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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
den Dolch zum Stosse gefaßt hatte. Sie hal-
te zurücke/ Gnädigste Princeßin/ schrie er ihr zu/
denn Großmuth und Verzweiffelung können
nicht in einer Seele beysammen wohnen. Sie
lasse die Vernunfft herrschen/ und verbanne solche
unanständige Todes-Gedancken. Denn sein
eigener Hencker werden/ und des Feindes ver-
schonen/ ist eine Frucht der Thorheit; Womit er
ihr den Dolch aus der Hand/ und wieder zu sich
nahm. Wie/ untreuer Ponnedro/ sahe sie ihn
mit zornigen Augen über die Achseln an/ kanst du
wol deine rechtmäßige Erb-Princeßin geschändet
sehen? Hat nicht mein Vater um dich und dein
Geschlechte so viel verdienet/ daß du seiner Toch-
ter viel eher beförder-als hinderlich fallen sollst.
Eben durch diese Verhinderung/ erwiederte Pon-
nedro/ belieben sie meine Treue zu erkennen/ mit
was vor Pflichten ich ihr als dem letzten Zweige
des/ um gantz Pegu höchst-verdienten Stammes
noch verbunden lebe. Denn ihr Todes-Fall wür-
de dem Tyrannen eine schlechte Rache/ vielmehr
eine hertzliche Freude seyn. Wenn nunmehro
sein Verlangen erfüllet/ und er sich in völliger Si-
cherheit sehen würde: Des Elephanten Fall er-
drücket seinen Feind zugleich mit: Hier aber
würde das letzte Liecht und einige Hoffnung des
gantzen Reichs verleschen/ da doch nicht der ge-
ringste Feind durch ihren Tod untergehen würde.
Wo so viel tausend Männer-Händs/ war ihr

Ein-

Anderes Buch.
den Dolch zum Stoſſe gefaßt hatte. Sie hal-
te zuruͤcke/ Gnaͤdigſte Princeßin/ ſchrie er ihr zu/
denn Großmuth und Verzweiffelung koͤnnen
nicht in einer Seele beyſammen wohnen. Sie
laſſe die Vernunfft herrſchen/ und verbanne ſolche
unanſtaͤndige Todes-Gedancken. Denn ſein
eigener Hencker werden/ und des Feindes ver-
ſchonen/ iſt eine Frucht der Thorheit; Womit er
ihr den Dolch aus der Hand/ und wieder zu ſich
nahm. Wie/ untreuer Ponnedro/ ſahe ſie ihn
mit zornigen Augen uͤber die Achſeln an/ kanſt du
wol deine rechtmaͤßige Erb-Princeßin geſchaͤndet
ſehen? Hat nicht mein Vater um dich und dein
Geſchlechte ſo viel verdienet/ daß du ſeiner Toch-
ter viel eher befoͤrder-als hinderlich fallen ſollſt.
Eben durch dieſe Verhinderung/ erwiederte Pon-
nedro/ belieben ſie meine Treue zu erkennen/ mit
was vor Pflichten ich ihr als dem letzten Zweige
des/ um gantz Pegu hoͤchſt-verdienten Stammes
noch verbunden lebe. Denn ihr Todes-Fall wuͤr-
de dem Tyrannen eine ſchlechte Rache/ vielmehr
eine hertzliche Freude ſeyn. Wenn nunmehro
ſein Verlangen erfuͤllet/ und er ſich in voͤlliger Si-
cherheit ſehen wuͤrde: Des Elephanten Fall er-
druͤcket ſeinen Feind zugleich mit: Hier aber
wuͤrde das letzte Liecht und einige Hoffnung des
gantzen Reichs verleſchen/ da doch nicht der ge-
ringſte Feind durch ihren Tod untergehen wuͤrde.
Wo ſo viel tauſend Maͤnner-Haͤnds/ war ihr

Ein-
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[397/0417] Anderes Buch. den Dolch zum Stoſſe gefaßt hatte. Sie hal- te zuruͤcke/ Gnaͤdigſte Princeßin/ ſchrie er ihr zu/ denn Großmuth und Verzweiffelung koͤnnen nicht in einer Seele beyſammen wohnen. Sie laſſe die Vernunfft herrſchen/ und verbanne ſolche unanſtaͤndige Todes-Gedancken. Denn ſein eigener Hencker werden/ und des Feindes ver- ſchonen/ iſt eine Frucht der Thorheit; Womit er ihr den Dolch aus der Hand/ und wieder zu ſich nahm. Wie/ untreuer Ponnedro/ ſahe ſie ihn mit zornigen Augen uͤber die Achſeln an/ kanſt du wol deine rechtmaͤßige Erb-Princeßin geſchaͤndet ſehen? Hat nicht mein Vater um dich und dein Geſchlechte ſo viel verdienet/ daß du ſeiner Toch- ter viel eher befoͤrder-als hinderlich fallen ſollſt. Eben durch dieſe Verhinderung/ erwiederte Pon- nedro/ belieben ſie meine Treue zu erkennen/ mit was vor Pflichten ich ihr als dem letzten Zweige des/ um gantz Pegu hoͤchſt-verdienten Stammes noch verbunden lebe. Denn ihr Todes-Fall wuͤr- de dem Tyrannen eine ſchlechte Rache/ vielmehr eine hertzliche Freude ſeyn. Wenn nunmehro ſein Verlangen erfuͤllet/ und er ſich in voͤlliger Si- cherheit ſehen wuͤrde: Des Elephanten Fall er- druͤcket ſeinen Feind zugleich mit: Hier aber wuͤrde das letzte Liecht und einige Hoffnung des gantzen Reichs verleſchen/ da doch nicht der ge- ringſte Feind durch ihren Tod untergehen wuͤrde. Wo ſo viel tauſend Maͤnner-Haͤnds/ war ihr Ein-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/417>, abgerufen am 22.11.2024.