Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. ben ward: also mißfallen mir an dieser nicht we-nig die röthlich-scheinenden Haare/ welche nicht selten einen bösen Sinn verrathen. Und wie jenes Angesichte durch eine runde Gestalt seine anmuthige Vollkommenheit darstellete: also ü- berschreitet dieses durch einige Länge die Grentzen der Schönheit. Jhre Augen sind zwar mehr schwartz als blau/ iedoch sind sie nur wie ausge- leschte Kohlen/ bey denen sich kein Schwefel der Liebe entzünden kan. Jhre Lippen sind zwar Co- rallen ohne Magnet/ und ihre Wangen ein mit Rosen allzu häuffig überstreutes Feld. Jn Sum- ma/ es mißfället mir etwas an ihr/ welches ich selber nicht verstehe noch sagen kan J. hre Freund- ligkeit ist mir zu wider/ und ihr Schönstes komt mir verdrießlich vor/ ob ich sie gleich nur kurtze Zeit betrachten können. Weßwegen ich denn lieber alle Cronen entbehren/ ja sterben/ ehe ich mir das Heyraths-Band zu einer Sclaven-Kette ma- chen wil. Diesem kräfftigen Einwurffe und festem Vorsatze befand ich mich damals zu schwach/ gnugsam zu widerstehen: Dahero es mir sehr gelegen war/ als sich der General Ran- gustan/ und gegenwärtiger Herr Talemon/ da- maliger Reichs-Schatzmeister/ anmeldeten/ wel- che der Printz alsobald vor sich ließ. Dieser Ran- gustan war nun eben derjenige Ritter/ welchem wir nebst dem Xemindo das Leben erhalten hat- ten/ dahero er noch den Arm in einer Binde tra- gen muste/ und sich an unterschiedenen Fleisch- Wun- M
Erſtes Buch. ben ward: alſo mißfallen mir an dieſer nicht we-nig die roͤthlich-ſcheinenden Haare/ welche nicht ſelten einen boͤſen Sinn verrathen. Und wie jenes Angeſichte durch eine runde Geſtalt ſeine anmuthige Vollkommenheit darſtellete: alſo uͤ- berſchreitet dieſes durch einige Laͤnge die Grentzen der Schoͤnheit. Jhre Augen ſind zwar mehr ſchwartz als blau/ iedoch ſind ſie nur wie ausge- leſchte Kohlen/ bey denen ſich kein Schwefel der Liebe entzuͤnden kan. Jhre Lippen ſind zwar Co- rallen ohne Magnet/ und ihre Wangen ein mit Roſen allzu haͤuffig uͤberſtreutes Feld. Jn Sum- ma/ es mißfaͤllet mir etwas an ihr/ welches ich ſelber nicht verſtehe noch ſagen kan J. hre Freund- ligkeit iſt mir zu wider/ und ihr Schoͤnſtes komt mir verdrießlich vor/ ob ich ſie gleich nur kurtze Zeit betrachten koͤnnen. Weßwegen ich denn lieber alle Cronen entbehren/ ja ſterben/ ehe ich mir das Heyraths-Band zu einer Sclaven-Kette ma- chen wil. Dieſem kraͤfftigen Einwurffe und feſtem Vorſatze befand ich mich damals zu ſchwach/ gnugſam zu widerſtehen: Dahero es mir ſehr gelegen war/ als ſich der General Ran- guſtan/ und gegenwaͤrtiger Herr Talemon/ da- maliger Reichs-Schatzmeiſter/ anmeldeten/ wel- che der Printz alſobald vor ſich ließ. Dieſer Ran- guſtan war nun eben derjenige Ritter/ welchem wir nebſt dem Xemindo das Leben erhalten hat- ten/ dahero er noch den Arm in einer Binde tra- gen muſte/ und ſich an unterſchiedenen Fleiſch- Wun- M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0197" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> ben ward: alſo mißfallen mir an dieſer nicht we-<lb/> nig die roͤthlich-ſcheinenden Haare/ welche nicht<lb/> ſelten einen boͤſen Sinn verrathen. Und wie<lb/> jenes Angeſichte durch eine runde Geſtalt ſeine<lb/> anmuthige Vollkommenheit darſtellete: alſo uͤ-<lb/> berſchreitet dieſes durch einige Laͤnge die Grentzen<lb/> der Schoͤnheit. Jhre Augen ſind zwar mehr<lb/> ſchwartz als blau/ iedoch ſind ſie nur wie ausge-<lb/> leſchte Kohlen/ bey denen ſich kein Schwefel der<lb/> Liebe entzuͤnden kan. Jhre Lippen ſind zwar Co-<lb/> rallen ohne Magnet/ und ihre Wangen ein mit<lb/> Roſen allzu haͤuffig uͤberſtreutes Feld. Jn Sum-<lb/> ma/ es mißfaͤllet mir etwas an ihr/ welches ich<lb/> ſelber nicht verſtehe noch ſagen kan J. hre Freund-<lb/> ligkeit iſt mir zu wider/ und ihr Schoͤnſtes komt<lb/> mir verdrießlich vor/ ob ich ſie gleich nur kurtze Zeit<lb/> betrachten koͤnnen. Weßwegen ich denn lieber<lb/> alle Cronen entbehren/ ja ſterben/ ehe ich mir das<lb/> Heyraths-Band zu einer Sclaven-Kette ma-<lb/> chen wil. Dieſem kraͤfftigen Einwurffe und<lb/> feſtem Vorſatze befand ich mich damals zu<lb/> ſchwach/ gnugſam zu widerſtehen: Dahero es<lb/> mir ſehr gelegen war/ als ſich der General Ran-<lb/> guſtan/ und gegenwaͤrtiger Herr Talemon/ da-<lb/> maliger Reichs-Schatzmeiſter/ anmeldeten/ wel-<lb/> che der Printz alſobald vor ſich ließ. Dieſer Ran-<lb/> guſtan war nun eben derjenige Ritter/ welchem<lb/> wir nebſt dem Xemindo das Leben erhalten hat-<lb/> ten/ dahero er noch den Arm in einer Binde tra-<lb/> gen muſte/ und ſich an unterſchiedenen Fleiſch-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M</fw><fw place="bottom" type="catch">Wun-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0197]
Erſtes Buch.
ben ward: alſo mißfallen mir an dieſer nicht we-
nig die roͤthlich-ſcheinenden Haare/ welche nicht
ſelten einen boͤſen Sinn verrathen. Und wie
jenes Angeſichte durch eine runde Geſtalt ſeine
anmuthige Vollkommenheit darſtellete: alſo uͤ-
berſchreitet dieſes durch einige Laͤnge die Grentzen
der Schoͤnheit. Jhre Augen ſind zwar mehr
ſchwartz als blau/ iedoch ſind ſie nur wie ausge-
leſchte Kohlen/ bey denen ſich kein Schwefel der
Liebe entzuͤnden kan. Jhre Lippen ſind zwar Co-
rallen ohne Magnet/ und ihre Wangen ein mit
Roſen allzu haͤuffig uͤberſtreutes Feld. Jn Sum-
ma/ es mißfaͤllet mir etwas an ihr/ welches ich
ſelber nicht verſtehe noch ſagen kan J. hre Freund-
ligkeit iſt mir zu wider/ und ihr Schoͤnſtes komt
mir verdrießlich vor/ ob ich ſie gleich nur kurtze Zeit
betrachten koͤnnen. Weßwegen ich denn lieber
alle Cronen entbehren/ ja ſterben/ ehe ich mir das
Heyraths-Band zu einer Sclaven-Kette ma-
chen wil. Dieſem kraͤfftigen Einwurffe und
feſtem Vorſatze befand ich mich damals zu
ſchwach/ gnugſam zu widerſtehen: Dahero es
mir ſehr gelegen war/ als ſich der General Ran-
guſtan/ und gegenwaͤrtiger Herr Talemon/ da-
maliger Reichs-Schatzmeiſter/ anmeldeten/ wel-
che der Printz alſobald vor ſich ließ. Dieſer Ran-
guſtan war nun eben derjenige Ritter/ welchem
wir nebſt dem Xemindo das Leben erhalten hat-
ten/ dahero er noch den Arm in einer Binde tra-
gen muſte/ und ſich an unterſchiedenen Fleiſch-
Wun-
M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |