Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. nem Worte/ Scandor bemühete sich äusserst/den vorigen Fehler einzubringen/ indem er auch nicht unterließ/ die Haare/ welche ziemlich von dem Printzen unterschieden waren/ unter eine Schlaff-Mütze zu zwingen/ und also durch Hülf- fe der Dunckelheit sich in allem dem Printzen gleichförmig zu machen. Kaum hatte er dieses verrichtet/ und sich wiederum nach Beqvemlig- keit gelagert/ so eröffnete sich die Thüre/ durch wel- che die alte Hassana zu erst mit einer blinden Leuch- te hinein trat/ hinter ihr folgeten zwey Pfaffen/ und nach diesen schlossen zwey gewaffnete Kerlen mit blossen Schwerdtern in der Hand den Rei- hen/ welche die Thüre hinter sich zumachten. Scandor sahe dieses alles mit zitterndem Her- tzen an/ und wünschete sich weit darvon/ denn er vermeynte/ wo er sich den Priestern zeigen solte/ so würde es sonder Zweyffel über die unrechte Per- son ausgehen. Lorangy aber/ als sie dessen Furcht merckete/ tröstete ihn auff das anmuthigste/ mit angehengter Nachricht/ daß/ wo er nur in der Fr. Mutter Begehren/ und in ihre Liebe willigen wür- de/ er ausser aller Gefahr sey. Der besorgte Scandor steckte den Kopff unter die Ober-De- cke/ und versicherte mit leiser Stimme die Loran- gy/ er sehe wol den Ausgang der Sachen/ und wäre er zu allem erböthig und bereit/ er bäte um der Götter willen/ ihm nicht mit der Leuchte zu nahen/ noch ihn zu einiger sichtlichen Vorstellung zu veranlassen/ indem er sonst vor Scham sterben müste/
Der Aſiatiſchen Baniſe. nem Worte/ Scandor bemuͤhete ſich aͤuſſerſt/den vorigen Fehler einzubringen/ indem er auch nicht unterließ/ die Haare/ welche ziemlich von dem Printzen unterſchieden waren/ unter eine Schlaff-Muͤtze zu zwingen/ und alſo durch Huͤlf- fe der Dunckelheit ſich in allem dem Printzen gleichfoͤrmig zu machen. Kaum hatte er dieſes verrichtet/ und ſich wiederum nach Beqvemlig- keit gelagert/ ſo eroͤffnete ſich die Thuͤre/ durch wel- che die alte Haſſana zu erſt mit einer blinden Leuch- te hinein trat/ hinter ihr folgeten zwey Pfaffen/ und nach dieſen ſchloſſen zwey gewaffnete Kerlen mit bloſſen Schwerdtern in der Hand den Rei- hen/ welche die Thuͤre hinter ſich zumachten. Scandor ſahe dieſes alles mit zitterndem Her- tzen an/ und wuͤnſchete ſich weit darvon/ denn er vermeynte/ wo er ſich den Prieſtern zeigen ſolte/ ſo wuͤrde es ſonder Zweyffel uͤber die unrechte Per- ſon ausgehen. Lorangy aber/ als ſie deſſen Furcht merckete/ troͤſtete ihn auff das anmuthigſte/ mit angehengter Nachricht/ daß/ wo er nur in der Fr. Mutter Begehren/ und in ihre Liebe willigen wuͤr- de/ er auſſer aller Gefahr ſey. Der beſorgte Scandor ſteckte den Kopff unter die Ober-De- cke/ und verſicherte mit leiſer Stimme die Loran- gy/ er ſehe wol den Ausgang der Sachen/ und waͤre er zu allem erboͤthig und bereit/ er baͤte um der Goͤtter willen/ ihm nicht mit der Leuchte zu nahen/ noch ihn zu einiger ſichtlichen Vorſtellung zu veranlaſſen/ indem er ſonſt vor Scham ſterben muͤſte/
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
nem Worte/ Scandor bemuͤhete ſich aͤuſſerſt/
den vorigen Fehler einzubringen/ indem er auch
nicht unterließ/ die Haare/ welche ziemlich von
dem Printzen unterſchieden waren/ unter eine
Schlaff-Muͤtze zu zwingen/ und alſo durch Huͤlf-
fe der Dunckelheit ſich in allem dem Printzen
gleichfoͤrmig zu machen. Kaum hatte er dieſes
verrichtet/ und ſich wiederum nach Beqvemlig-
keit gelagert/ ſo eroͤffnete ſich die Thuͤre/ durch wel-
che die alte Haſſana zu erſt mit einer blinden Leuch-
te hinein trat/ hinter ihr folgeten zwey Pfaffen/
und nach dieſen ſchloſſen zwey gewaffnete Kerlen
mit bloſſen Schwerdtern in der Hand den Rei-
hen/ welche die Thuͤre hinter ſich zumachten.
Scandor ſahe dieſes alles mit zitterndem Her-
tzen an/ und wuͤnſchete ſich weit darvon/ denn er
vermeynte/ wo er ſich den Prieſtern zeigen ſolte/
ſo wuͤrde es ſonder Zweyffel uͤber die unrechte Per-
ſon ausgehen. Lorangy aber/ als ſie deſſen Furcht
merckete/ troͤſtete ihn auff das anmuthigſte/ mit
angehengter Nachricht/ daß/ wo er nur in der Fr.
Mutter Begehren/ und in ihre Liebe willigen wuͤr-
de/ er auſſer aller Gefahr ſey. Der beſorgte
Scandor ſteckte den Kopff unter die Ober-De-
cke/ und verſicherte mit leiſer Stimme die Loran-
gy/ er ſehe wol den Ausgang der Sachen/ und
waͤre er zu allem erboͤthig und bereit/ er baͤte um
der Goͤtter willen/ ihm nicht mit der Leuchte zu
nahen/ noch ihn zu einiger ſichtlichen Vorſtellung
zu veranlaſſen/ indem er ſonſt vor Scham ſterben
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