Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
sondern befahl dem Scandor/ seinem Begehren
nachzuleben/ und alles/ was ihm wissend wäre/ zu
erzehlen. Demnach setzte er sich abermals etwas
abseits/ und erzehlte die

Lieb-und Lebens-Geschichte Printz Ba-
lacins und der Princeßin Banisen.

WJr sind gestern bey dem traurigen Abschiede
des Printzen von seiner geliebten Fräulein
Schwester/ der Princeßin Higvanama/ geblie-
ben: Nun wenden wir uns zu unserer Zurü-
stung und Abreise von Ava. Mein Printz/ als
welcher meiner Treue und Hertzhafftigkeit satt-
sam versichert war/ erwehlte mich aus sonderba-
ren Gnaden vor allen andern zu seiner Bedie-
nung/ und zugleich nur fünff wolgesetzte Klepper
zur Reise/ nebst zwey Reitknechten/ welche er alle
wol ausrüstete/ sich aber ließ er ein kostbar Jn-
dianisch Kleid verfertigen/ welches ich hernach
bey Erzehlung von dessen Gebrauch beschreiben
wil. Das vornehmste Bedencken bey unserer
Reise/ war die Frage/ Wohin? Und ob ich gleich
meinem Printzen fast alle Winckel der Welt her-
erzehlte/ so war ihm doch kein Ort gelegen/ in wel-
chem er sattsames Vergnügen zu haben vermeyn-
te. Seine meiste Begierde stund dahin/ sich in
Kriegs-Dienste einzulassen/ es war aber damals
in Asien eine solche friedsame Zeit/ daß ein Sol-
date gar nicht fortkommen kunte. Und unsert
wegen wolte auch niemand keinen Krieg anfan-

gen.

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſondern befahl dem Scandor/ ſeinem Begehren
nachzuleben/ und alles/ was ihm wiſſend waͤre/ zu
erzehlen. Demnach ſetzte er ſich abermals etwas
abſeits/ und erzehlte die

Lieb-und Lebens-Geſchichte Printz Ba-
lacins und der Princeßin Baniſen.

WJr ſind geſtern bey dem traurigen Abſchiede
des Printzen von ſeiner geliebten Fraͤulein
Schweſter/ der Princeßin Higvanama/ geblie-
ben: Nun wenden wir uns zu unſerer Zuruͤ-
ſtung und Abreiſe von Ava. Mein Printz/ als
welcher meiner Treue und Hertzhafftigkeit ſatt-
ſam verſichert war/ erwehlte mich aus ſonderba-
ren Gnaden vor allen andern zu ſeiner Bedie-
nung/ und zugleich nur fuͤnff wolgeſetzte Klepper
zur Reiſe/ nebſt zwey Reitknechten/ welche er alle
wol ausruͤſtete/ ſich aber ließ er ein koſtbar Jn-
dianiſch Kleid verfertigen/ welches ich hernach
bey Erzehlung von deſſen Gebrauch beſchreiben
wil. Das vornehmſte Bedencken bey unſerer
Reiſe/ war die Frage/ Wohin? Und ob ich gleich
meinem Printzen faſt alle Winckel der Welt her-
erzehlte/ ſo war ihm doch kein Ort gelegen/ in wel-
chem er ſattſames Vergnuͤgen zu haben vermeyn-
te. Seine meiſte Begierde ſtund dahin/ ſich in
Kriegs-Dienſte einzulaſſen/ es war aber damals
in Aſien eine ſolche friedſame Zeit/ daß ein Sol-
date gar nicht fortkommen kunte. Und unſert
wegen wolte auch niemand keinen Krieg anfan-

gen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ondern befahl dem Scandor/ &#x017F;einem Begehren<lb/>
nachzuleben/ und alles/ was ihm wi&#x017F;&#x017F;end wa&#x0364;re/ zu<lb/>
erzehlen. Demnach &#x017F;etzte er &#x017F;ich abermals etwas<lb/>
ab&#x017F;eits/ und erzehlte die</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Lieb-und Lebens-Ge&#x017F;chichte Printz Ba-<lb/>
lacins und der Princeßin Bani&#x017F;en.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>Jr &#x017F;ind ge&#x017F;tern bey dem traurigen Ab&#x017F;chiede<lb/>
des Printzen von &#x017F;einer geliebten Fra&#x0364;ulein<lb/>
Schwe&#x017F;ter/ der Princeßin Higvanama/ geblie-<lb/>
ben: Nun wenden wir uns zu un&#x017F;erer Zuru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tung und Abrei&#x017F;e von Ava. Mein Printz/ als<lb/>
welcher meiner Treue und Hertzhafftigkeit &#x017F;att-<lb/>
&#x017F;am ver&#x017F;ichert war/ erwehlte mich aus &#x017F;onderba-<lb/>
ren Gnaden vor allen andern zu &#x017F;einer Bedie-<lb/>
nung/ und zugleich nur fu&#x0364;nff wolge&#x017F;etzte Klepper<lb/>
zur Rei&#x017F;e/ neb&#x017F;t zwey Reitknechten/ welche er alle<lb/>
wol ausru&#x0364;&#x017F;tete/ &#x017F;ich aber ließ er ein ko&#x017F;tbar Jn-<lb/>
diani&#x017F;ch Kleid verfertigen/ welches ich hernach<lb/>
bey Erzehlung von de&#x017F;&#x017F;en Gebrauch be&#x017F;chreiben<lb/>
wil. Das vornehm&#x017F;te Bedencken bey un&#x017F;erer<lb/>
Rei&#x017F;e/ war die Frage/ Wohin? Und ob ich gleich<lb/>
meinem Printzen fa&#x017F;t alle Winckel der Welt her-<lb/>
erzehlte/ &#x017F;o war ihm doch kein Ort gelegen/ in wel-<lb/>
chem er &#x017F;att&#x017F;ames Vergnu&#x0364;gen zu haben vermeyn-<lb/>
te. Seine mei&#x017F;te Begierde &#x017F;tund dahin/ &#x017F;ich in<lb/>
Kriegs-Dien&#x017F;te einzula&#x017F;&#x017F;en/ es war aber damals<lb/>
in A&#x017F;ien eine &#x017F;olche fried&#x017F;ame Zeit/ daß ein Sol-<lb/>
date gar nicht fortkommen kunte. Und un&#x017F;ert<lb/>
wegen wolte auch niemand keinen Krieg anfan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0170] Der Aſiatiſchen Baniſe. ſondern befahl dem Scandor/ ſeinem Begehren nachzuleben/ und alles/ was ihm wiſſend waͤre/ zu erzehlen. Demnach ſetzte er ſich abermals etwas abſeits/ und erzehlte die Lieb-und Lebens-Geſchichte Printz Ba- lacins und der Princeßin Baniſen. WJr ſind geſtern bey dem traurigen Abſchiede des Printzen von ſeiner geliebten Fraͤulein Schweſter/ der Princeßin Higvanama/ geblie- ben: Nun wenden wir uns zu unſerer Zuruͤ- ſtung und Abreiſe von Ava. Mein Printz/ als welcher meiner Treue und Hertzhafftigkeit ſatt- ſam verſichert war/ erwehlte mich aus ſonderba- ren Gnaden vor allen andern zu ſeiner Bedie- nung/ und zugleich nur fuͤnff wolgeſetzte Klepper zur Reiſe/ nebſt zwey Reitknechten/ welche er alle wol ausruͤſtete/ ſich aber ließ er ein koſtbar Jn- dianiſch Kleid verfertigen/ welches ich hernach bey Erzehlung von deſſen Gebrauch beſchreiben wil. Das vornehmſte Bedencken bey unſerer Reiſe/ war die Frage/ Wohin? Und ob ich gleich meinem Printzen faſt alle Winckel der Welt her- erzehlte/ ſo war ihm doch kein Ort gelegen/ in wel- chem er ſattſames Vergnuͤgen zu haben vermeyn- te. Seine meiſte Begierde ſtund dahin/ ſich in Kriegs-Dienſte einzulaſſen/ es war aber damals in Aſien eine ſolche friedſame Zeit/ daß ein Sol- date gar nicht fortkommen kunte. Und unſert wegen wolte auch niemand keinen Krieg anfan- gen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/170
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/170>, abgerufen am 21.11.2024.