Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. glücklichen Fortgang dieser Heyrath allzu vielBescheid gethan/ so gab sie das übrige durch die Ober-Pforte ihrer Weiblichen Beredtsamkeit in ziemlicher Menge wieder von sich/ angesehen sie ohne dieß eine ziemliche Liebhaberin übriges Trunckes war. Die Pfaffen/ welche gleichfals ihre nasse Freygebigkeit mochten genossen haben/ daumelten hin und wieder/ also/ daß Scandor von diesen wol wäre unerkennet blieben/ wenn er nicht ein scharffes Auge von der Lorangy befürch- tet hätte. Weil aber auch diese vor Liebe blind zu seyn schiene/ so hatte er desto weniger Sorge wegen seiner Erkäntniß vonnöthen. Jnmittelst befahl die erleichterte Fr. Mutter denen Pfaffen ihr Ambt zu verrichten/ und sich nichts verhindern zu lassen. Welches sie auch so fort bewerckstel- ligten/ und mitten in dem Zimmer ein kleines Feuer zubereiteten/ welches Homam genennet/ und vom Holtze des Baums Rawasitton ange- zündet wird. Dieses Feuer ist ein Zeuge der Ehe/ über welches die Pfaffen einige Gebete spra- chen. Hernach nahm iedweder Bramin oder Pfaf- fe drey Hände voll Reiß/ und gaben sie dem Scan- dor und der Lorangy/ welche solchen einander auff ihre Häupter werffen musten/ welches denn dem Scandor trefflich ungelegen war/ weil er sich vor dem Wiederschein des angezündeten Feuers/ als vor einem Verräther/ fürchtete. Nach dieser Verrichtung musten sie die Füsse aus dem Bette strecken/ und solche von dem Pfaffen waschen las- sen/
Der Aſiatiſchen Baniſe. gluͤcklichen Fortgang dieſer Heyrath allzu vielBeſcheid gethan/ ſo gab ſie das uͤbrige durch die Ober-Pforte ihrer Weiblichen Beredtſamkeit in ziemlicher Menge wieder von ſich/ angeſehen ſie ohne dieß eine ziemliche Liebhaberin uͤbriges Trunckes war. Die Pfaffen/ welche gleichfals ihre naſſe Freygebigkeit mochten genoſſen haben/ daumelten hin und wieder/ alſo/ daß Scandor von dieſen wol waͤre unerkennet blieben/ wenn er nicht ein ſcharffes Auge von der Lorangy befuͤrch- tet haͤtte. Weil aber auch dieſe vor Liebe blind zu ſeyn ſchiene/ ſo hatte er deſto weniger Sorge wegen ſeiner Erkaͤntniß vonnoͤthen. Jnmittelſt befahl die erleichterte Fr. Mutter denen Pfaffen ihr Ambt zu verrichten/ und ſich nichts verhindern zu laſſen. Welches ſie auch ſo fort bewerckſtel- ligten/ und mitten in dem Zimmer ein kleines Feuer zubereiteten/ welches Homam genennet/ und vom Holtze des Baums Rawaſitton ange- zuͤndet wird. Dieſes Feuer iſt ein Zeuge der Ehe/ uͤber welches die Pfaffen einige Gebete ſpra- chen. Hernach nahm iedwedeꝛ Bramin odeꝛ Pfaf- fe drey Haͤnde voll Reiß/ und gaben ſie dem Scan- dor und der Lorangy/ welche ſolchen einander auff ihre Haͤupter werffen muſten/ welches denn dem Scandor trefflich ungelegen war/ weil er ſich vor dem Wiederſchein des angezuͤndeten Feuers/ als vor einem Verraͤther/ fuͤrchtete. Nach dieſer Verrichtung muſten ſie die Fuͤſſe aus dem Bette ſtrecken/ und ſolche von dem Pfaffen waſchen laſ- ſen/
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
gluͤcklichen Fortgang dieſer Heyrath allzu viel
Beſcheid gethan/ ſo gab ſie das uͤbrige durch die
Ober-Pforte ihrer Weiblichen Beredtſamkeit in
ziemlicher Menge wieder von ſich/ angeſehen ſie
ohne dieß eine ziemliche Liebhaberin uͤbriges
Trunckes war. Die Pfaffen/ welche gleichfals
ihre naſſe Freygebigkeit mochten genoſſen haben/
daumelten hin und wieder/ alſo/ daß Scandor
von dieſen wol waͤre unerkennet blieben/ wenn er
nicht ein ſcharffes Auge von der Lorangy befuͤrch-
tet haͤtte. Weil aber auch dieſe vor Liebe blind
zu ſeyn ſchiene/ ſo hatte er deſto weniger Sorge
wegen ſeiner Erkaͤntniß vonnoͤthen. Jnmittelſt
befahl die erleichterte Fr. Mutter denen Pfaffen
ihr Ambt zu verrichten/ und ſich nichts verhindern
zu laſſen. Welches ſie auch ſo fort bewerckſtel-
ligten/ und mitten in dem Zimmer ein kleines
Feuer zubereiteten/ welches Homam genennet/
und vom Holtze des Baums Rawaſitton ange-
zuͤndet wird. Dieſes Feuer iſt ein Zeuge der
Ehe/ uͤber welches die Pfaffen einige Gebete ſpra-
chen. Hernach nahm iedwedeꝛ Bramin odeꝛ Pfaf-
fe drey Haͤnde voll Reiß/ und gaben ſie dem Scan-
dor und der Lorangy/ welche ſolchen einander auff
ihre Haͤupter werffen muſten/ welches denn dem
Scandor trefflich ungelegen war/ weil er ſich vor
dem Wiederſchein des angezuͤndeten Feuers/ als
vor einem Verraͤther/ fuͤrchtete. Nach dieſer
Verrichtung muſten ſie die Fuͤſſe aus dem Bette
ſtrecken/ und ſolche von dem Pfaffen waſchen laſ-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/380>, abgerufen am 01.07.2024. |