero muſte er ſich in
dieſer Noth etwas entſchlieſſen/ und zu ihr ſagen:
Sehet/ beſtaͤndige Lorangy/ daß ihr kein Miß-
trauen in mich ſetzen duͤrffet/ ſo will ich morgen zu
Nacht euer in dieſem Zimmer erwarten/ weil die-
ſe Nacht Talemon bey mir zu bleiben verſpro-
chen; Allein ihr muͤſſet mir angeloben/ ohne Licht
zu erſcheinen/ nicht viel zu reden/ und euch ſo viel
als moͤglich ſtille zu verhalten/ damit nicht iemand
ſothane verdaͤchtige Zuſammenkunfft mercken
moͤge. Wodurch die verzweiffelte Lorangy gantz
wieder zu ſich ſelbſt kam/ alles getreulich zu halten
verſprach/ und mit einem Kuſſe/ welchen der
Printz unmoͤglich verwehren konte/ endlichen Ab-

ſchied
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[148/0168] Der Aſiatiſchen| Baniſe. gehen ſoll. Denn ſehet meinen feſten Vorſatz/ ſolte ich ja ungluͤcklich in meiner Liebe ſeyn/ ſo ſoll dieſes Meſſer meine Bruſt durchgraben/ und die Rache ſoll mit meinem Blute angeſchrieben wer- den. Heget ihr aber einen Blutstropffen in euch/ welcher mich eurem Vorgeben nach etwas liebet/ und gehet euer Vorwand/ wegen einiges Ver- dachts unſerer offenen Zuſammenkunfft/ von Hertzen/ ſo beſchwere ich euch bey allen Goͤttern/ daß ihr mir erlaubet heinte noch bey naͤchtlicher Zeit/ wenn alles in der Ruhe liegt/ euch durch Huͤlffe des Haupt-Schluͤſſels zu beſuchen/ und den letzten Spruch meines Lebens oder Todes von euren Lippen zu holen. Niemals ware der Printz in groͤſſern Aengſten geweſen/ zu dem ihr nunmehro ſtatt der Liebe die Verzweiffelung aus den Augen ſahe. Dannenhero muſte er ſich in dieſer Noth etwas entſchlieſſen/ und zu ihr ſagen: Sehet/ beſtaͤndige Lorangy/ daß ihr kein Miß- trauen in mich ſetzen duͤrffet/ ſo will ich morgen zu Nacht euer in dieſem Zimmer erwarten/ weil die- ſe Nacht Talemon bey mir zu bleiben verſpro- chen; Allein ihr muͤſſet mir angeloben/ ohne Licht zu erſcheinen/ nicht viel zu reden/ und euch ſo viel als moͤglich ſtille zu verhalten/ damit nicht iemand ſothane verdaͤchtige Zuſammenkunfft mercken moͤge. Wodurch die verzweiffelte Lorangy gantz wieder zu ſich ſelbſt kam/ alles getreulich zu halten verſprach/ und mit einem Kuſſe/ welchen der Printz unmoͤglich verwehren konte/ endlichen Ab- ſchied

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/168>, abgerufen am 17.06.2024.