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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
ich den Eyffer über die Vernunfft herrschen liesse:
Jn Betrachtung aber eurer zarten Jugend/ wel-
che sich die Wollust wie ein weiches Wachs leicht
einprägen lässet/ und der Leitung ihrer hitzigen Be-
gierden blind hin folget/ wie auch der starcken Lie-
be/ welche iederzeit eine Schwachheit des Gemü-
thes/ und ein Fehler der Jugend gewesen ist; so
trage ich vielmehr ein sonderbares Mitleiden mit
euch/ und bin anietzo bemühet/ nicht allein vor
Schimpff und Schande euch zu bewahren/ son-
dern auch den Anfang eurer Liebe durch Priester-
liche Hand zu vollziehen/ und euch auff ewig zu
verbinden. Werdet ihr solche meine Mütterliche
Vorsorge mit gebührendem Danck erkennen/
euren Willen ohne einige Ausflucht dem meini-
gen gleich förmig machen/ und augenblicks den
Schandfleck eurer Ehre durch die geistl. Hand
abwaschen lassen/ so solt ihr mehr als mütterliche
Gnade geniessen/ und euer Wolfarth kein Ende
sehen. Solte aber dieses Sonnen-helle Ver-
brechen etwan mit einiger Beschönigung oder
Ausflucht zu bemänteln gesuchet/ oder auch mei-
nen festen und wolgemeynten Entschluß im ge-
ringsten widersprochen werden/ so schwere ich bey
allen Furien/ diese Schande soll mit eurem Blu-
te durch diese Schwerdter getilget und gebüsset
seyn. Auff welche Worte sich zu iedweder Sei-
te des Bettes ein Pfaffe/ und einer mit einem blos-
sen Schwerdte begab/ die Hassana aber fuhr in
ihrer Rede fort/ und fragte gleichsam die Lorangy

zu

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ich den Eyffer uͤber die Vernunfft herrſchen lieſſe:
Jn Betrachtung aber eurer zarten Jugend/ wel-
che ſich die Wolluſt wie ein weiches Wachs leicht
einpraͤgen laͤſſet/ und der Leitung ihrer hitzigen Be-
gierden blind hin folget/ wie auch der ſtarcken Lie-
be/ welche iederzeit eine Schwachheit des Gemuͤ-
thes/ und ein Fehler der Jugend geweſen iſt; ſo
trage ich vielmehr ein ſonderbares Mitleiden mit
euch/ und bin anietzo bemuͤhet/ nicht allein vor
Schimpff und Schande euch zu bewahren/ ſon-
dern auch den Anfang eurer Liebe durch Prieſter-
liche Hand zu vollziehen/ und euch auff ewig zu
verbinden. Werdet ihr ſolche meine Muͤtterliche
Vorſorge mit gebuͤhrendem Danck erkennen/
euren Willen ohne einige Ausflucht dem meini-
gen gleich foͤrmig machen/ und augenblicks den
Schandfleck eurer Ehre durch die geiſtl. Hand
abwaſchen laſſen/ ſo ſolt ihr mehr als muͤtterliche
Gnade genieſſen/ und euer Wolfarth kein Ende
ſehen. Solte aber dieſes Sonnen-helle Ver-
brechen etwan mit einiger Beſchoͤnigung oder
Ausflucht zu bemaͤnteln geſuchet/ oder auch mei-
nen feſten und wolgemeynten Entſchluß im ge-
ringſten widerſprochen werden/ ſo ſchwere ich bey
allen Furien/ dieſe Schande ſoll mit eurem Blu-
te durch dieſe Schwerdter getilget und gebuͤſſet
ſeyn. Auff welche Worte ſich zu iedweder Sei-
te des Bettes ein Pfaffe/ und einer mit einem bloſ-
ſen Schwerdte begab/ die Haſſana aber fuhr in
ihrer Rede fort/ und fragte gleichſam die Lorangy

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[358/0378] Der Aſiatiſchen Baniſe. ich den Eyffer uͤber die Vernunfft herrſchen lieſſe: Jn Betrachtung aber eurer zarten Jugend/ wel- che ſich die Wolluſt wie ein weiches Wachs leicht einpraͤgen laͤſſet/ und der Leitung ihrer hitzigen Be- gierden blind hin folget/ wie auch der ſtarcken Lie- be/ welche iederzeit eine Schwachheit des Gemuͤ- thes/ und ein Fehler der Jugend geweſen iſt; ſo trage ich vielmehr ein ſonderbares Mitleiden mit euch/ und bin anietzo bemuͤhet/ nicht allein vor Schimpff und Schande euch zu bewahren/ ſon- dern auch den Anfang eurer Liebe durch Prieſter- liche Hand zu vollziehen/ und euch auff ewig zu verbinden. Werdet ihr ſolche meine Muͤtterliche Vorſorge mit gebuͤhrendem Danck erkennen/ euren Willen ohne einige Ausflucht dem meini- gen gleich foͤrmig machen/ und augenblicks den Schandfleck eurer Ehre durch die geiſtl. Hand abwaſchen laſſen/ ſo ſolt ihr mehr als muͤtterliche Gnade genieſſen/ und euer Wolfarth kein Ende ſehen. Solte aber dieſes Sonnen-helle Ver- brechen etwan mit einiger Beſchoͤnigung oder Ausflucht zu bemaͤnteln geſuchet/ oder auch mei- nen feſten und wolgemeynten Entſchluß im ge- ringſten widerſprochen werden/ ſo ſchwere ich bey allen Furien/ dieſe Schande ſoll mit eurem Blu- te durch dieſe Schwerdter getilget und gebuͤſſet ſeyn. Auff welche Worte ſich zu iedweder Sei- te des Bettes ein Pfaffe/ und einer mit einem bloſ- ſen Schwerdte begab/ die Haſſana aber fuhr in ihrer Rede fort/ und fragte gleichſam die Lorangy zu

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/378>, abgerufen am 24.11.2024.