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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
welches seine langen Ohren vor Hörner ansiehet/
war des Printzen ferneres Einreden/ so ja aber ei-
ne ungewisse Furcht solche Anmuth in dir verban-
net/ so nim dir eine etwas ungestalte/ welche dir
vor übriger Besuchung sattsame Sicherheit schaffen
wird. Auch dieses läst sich hören/ gnädigster Herr/
erwiederte Scandor/ denn eine heßliche Frau
ist wie ein Fleischerstock/ welcher nicht gestohlen
wird/ ob er gleich Tag und Nacht vor der Thüre
stehet; Allein hierdurch thue ich mir selbst das
grösseste Unrecht/ indem ich mir solche Waare
gekaufft hätte/ welche andere Leute verachtet ha-
ben/ und müste ich eine solche Larve stets vor mir
sehen/ da ich des Küssens vor Eckel nicht gedencken
wil. Jch achte mich aber auch deßwegen nicht
allzu sicher; denn wie ein ungestalter Leib öffters
ein unartiges Gemüthe/ und ein heßliches Ge-
sichte mehrentheils ein verliebtes Hertze andeutet/
so müste ich besorgen/ zumahl wenn ich sie unmög-
lich lieben könte/ es möchte sich doch wohl ein nie-
driges Gemüthe in meine Freundschafft eindrin-
gen/ und solte es auch mir zum Verdruß gesche-
hen. Jch gebe dir endlich hierinnen Beyfall/ ver-
längerte der Printz diese Unterredung; diesem a-
ber nun vorzukommen/ so heyrathe eine Wittbe/
welche nicht allein ihren Verstand durch die Jah-
re erreichet/ sondern auch bereits die Jugend-Hi-
tze abgekühlet hat/ denn es heist: die Alten/ die
besten. So wäre es eben/ versetzte Scandor/
als wenn der gute Morgen zur Mitternacht kä-

me.
T 2

Anderes Buch.
welches ſeine langen Ohren vor Hoͤrner anſiehet/
war des Printzen ferneres Einreden/ ſo ja aber ei-
ne ungewiſſe Furcht ſolche Anmuth in dir verban-
net/ ſo nim dir eine etwas ungeſtalte/ welche dir
voꝛ uͤbꝛigeꝛ Beſuchung ſattſame Sicheꝛheit ſchaffẽ
wird. Auch dieſes laͤſt ſich hoͤren/ gnaͤdigſter Herr/
erwiederte Scandor/ denn eine heßliche Frau
iſt wie ein Fleiſcherſtock/ welcher nicht geſtohlen
wird/ ob er gleich Tag und Nacht vor der Thuͤre
ſtehet; Allein hierdurch thue ich mir ſelbſt das
groͤſſeſte Unrecht/ indem ich mir ſolche Waare
gekaufft haͤtte/ welche andere Leute verachtet ha-
ben/ und muͤſte ich eine ſolche Larve ſtets vor mir
ſehen/ da ich des Kuͤſſens vor Eckel nicht gedencken
wil. Jch achte mich aber auch deßwegen nicht
allzu ſicher; denn wie ein ungeſtalter Leib oͤffters
ein unartiges Gemuͤthe/ und ein heßliches Ge-
ſichte mehrentheils ein verliebtes Hertze andeutet/
ſo muͤſte ich beſorgen/ zumahl wenn ich ſie unmoͤg-
lich lieben koͤnte/ es moͤchte ſich doch wohl ein nie-
driges Gemuͤthe in meine Freundſchafft eindrin-
gen/ und ſolte es auch mir zum Verdruß geſche-
hen. Jch gebe dir endlich hierinnen Beyfall/ ver-
laͤngerte der Printz dieſe Unterredung; dieſem a-
ber nun vorzukommen/ ſo heyrathe eine Wittbe/
welche nicht allein ihren Verſtand durch die Jah-
re erreichet/ ſondern auch bereits die Jugend-Hi-
tze abgekuͤhlet hat/ denn es heiſt: die Alten/ die
beſten. So waͤre es eben/ verſetzte Scandor/
als wenn der gute Morgen zur Mitternacht kaͤ-

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[291/0311] Anderes Buch. welches ſeine langen Ohren vor Hoͤrner anſiehet/ war des Printzen ferneres Einreden/ ſo ja aber ei- ne ungewiſſe Furcht ſolche Anmuth in dir verban- net/ ſo nim dir eine etwas ungeſtalte/ welche dir voꝛ uͤbꝛigeꝛ Beſuchung ſattſame Sicheꝛheit ſchaffẽ wird. Auch dieſes laͤſt ſich hoͤren/ gnaͤdigſter Herr/ erwiederte Scandor/ denn eine heßliche Frau iſt wie ein Fleiſcherſtock/ welcher nicht geſtohlen wird/ ob er gleich Tag und Nacht vor der Thuͤre ſtehet; Allein hierdurch thue ich mir ſelbſt das groͤſſeſte Unrecht/ indem ich mir ſolche Waare gekaufft haͤtte/ welche andere Leute verachtet ha- ben/ und muͤſte ich eine ſolche Larve ſtets vor mir ſehen/ da ich des Kuͤſſens vor Eckel nicht gedencken wil. Jch achte mich aber auch deßwegen nicht allzu ſicher; denn wie ein ungeſtalter Leib oͤffters ein unartiges Gemuͤthe/ und ein heßliches Ge- ſichte mehrentheils ein verliebtes Hertze andeutet/ ſo muͤſte ich beſorgen/ zumahl wenn ich ſie unmoͤg- lich lieben koͤnte/ es moͤchte ſich doch wohl ein nie- driges Gemuͤthe in meine Freundſchafft eindrin- gen/ und ſolte es auch mir zum Verdruß geſche- hen. Jch gebe dir endlich hierinnen Beyfall/ ver- laͤngerte der Printz dieſe Unterredung; dieſem a- ber nun vorzukommen/ ſo heyrathe eine Wittbe/ welche nicht allein ihren Verſtand durch die Jah- re erreichet/ ſondern auch bereits die Jugend-Hi- tze abgekuͤhlet hat/ denn es heiſt: die Alten/ die beſten. So waͤre es eben/ verſetzte Scandor/ als wenn der gute Morgen zur Mitternacht kaͤ- me. T 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/311>, abgerufen am 22.11.2024.