Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
Augenschein erkennen. Talemon wuste nicht/ ob
er wachte oder schlieffe/ oder ob seine Frau gar
mit einiger Zauberey umgienge. Wie? sagte
er bey sich selbst/ solte sich der so tugendhaffte
Printz so schändlich vergangen haben? oder ist er
gar durch einige Gewalt beleidiget und gezwun-
gen worden/ welches mir doch seine bekandte
Hertzhafftigkeit und ungezwungene Großmuth
gewaltig widerspricht. Solches nun desto ge-
wisser in Erfahrung zu ziehen/ so verfügte er sich
mit seiner Frauen und sämtlichen Anwesenden
nach des Printzen Zimmer/ in welches sie unver-
hindert hinein traten. Wie Scandorn damals
mochte zu Muthe seyn/ als er solte erkant werden/
solches ist nicht wohl fürzustellen/ als wer etwan
auff fast gleiche Arth iemals ertappet worden.
Weil aber die verhangenen Fenster den Einbruch
des Morgen-Liechts noch ziemlich verhinderten/
so wurde er nicht alsobald erkennet. Guten Mor-
gen/ hub die alte Hassana an/ was hat dem Herrn
Sohne geträumet; vielleicht vom Kriege. Wie
ist aber derselbe abgelauffen? und welchem
Theile soll man den Sieg zuschreiben. Wer-
theste Frau Mutter/ erkühnete sich endlich Scan-
dor zu antworten/ ich bin überwunden/ theils
durch Vergnügung: theils durch allzu grosse Gü-
tigkeit derselben/ daß sie mich eines so angenehmen
Glückes haben wollen fähig/ und mich hiervor e-
wig verpflichtet machen. Weil nun ihr die Stim-
me etwas veränderlich vorkam/ als befahl sie/ die

Fen-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Augenſchein erkennen. Talemon wuſte nicht/ ob
er wachte oder ſchlieffe/ oder ob ſeine Frau gar
mit einiger Zauberey umgienge. Wie? ſagte
er bey ſich ſelbſt/ ſolte ſich der ſo tugendhaffte
Printz ſo ſchaͤndlich vergangen haben? oder iſt er
gar durch einige Gewalt beleidiget und gezwun-
gen worden/ welches mir doch ſeine bekandte
Hertzhafftigkeit und ungezwungene Großmuth
gewaltig widerſpricht. Solches nun deſto ge-
wiſſer in Erfahrung zu ziehen/ ſo verfuͤgte er ſich
mit ſeiner Frauen und ſaͤmtlichen Anweſenden
nach des Printzen Zimmer/ in welches ſie unver-
hindert hinein traten. Wie Scandorn damals
mochte zu Muthe ſeyn/ als er ſolte erkant werden/
ſolches iſt nicht wohl fuͤrzuſtellen/ als wer etwan
auff faſt gleiche Arth iemals ertappet worden.
Weil aber die verhangenen Fenſter den Einbruch
des Morgen-Liechts noch ziemlich verhinderten/
ſo wurde er nicht alſobald erkennet. Guten Mor-
gen/ hub die alte Haſſana an/ was hat dem Herrn
Sohne getraͤumet; vielleicht vom Kriege. Wie
iſt aber derſelbe abgelauffen? und welchem
Theile ſoll man den Sieg zuſchreiben. Wer-
theſte Frau Mutter/ erkuͤhnete ſich endlich Scan-
dor zu antworten/ ich bin uͤberwunden/ theils
durch Vergnuͤgung: theils durch allzu groſſe Guͤ-
tigkeit derſelben/ daß ſie mich eines ſo angenehmen
Gluͤckes haben wollen faͤhig/ und mich hiervor e-
wig verpflichtet machen. Weil nun ihr die Stim-
me etwas veraͤnderlich vorkam/ als befahl ſie/ die

Fen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0384" n="364"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Augen&#x017F;chein erkennen. Talemon wu&#x017F;te nicht/ ob<lb/>
er wachte oder &#x017F;chlieffe/ oder ob &#x017F;eine Frau gar<lb/>
mit einiger Zauberey umgienge. Wie? &#x017F;agte<lb/>
er bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;olte &#x017F;ich der &#x017F;o tugendhaffte<lb/>
Printz &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich vergangen haben? oder i&#x017F;t er<lb/>
gar durch einige Gewalt beleidiget und gezwun-<lb/>
gen worden/ welches mir doch &#x017F;eine bekandte<lb/>
Hertzhafftigkeit und ungezwungene Großmuth<lb/>
gewaltig wider&#x017F;pricht. Solches nun de&#x017F;to ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er in Erfahrung zu ziehen/ &#x017F;o verfu&#x0364;gte er &#x017F;ich<lb/>
mit &#x017F;einer Frauen und &#x017F;a&#x0364;mtlichen Anwe&#x017F;enden<lb/>
nach des Printzen Zimmer/ in welches &#x017F;ie unver-<lb/>
hindert hinein traten. Wie Scandorn damals<lb/>
mochte zu Muthe &#x017F;eyn/ als er &#x017F;olte erkant werden/<lb/>
&#x017F;olches i&#x017F;t nicht wohl fu&#x0364;rzu&#x017F;tellen/ als wer etwan<lb/>
auff fa&#x017F;t gleiche Arth iemals ertappet worden.<lb/>
Weil aber die verhangenen Fen&#x017F;ter den Einbruch<lb/>
des Morgen-Liechts noch ziemlich verhinderten/<lb/>
&#x017F;o wurde er nicht al&#x017F;obald erkennet. Guten Mor-<lb/>
gen/ hub die alte Ha&#x017F;&#x017F;ana an/ was hat dem Herrn<lb/>
Sohne getra&#x0364;umet; vielleicht vom Kriege. Wie<lb/>
i&#x017F;t aber der&#x017F;elbe abgelauffen? und welchem<lb/>
Theile &#x017F;oll man den Sieg zu&#x017F;chreiben. Wer-<lb/>
the&#x017F;te Frau Mutter/ erku&#x0364;hnete &#x017F;ich endlich Scan-<lb/>
dor zu antworten/ ich bin u&#x0364;berwunden/ theils<lb/>
durch Vergnu&#x0364;gung: theils durch allzu gro&#x017F;&#x017F;e Gu&#x0364;-<lb/>
tigkeit der&#x017F;elben/ daß &#x017F;ie mich eines &#x017F;o angenehmen<lb/>
Glu&#x0364;ckes haben wollen fa&#x0364;hig/ und mich hiervor e-<lb/>
wig verpflichtet machen. Weil nun ihr die Stim-<lb/>
me etwas vera&#x0364;nderlich vorkam/ als befahl &#x017F;ie/ die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0384] Der Aſiatiſchen Baniſe. Augenſchein erkennen. Talemon wuſte nicht/ ob er wachte oder ſchlieffe/ oder ob ſeine Frau gar mit einiger Zauberey umgienge. Wie? ſagte er bey ſich ſelbſt/ ſolte ſich der ſo tugendhaffte Printz ſo ſchaͤndlich vergangen haben? oder iſt er gar durch einige Gewalt beleidiget und gezwun- gen worden/ welches mir doch ſeine bekandte Hertzhafftigkeit und ungezwungene Großmuth gewaltig widerſpricht. Solches nun deſto ge- wiſſer in Erfahrung zu ziehen/ ſo verfuͤgte er ſich mit ſeiner Frauen und ſaͤmtlichen Anweſenden nach des Printzen Zimmer/ in welches ſie unver- hindert hinein traten. Wie Scandorn damals mochte zu Muthe ſeyn/ als er ſolte erkant werden/ ſolches iſt nicht wohl fuͤrzuſtellen/ als wer etwan auff faſt gleiche Arth iemals ertappet worden. Weil aber die verhangenen Fenſter den Einbruch des Morgen-Liechts noch ziemlich verhinderten/ ſo wurde er nicht alſobald erkennet. Guten Mor- gen/ hub die alte Haſſana an/ was hat dem Herrn Sohne getraͤumet; vielleicht vom Kriege. Wie iſt aber derſelbe abgelauffen? und welchem Theile ſoll man den Sieg zuſchreiben. Wer- theſte Frau Mutter/ erkuͤhnete ſich endlich Scan- dor zu antworten/ ich bin uͤberwunden/ theils durch Vergnuͤgung: theils durch allzu groſſe Guͤ- tigkeit derſelben/ daß ſie mich eines ſo angenehmen Gluͤckes haben wollen faͤhig/ und mich hiervor e- wig verpflichtet machen. Weil nun ihr die Stim- me etwas veraͤnderlich vorkam/ als befahl ſie/ die Fen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/384
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/384>, abgerufen am 24.11.2024.