Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. sen/ worzu Hassana/ als der Braut Mutter/Wasser auffgoß. Hierauff nahm Hassana der Lorangy Hand/ und legte sie dem Scandor in sei- ne Hand/ mit diesen Worten: Jch habe weiter nichts mehr mit dir zu thun/ und übergebe sie euch. Worauff beyde Hände von einem Pfaffen durch ein Schnürgen/ woran ein güldenes Haupt ei- nes Abgottes war/ welches Tali genennet wird/ zusammen gebunden wurde. Dieses Tali oder Schnürgen nun machet/ so bald der Knoten zu ist/ das Band der Ehe feste/ und ausser diesem Tali ist die Ehe unkräfftig. Als hierauff noch einiger Segen und Glückwundsch über beyderseits neue Eheleute gesprochen worden/ leschten sie das Feuer wieder aus/ und verliessen diese beyde in einsamer Finsterniß/ welche wir auch in ihrer Folgerung ein Weilgen nicht verstöhren wollen. Hassana vermeynte nun durch ihre Klugheit Mor- Z 5
Anderes Buch. ſen/ worzu Haſſana/ als der Braut Mutter/Waſſer auffgoß. Hierauff nahm Haſſana der Lorangy Hand/ und legte ſie dem Scandor in ſei- ne Hand/ mit dieſen Worten: Jch habe weiter nichts mehr mit dir zu thun/ und uͤbergebe ſie euch. Worauff beyde Haͤnde von einem Pfaffen durch ein Schnuͤrgen/ woran ein guͤldenes Haupt ei- nes Abgottes war/ welches Tali genennet wird/ zuſammen gebunden wurde. Dieſes Tali oder Schnuͤrgen nun machet/ ſo bald der Knoten zu iſt/ das Band der Ehe feſte/ und auſſer dieſem Tali iſt die Ehe unkraͤfftig. Als hierauff noch einiger Segen und Gluͤckwundſch uͤber beyderſeits neue Eheleute geſprochen worden/ leſchten ſie das Feuer wieder aus/ und verlieſſen dieſe beyde in einſamer Finſterniß/ welche wir auch in ihrer Folgerung ein Weilgen nicht verſtoͤhren wollen. Haſſana vermeynte nun durch ihre Klugheit Mor- Z 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0381" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/> ſen/ worzu Haſſana/ als der Braut Mutter/<lb/> Waſſer auffgoß. Hierauff nahm Haſſana der<lb/> Lorangy Hand/ und legte ſie dem Scandor in ſei-<lb/> ne Hand/ mit dieſen Worten: Jch habe weiter<lb/> nichts mehr mit dir zu thun/ und uͤbergebe ſie euch.<lb/> Worauff beyde Haͤnde von einem Pfaffen durch<lb/> ein Schnuͤrgen/ woran ein guͤldenes Haupt ei-<lb/> nes Abgottes war/ welches Tali genennet wird/<lb/> zuſammen gebunden wurde. Dieſes Tali oder<lb/> Schnuͤrgen nun machet/ ſo bald der Knoten zu iſt/<lb/> das Band der Ehe feſte/ und auſſer dieſem Tali<lb/> iſt die Ehe unkraͤfftig. Als hierauff noch einiger<lb/> Segen und Gluͤckwundſch uͤber beyderſeits neue<lb/> Eheleute geſprochen worden/ leſchten ſie das Feuer<lb/> wieder aus/ und verlieſſen dieſe beyde in einſamer<lb/> Finſterniß/ welche wir auch in ihrer Folgerung<lb/> ein Weilgen nicht verſtoͤhren wollen.</p><lb/> <p>Haſſana vermeynte nun durch ihre Klugheit<lb/> den Krantz von allen liſtigen Weibern darvon zu<lb/> tragen/ und bildete ſich ein/ als ob ſie einen groſſen<lb/> Fiſch gefangen haͤtte/ begab ſich in ſolcher Einbil-<lb/> dung zu Bette/ und erwartete mit halb-ſchlaffen-<lb/> den Augen des anbrechenden Morgens. Der<lb/> Printz aber/ welcher iedes Wort deutlich verneh-<lb/> men koͤnnen/ danckete den Goͤttern innigſt/ daß ſie<lb/> dieſe Gefahr ſo gnaͤdig abgewendet/ und dieſe liſti-<lb/> ge Verſtellung mit er wuͤnſchtem Fortgange beſe-<lb/> liget haͤtten: Bat auch zugleich um einen gluͤckli-<lb/> chen Ausgang der Sache/ und legte ſich auff des<lb/> Scandors Lager zur Ruhe. Kaum hatte die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Mor-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [361/0381]
Anderes Buch.
ſen/ worzu Haſſana/ als der Braut Mutter/
Waſſer auffgoß. Hierauff nahm Haſſana der
Lorangy Hand/ und legte ſie dem Scandor in ſei-
ne Hand/ mit dieſen Worten: Jch habe weiter
nichts mehr mit dir zu thun/ und uͤbergebe ſie euch.
Worauff beyde Haͤnde von einem Pfaffen durch
ein Schnuͤrgen/ woran ein guͤldenes Haupt ei-
nes Abgottes war/ welches Tali genennet wird/
zuſammen gebunden wurde. Dieſes Tali oder
Schnuͤrgen nun machet/ ſo bald der Knoten zu iſt/
das Band der Ehe feſte/ und auſſer dieſem Tali
iſt die Ehe unkraͤfftig. Als hierauff noch einiger
Segen und Gluͤckwundſch uͤber beyderſeits neue
Eheleute geſprochen worden/ leſchten ſie das Feuer
wieder aus/ und verlieſſen dieſe beyde in einſamer
Finſterniß/ welche wir auch in ihrer Folgerung
ein Weilgen nicht verſtoͤhren wollen.
Haſſana vermeynte nun durch ihre Klugheit
den Krantz von allen liſtigen Weibern darvon zu
tragen/ und bildete ſich ein/ als ob ſie einen groſſen
Fiſch gefangen haͤtte/ begab ſich in ſolcher Einbil-
dung zu Bette/ und erwartete mit halb-ſchlaffen-
den Augen des anbrechenden Morgens. Der
Printz aber/ welcher iedes Wort deutlich verneh-
men koͤnnen/ danckete den Goͤttern innigſt/ daß ſie
dieſe Gefahr ſo gnaͤdig abgewendet/ und dieſe liſti-
ge Verſtellung mit er wuͤnſchtem Fortgange beſe-
liget haͤtten: Bat auch zugleich um einen gluͤckli-
chen Ausgang der Sache/ und legte ſich auff des
Scandors Lager zur Ruhe. Kaum hatte die
Mor-
Z 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |