Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. müste/ ja er würde das Gewehren dieser erstenBitte vor ein unfehlbares Zeichen ihrer Liebe erkennen. Als nun die Lorangy sahe/ daß er be- fürchteter massen sich ihrer Liebe nicht hefftiger widersetzte/ so war sie hierüber ungemein ver- gnügt/ versprach ihm solches mit einem Kuß/ und erwartete der Frau Mutter Annäherung mit Verlangen/ welche sich mit der Leuchte vor das Bette begab/ und solche eröffnet hätte/ wenn nicht die Lorangy durch stetes Bedeuten gewincket hät- te/ daß die Sache nach Wunsch lieffe/ und man bey dieser dunckeln Zusammenkunfft keines Liech- tes benöthiget wäre. Hassana setzte zwar end- lich die Leuchte beyseite/ iedennoch trat sie mit ei- ner angemasten Ernsthafftigkeit und Unwissen- heit vor das Bette zu ihren Füssen/ und sagte: Siehe da/ du schönes Paar/ lasset ihr euch hier als die Kinder der Finsterniß betreten/ und darff sich so ein Fremdling erkühnen/ mein Hauß zu enteheren? Jst dieses der Danck vor bißher er- wiesene Wolthat und Beherbergung? Und du lüsterne Seele/ Lorangy/ stehet das einem Fräu- lein wohl an/ sich bey Nachtzeit zu fremden Manns-Bildern zu legen/ und dir und uns allen einen solchen Schandfleck in unser Geschlecht zu machen? Pfuy! schämet euch beyderseits in eure Hertzen! Jhr hättet verdienet/ daß ich euch an- ietzo erwürgen/ und zu einem Schauspiel morgen zu dem Fenster heraus hencken liesse/ ja ich hätte Ursache/ wunderlich mit euch zu verfahren/ wenn ich Z 3
Anderes Buch. muͤſte/ ja er wuͤrde das Gewehren dieſer erſtenBitte vor ein unfehlbares Zeichen ihrer Liebe erkennen. Als nun die Lorangy ſahe/ daß er be- fuͤrchteter maſſen ſich ihrer Liebe nicht hefftiger widerſetzte/ ſo war ſie hieruͤber ungemein ver- gnuͤgt/ verſprach ihm ſolches mit einem Kuß/ und erwartete der Frau Mutter Annaͤherung mit Verlangen/ welche ſich mit der Leuchte vor das Bette begab/ und ſolche eroͤffnet haͤtte/ wenn nicht die Lorangy durch ſtetes Bedeuten gewincket haͤt- te/ daß die Sache nach Wunſch lieffe/ und man bey dieſer dunckeln Zuſammenkunfft keines Liech- tes benoͤthiget waͤre. Haſſana ſetzte zwar end- lich die Leuchte beyſeite/ iedennoch trat ſie mit ei- ner angemaſten Ernſthafftigkeit und Unwiſſen- heit vor das Bette zu ihren Fuͤſſen/ und ſagte: Siehe da/ du ſchoͤnes Paar/ laſſet ihr euch hier als die Kinder der Finſterniß betreten/ und darff ſich ſo ein Fremdling erkuͤhnen/ mein Hauß zu enteheren? Jſt dieſes der Danck vor bißher er- wieſene Wolthat und Beherbergung? Und du luͤſterne Seele/ Lorangy/ ſtehet das einem Fraͤu- lein wohl an/ ſich bey Nachtzeit zu fremden Manns-Bildern zu legen/ und dir und uns allen einen ſolchen Schandfleck in unſer Geſchlecht zu machen? Pfuy! ſchaͤmet euch beyderſeits in eure Hertzen! Jhr haͤttet verdienet/ daß ich euch an- ietzo erwuͤrgen/ und zu einem Schauſpiel morgen zu dem Fenſter heraus hencken lieſſe/ ja ich haͤtte Urſache/ wunderlich mit euch zu verfahren/ wenn ich Z 3
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Anderes Buch.
muͤſte/ ja er wuͤrde das Gewehren dieſer erſten
Bitte vor ein unfehlbares Zeichen ihrer Liebe
erkennen. Als nun die Lorangy ſahe/ daß er be-
fuͤrchteter maſſen ſich ihrer Liebe nicht hefftiger
widerſetzte/ ſo war ſie hieruͤber ungemein ver-
gnuͤgt/ verſprach ihm ſolches mit einem Kuß/ und
erwartete der Frau Mutter Annaͤherung mit
Verlangen/ welche ſich mit der Leuchte vor das
Bette begab/ und ſolche eroͤffnet haͤtte/ wenn nicht
die Lorangy durch ſtetes Bedeuten gewincket haͤt-
te/ daß die Sache nach Wunſch lieffe/ und man
bey dieſer dunckeln Zuſammenkunfft keines Liech-
tes benoͤthiget waͤre. Haſſana ſetzte zwar end-
lich die Leuchte beyſeite/ iedennoch trat ſie mit ei-
ner angemaſten Ernſthafftigkeit und Unwiſſen-
heit vor das Bette zu ihren Fuͤſſen/ und ſagte:
Siehe da/ du ſchoͤnes Paar/ laſſet ihr euch hier
als die Kinder der Finſterniß betreten/ und darff
ſich ſo ein Fremdling erkuͤhnen/ mein Hauß zu
enteheren? Jſt dieſes der Danck vor bißher er-
wieſene Wolthat und Beherbergung? Und du
luͤſterne Seele/ Lorangy/ ſtehet das einem Fraͤu-
lein wohl an/ ſich bey Nachtzeit zu fremden
Manns-Bildern zu legen/ und dir und uns allen
einen ſolchen Schandfleck in unſer Geſchlecht zu
machen? Pfuy! ſchaͤmet euch beyderſeits in eure
Hertzen! Jhr haͤttet verdienet/ daß ich euch an-
ietzo erwuͤrgen/ und zu einem Schauſpiel morgen
zu dem Fenſter heraus hencken lieſſe/ ja ich haͤtte
Urſache/ wunderlich mit euch zu verfahren/ wenn
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