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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
ner Gedancken zu stören/ da ihn denn der Printz
sofort anredete: Mein Scandor/ wir befinden
uns beyderseits am fremden Orte/ und dazu in
Feindes Lande/ da wir nichts mehrers als guter
und wahrer Freunde benöthiget seyn: Nun hal-
te ich davor/ es sey keine höhere Freundschafft/ als
die eheliche/ worzu du leichte gelangen/ und mir
und dir dadurch in allen bevorstehenden Zufällen
beförderlich seyn köntest. Gnädigster Herr/ er-
wiederte Scandor/ ich weiß nicht/ wie sie auf die-
se Gedancken gerathen: Wenn mir nicht dero
hoher Sinn bekandt wäre/ so wolte ich meynen/
ihr Rath gienge dahin/ ich solte mir einen Nagel
einschlagen/ woran sie bißweilen ihren Haupt-
Bund hengen könten. Nein/ versetzte der Printz/
mein Scandor/ es hat gar nicht diese tadelhaffte
Meynung/ sondern ich bin bedacht/ dir zu rathen/
und mir zu helffen/ auf eine solche Art/ welche ein
gutes Absehen hat/ derowegen wirst du die Sache
wohl überlegen/ und dich aller Gnade dabey von
mir versichern. Gnädigster Herr/ war des Scan-
dors Antwort/ die Zeiten sind gefährlich/ und die
vielen Beyspiele gekrönter Häupter schrecken mich
von dem Verlangen solcher Würde. Solte ich
nun meines bißgen Korns halben eine eigene Müh-
le bauen/ so fürchte ich immer/ es möchten die
Nachbarn fremde Getreyde aufschütten/ und wild
Wasser meine Räder treiben. Dieses halte ich
nun nicht vor rathsam/ ob ich mir zwar in allem
zu gehorsamen vorgenommen habe. Närrischer

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Anderes Buch.
ner Gedancken zu ſtoͤren/ da ihn denn der Printz
ſofort anredete: Mein Scandor/ wir befinden
uns beyderſeits am fremden Orte/ und dazu in
Feindes Lande/ da wir nichts mehrers als guter
und wahrer Freunde benoͤthiget ſeyn: Nun hal-
te ich davor/ es ſey keine hoͤhere Freundſchafft/ als
die eheliche/ worzu du leichte gelangen/ und mir
und dir dadurch in allen bevorſtehenden Zufaͤllen
befoͤrderlich ſeyn koͤnteſt. Gnaͤdigſter Herr/ er-
wiederte Scandor/ ich weiß nicht/ wie ſie auf die-
ſe Gedancken gerathen: Wenn mir nicht dero
hoher Sinn bekandt waͤre/ ſo wolte ich meynen/
ihr Rath gienge dahin/ ich ſolte mir einen Nagel
einſchlagen/ woran ſie bißweilen ihren Haupt-
Bund hengen koͤnten. Nein/ verſetzte der Printz/
mein Scandor/ es hat gar nicht dieſe tadelhaffte
Meynung/ ſondern ich bin bedacht/ dir zu rathen/
und mir zu helffen/ auf eine ſolche Art/ welche ein
gutes Abſehen hat/ derowegen wirſt du die Sache
wohl uͤberlegen/ und dich aller Gnade dabey von
mir verſichern. Gnaͤdigſter Herr/ war des Scan-
dors Antwort/ die Zeiten ſind gefaͤhrlich/ und die
vielen Beyſpiele gekroͤnter Haͤupter ſchꝛecken mich
von dem Verlangen ſolcher Wuͤrde. Solte ich
nun meines bißgen Koꝛns halben eine eigene Muͤh-
le bauen/ ſo fuͤrchte ich immer/ es moͤchten die
Nachbarn fremde Getꝛeyde aufſchuͤtten/ und wild
Waſſer meine Raͤder treiben. Dieſes halte ich
nun nicht vor rathſam/ ob ich mir zwar in allem
zu gehorſamen vorgenommen habe. Naͤrriſcher

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[289/0309] Anderes Buch. ner Gedancken zu ſtoͤren/ da ihn denn der Printz ſofort anredete: Mein Scandor/ wir befinden uns beyderſeits am fremden Orte/ und dazu in Feindes Lande/ da wir nichts mehrers als guter und wahrer Freunde benoͤthiget ſeyn: Nun hal- te ich davor/ es ſey keine hoͤhere Freundſchafft/ als die eheliche/ worzu du leichte gelangen/ und mir und dir dadurch in allen bevorſtehenden Zufaͤllen befoͤrderlich ſeyn koͤnteſt. Gnaͤdigſter Herr/ er- wiederte Scandor/ ich weiß nicht/ wie ſie auf die- ſe Gedancken gerathen: Wenn mir nicht dero hoher Sinn bekandt waͤre/ ſo wolte ich meynen/ ihr Rath gienge dahin/ ich ſolte mir einen Nagel einſchlagen/ woran ſie bißweilen ihren Haupt- Bund hengen koͤnten. Nein/ verſetzte der Printz/ mein Scandor/ es hat gar nicht dieſe tadelhaffte Meynung/ ſondern ich bin bedacht/ dir zu rathen/ und mir zu helffen/ auf eine ſolche Art/ welche ein gutes Abſehen hat/ derowegen wirſt du die Sache wohl uͤberlegen/ und dich aller Gnade dabey von mir verſichern. Gnaͤdigſter Herr/ war des Scan- dors Antwort/ die Zeiten ſind gefaͤhrlich/ und die vielen Beyſpiele gekroͤnter Haͤupter ſchꝛecken mich von dem Verlangen ſolcher Wuͤrde. Solte ich nun meines bißgen Koꝛns halben eine eigene Muͤh- le bauen/ ſo fuͤrchte ich immer/ es moͤchten die Nachbarn fremde Getꝛeyde aufſchuͤtten/ und wild Waſſer meine Raͤder treiben. Dieſes halte ich nun nicht vor rathſam/ ob ich mir zwar in allem zu gehorſamen vorgenommen habe. Naͤrriſcher Men- T

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/309>, abgerufen am 22.11.2024.