Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Klage nicht vor GOttes Ohren gelangen möge/welche du etwan droben im Himmel wieder ihn anstrengen möchtest. Hiernechst verheisset er/ die dir zugefügte Unbilligkeit solcher gestalt zu büs- sen/ daß er auff der Pilgerfarth dieses zeitlichen Lebens/ über dieses dein Reich Pegu nur Wäch- ter und Hauptmann seyn/ und selbiges von dir zur Lehen empfangen wolle. Wie er dann dir hier- mit den Eyd der Treue leistet/ dem/ was du ihm aus dem Himmel wirst gebieten/ ieder- zeit auff Erden getreulich nachzuleben/ und zwar mit dieser Bedingung/ daß du ihm mögest zn seinem Unterhalt von allen dem/ was von den Zöllen einkömt/ nur Allmosen reichen/ weil ihm sehr wohl bewust/ daß ihm anderer gestalt die Be- sitzung des Reiches nicht erlaubet ist/ die Meni Grepos auch sonsten weder drein willigen/ noch ihm in seiner letzten Stunde die Sünden verge- ben würden. Hierauff vertrat einer aus den fürnehmsten Priestern des Entleibten Selle/ und trieben gleichsam wie ein Gauckelspiel mit dem todten Cörper/ indem er diese Antwort ertheilte: Nachdem du deine Mißhandlung bereuest/ und in gegenwärtiger öffentlicher Versamlung mir Abbitte thust: wohlan! so sey dir hiermit alle Verzeihung von mir gerne und willig ertheilet/ und als dem künfftigen Hirten meiner Heerde/ dieses mein Königreich überlassen/ mit angeheng- ter Bedingung/ daß du dein beschwornes Ver- sprechen unverbrüchlich haltest; widrigen Falles wür-
Der Aſiatiſchen Baniſe. Klage nicht vor GOttes Ohren gelangen moͤge/welche du etwan droben im Himmel wieder ihn anſtrengen moͤchteſt. Hiernechſt verheiſſet er/ die dir zugefuͤgte Unbilligkeit ſolcher geſtalt zu buͤſ- ſen/ daß er auff der Pilgerfarth dieſes zeitlichen Lebens/ uͤber dieſes dein Reich Pegu nur Waͤch- ter und Hauptmann ſeyn/ und ſelbiges von dir zur Lehen empfangen wolle. Wie er dann dir hier- mit den Eyd der Treue leiſtet/ dem/ was du ihm aus dem Himmel wirſt gebieten/ ieder- zeit auff Erden getreulich nachzuleben/ und zwar mit dieſer Bedingung/ daß du ihm moͤgeſt zn ſeinem Unterhalt von allen dem/ was von den Zoͤllen einkoͤmt/ nur Allmoſen reichen/ weil ihm ſehr wohl bewuſt/ daß ihm anderer geſtalt die Be- ſitzung des Reiches nicht erlaubet iſt/ die Meni Grepos auch ſonſten weder drein willigen/ noch ihm in ſeiner letzten Stunde die Suͤnden verge- ben wuͤrden. Hierauff vertrat einer aus den fuͤrnehmſten Prieſtern des Entleibten Selle/ und trieben gleichſam wie ein Gauckelſpiel mit dem todten Coͤrper/ indem er dieſe Antwort ertheilte: Nachdem du deine Mißhandlung bereueſt/ und in gegenwaͤrtiger oͤffentlicher Verſamlung mir Abbitte thuſt: wohlan! ſo ſey dir hiermit alle Verzeihung von mir gerne und willig ertheilet/ und als dem kuͤnfftigen Hirten meiner Heerde/ dieſes mein Koͤnigreich uͤberlaſſen/ mit angeheng- ter Bedingung/ daß du dein beſchwornes Ver- ſprechen unverbruͤchlich halteſt; widrigen Falles wuͤr-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Klage nicht vor GOttes Ohren gelangen moͤge/
welche du etwan droben im Himmel wieder ihn
anſtrengen moͤchteſt. Hiernechſt verheiſſet er/
die dir zugefuͤgte Unbilligkeit ſolcher geſtalt zu buͤſ-
ſen/ daß er auff der Pilgerfarth dieſes zeitlichen
Lebens/ uͤber dieſes dein Reich Pegu nur Waͤch-
ter und Hauptmann ſeyn/ und ſelbiges von dir zur
Lehen empfangen wolle. Wie er dann dir hier-
mit den Eyd der Treue leiſtet/ dem/ was du
ihm aus dem Himmel wirſt gebieten/ ieder-
zeit auff Erden getreulich nachzuleben/ und
zwar mit dieſer Bedingung/ daß du ihm moͤgeſt
zn ſeinem Unterhalt von allen dem/ was von den
Zoͤllen einkoͤmt/ nur Allmoſen reichen/ weil ihm
ſehr wohl bewuſt/ daß ihm anderer geſtalt die Be-
ſitzung des Reiches nicht erlaubet iſt/ die Meni
Grepos auch ſonſten weder drein willigen/ noch
ihm in ſeiner letzten Stunde die Suͤnden verge-
ben wuͤrden. Hierauff vertrat einer aus den
fuͤrnehmſten Prieſtern des Entleibten Selle/ und
trieben gleichſam wie ein Gauckelſpiel mit dem
todten Coͤrper/ indem er dieſe Antwort ertheilte:
Nachdem du deine Mißhandlung bereueſt/ und
in gegenwaͤrtiger oͤffentlicher Verſamlung mir
Abbitte thuſt: wohlan! ſo ſey dir hiermit alle
Verzeihung von mir gerne und willig ertheilet/
und als dem kuͤnfftigen Hirten meiner Heerde/
dieſes mein Koͤnigreich uͤberlaſſen/ mit angeheng-
ter Bedingung/ daß du dein beſchwornes Ver-
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