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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
sam bist/ so wüste ich dir nicht besser zu rathen/
denn daß du eine reiche Frau heyrathest. Denn
geräth sie dir/ so ist das Glücke doppelt/ schlägt dir
aber deine Hoffnung an ihrer Person fehl/ so kanst
du dich doch an ihrem Gelde erhohlen/ und alles
Vergnügen darinnen finden. Ja wohl/ Gnä-
digster Herr/ beantwortete solches Scandor/ ein
reiches Weib ist leicht zu ernehren: Zudem ist
dieses eine Grund-Regul der heutigen Welt/ daß
ein Pfund Gold im Heyrathen/ einen Centner
Tugend überwiegen muß: Aber wehe dem/ der
ein Weib aus Liebe zum Gelde/ und nicht zur
Person nimt. Denn zu geschweigen/ wie offt ein
solches geitziges Auge durch den Nebel des pra-
lenden Vorwendens verblendet wird/ daß er zwar
den Sack bekömmt/ wie es aber ums Geld stehe/
hernach mit seinem Schaden erfähret; So ist
die Ehe doch schon halb verdorben/ ob gleich
Geld die Menge vorhanden ist. Denn ein Pferd/
welches seine Stärcke weiß/ lässet sich keinen
Menschen zäumen: und eine Frau/ welche ihr
Vermögen kennet/ wird vielweniger einem Mann
einer Spannen breit einräumen/ wodurch er sich
als Herr bezeugen könne: Also wird er mit dem
ersten Hochzeit-Tage/ wo nicht eher/ sein Scla-
venthum betreten/ und ein steter Befehl wird die
Richtschnur seines Lebens seyn. Ja es wäre
besser/ ein Mann ohne Geld/ als so viel Geld oh-
ne Mann zu seyn. Hier würde ich recht erfahren/
daß das Weiber-Regiment die älteste Monar-

chie
T 5

Anderes Buch.
ſam biſt/ ſo wuͤſte ich dir nicht beſſer zu rathen/
denn daß du eine reiche Frau heyratheſt. Denn
geraͤth ſie dir/ ſo iſt das Gluͤcke doppelt/ ſchlaͤgt dir
aber deine Hoffnung an ihrer Perſon fehl/ ſo kanſt
du dich doch an ihrem Gelde erhohlen/ und alles
Vergnuͤgen darinnen finden. Ja wohl/ Gnaͤ-
digſter Herr/ beantwortete ſolches Scandor/ ein
reiches Weib iſt leicht zu ernehren: Zudem iſt
dieſes eine Grund-Regul der heutigen Welt/ daß
ein Pfund Gold im Heyrathen/ einen Centner
Tugend uͤberwiegen muß: Aber wehe dem/ der
ein Weib aus Liebe zum Gelde/ und nicht zur
Perſon nimt. Denn zu geſchweigen/ wie offt ein
ſolches geitziges Auge durch den Nebel des pra-
lenden Vorwendens verblendet wird/ daß er zwar
den Sack bekoͤmmt/ wie es aber ums Geld ſtehe/
hernach mit ſeinem Schaden erfaͤhret; So iſt
die Ehe doch ſchon halb verdorben/ ob gleich
Geld die Menge vorhanden iſt. Denn ein Pferd/
welches ſeine Staͤrcke weiß/ laͤſſet ſich keinen
Menſchen zaͤumen: und eine Frau/ welche ihr
Vermoͤgen kennet/ wird vielweniger einem Mañ
einer Spannen breit einraͤumen/ wodurch er ſich
als Herr bezeugen koͤnne: Alſo wird er mit dem
erſten Hochzeit-Tage/ wo nicht eher/ ſein Scla-
venthum betreten/ und ein ſteter Befehl wird die
Richtſchnur ſeines Lebens ſeyn. Ja es waͤre
beſſer/ ein Mann ohne Geld/ als ſo viel Geld oh-
ne Mann zu ſeyn. Hier wuͤrde ich recht erfahren/
daß das Weiber-Regiment die aͤlteſte Monar-

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T 5
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[297/0317] Anderes Buch. ſam biſt/ ſo wuͤſte ich dir nicht beſſer zu rathen/ denn daß du eine reiche Frau heyratheſt. Denn geraͤth ſie dir/ ſo iſt das Gluͤcke doppelt/ ſchlaͤgt dir aber deine Hoffnung an ihrer Perſon fehl/ ſo kanſt du dich doch an ihrem Gelde erhohlen/ und alles Vergnuͤgen darinnen finden. Ja wohl/ Gnaͤ- digſter Herr/ beantwortete ſolches Scandor/ ein reiches Weib iſt leicht zu ernehren: Zudem iſt dieſes eine Grund-Regul der heutigen Welt/ daß ein Pfund Gold im Heyrathen/ einen Centner Tugend uͤberwiegen muß: Aber wehe dem/ der ein Weib aus Liebe zum Gelde/ und nicht zur Perſon nimt. Denn zu geſchweigen/ wie offt ein ſolches geitziges Auge durch den Nebel des pra- lenden Vorwendens verblendet wird/ daß er zwar den Sack bekoͤmmt/ wie es aber ums Geld ſtehe/ hernach mit ſeinem Schaden erfaͤhret; So iſt die Ehe doch ſchon halb verdorben/ ob gleich Geld die Menge vorhanden iſt. Denn ein Pferd/ welches ſeine Staͤrcke weiß/ laͤſſet ſich keinen Menſchen zaͤumen: und eine Frau/ welche ihr Vermoͤgen kennet/ wird vielweniger einem Mañ einer Spannen breit einraͤumen/ wodurch er ſich als Herr bezeugen koͤnne: Alſo wird er mit dem erſten Hochzeit-Tage/ wo nicht eher/ ſein Scla- venthum betreten/ und ein ſteter Befehl wird die Richtſchnur ſeines Lebens ſeyn. Ja es waͤre beſſer/ ein Mann ohne Geld/ als ſo viel Geld oh- ne Mann zu ſeyn. Hier wuͤrde ich recht erfahren/ daß das Weiber-Regiment die aͤlteſte Monar- chie T 5

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/317>, abgerufen am 22.11.2024.