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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstend Buch.
antraffen. Noch selbten Abend ward eine Leib-
wacht von funfzig Mann vor unsere Thüre ge-
stellet/ welche in zwey Reihen sich längsthin auff
die Erden setzten/ und ihre Rüstung vor sich auff
Stangen hiengen. Jngleichen erschienen zwölf
Königl. Bedienten in langen weissen Röcken mit
goldnen Binden/ welche Königl. Befehl hatten/
unsern Printzen zu bedienen. An Speise und
Tranck fehlte es auch nicht/ und lebten wir in so
erwündschtem Zustande/ daß wir es ewig begehr-
ten. Folgenden Morgen übersendete der Käyser
unserm Printzen zehn schöne Pferde/ so gut sie nach
hiesiger Landes-Art unter den besten kunten aus-
gelesen werden/ nebst zweyen grossen und wohlge-
putzten Elephanten/ um/ wie er zugleich vermel-
den ließ/ den geringsten Verlust des Pferdes in
etwas zu ersetzen. Diesen waren zugleich gnug-
same Wärter und Futter beygefüget/ welche der
König als leibeigen mit gab. Das beste aber/
welches ein Kämmerling überbrachte/ waren(+)
tausend Bizen güldene Müntze/ daß sich also der
Printz sehr wohl/ und Standes-mäßig aufffüh-
ren konte. Jnmittelst verlangte der Printz sehr
nach Hofe/ wohin aber ohne Käyserlichen Be-
fehl niemand kommen durffte/ und muste in die-
sem Verlangen auch mein Printz drey Tage ver-
harren/ nach deren Verfliessung ihm endlich an-
gedeutet ward/ der Käyser verlange ihn zu sehen.

Da
(+) Ein Bizen wieget 2. Pfund/ 5. Untzen Gold/ Ve-
nedischen Gewichts.
L 5

Erſtend Buch.
antraffen. Noch ſelbten Abend ward eine Leib-
wacht von funfzig Mann vor unſere Thuͤre ge-
ſtellet/ welche in zwey Reihen ſich laͤngſthin auff
die Erden ſetzten/ und ihre Ruͤſtung vor ſich auff
Stangen hiengen. Jngleichen erſchienen zwoͤlf
Koͤnigl. Bedienten in langen weiſſen Roͤcken mit
goldnen Binden/ welche Koͤnigl. Befehl hatten/
unſern Printzen zu bedienen. An Speiſe und
Tranck fehlte es auch nicht/ und lebten wir in ſo
erwuͤndſchtem Zuſtande/ daß wir es ewig begehr-
ten. Folgenden Morgen uͤberſendete der Kaͤyſer
unſerm Printzen zehn ſchoͤne Pferde/ ſo gut ſie nach
hieſiger Landes-Art unter den beſten kunten aus-
geleſen werden/ nebſt zweyen groſſen und wohlge-
putzten Elephanten/ um/ wie er zugleich vermel-
den ließ/ den geringſten Verluſt des Pferdes in
etwas zu erſetzen. Dieſen waren zugleich gnug-
ſame Waͤrter und Futter beygefuͤget/ welche der
Koͤnig als leibeigen mit gab. Das beſte aber/
welches ein Kaͤmmerling uͤberbrachte/ waren(†)
tauſend Bizen guͤldene Muͤntze/ daß ſich alſo der
Printz ſehr wohl/ und Standes-maͤßig aufffuͤh-
ren konte. Jnmittelſt verlangte der Printz ſehr
nach Hofe/ wohin aber ohne Kaͤyſerlichen Be-
fehl niemand kommen durffte/ und muſte in die-
ſem Verlangen auch mein Printz drey Tage ver-
harren/ nach deren Verflieſſung ihm endlich an-
gedeutet ward/ der Kaͤyſer verlange ihn zu ſehen.

Da
(†) Ein Bizen wieget 2. Pfund/ 5. Untzen Gold/ Ve-
nediſchen Gewichts.
L 5
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[169/0189] Erſtend Buch. antraffen. Noch ſelbten Abend ward eine Leib- wacht von funfzig Mann vor unſere Thuͤre ge- ſtellet/ welche in zwey Reihen ſich laͤngſthin auff die Erden ſetzten/ und ihre Ruͤſtung vor ſich auff Stangen hiengen. Jngleichen erſchienen zwoͤlf Koͤnigl. Bedienten in langen weiſſen Roͤcken mit goldnen Binden/ welche Koͤnigl. Befehl hatten/ unſern Printzen zu bedienen. An Speiſe und Tranck fehlte es auch nicht/ und lebten wir in ſo erwuͤndſchtem Zuſtande/ daß wir es ewig begehr- ten. Folgenden Morgen uͤberſendete der Kaͤyſer unſerm Printzen zehn ſchoͤne Pferde/ ſo gut ſie nach hieſiger Landes-Art unter den beſten kunten aus- geleſen werden/ nebſt zweyen groſſen und wohlge- putzten Elephanten/ um/ wie er zugleich vermel- den ließ/ den geringſten Verluſt des Pferdes in etwas zu erſetzen. Dieſen waren zugleich gnug- ſame Waͤrter und Futter beygefuͤget/ welche der Koͤnig als leibeigen mit gab. Das beſte aber/ welches ein Kaͤmmerling uͤberbrachte/ waren (†) tauſend Bizen guͤldene Muͤntze/ daß ſich alſo der Printz ſehr wohl/ und Standes-maͤßig aufffuͤh- ren konte. Jnmittelſt verlangte der Printz ſehr nach Hofe/ wohin aber ohne Kaͤyſerlichen Be- fehl niemand kommen durffte/ und muſte in die- ſem Verlangen auch mein Printz drey Tage ver- harren/ nach deren Verflieſſung ihm endlich an- gedeutet ward/ der Kaͤyſer verlange ihn zu ſehen. Da (†) Ein Bizen wieget 2. Pfund/ 5. Untzen Gold/ Ve- nediſchen Gewichts. L 5

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/189>, abgerufen am 17.06.2024.