Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. sen. Ponnedro sahe sie beyderseits an/ und erkenn-te sie zwar an ihren Stimmem/ die Personen aber deuchteten ihn unmöglich diejenigen zu seyn/ welche sie seyn solten. Solcher Zweifel verur- sachte ein langes Stillschweigen/ und eine genaue- re Betrachtung bey dem Ponnedro/ ie fleißiger er sie aber anschaute: ie weniger konte er die ge- ringste Muthmassung nehmen/ daß es der Printz seyn solte. Diesen Zweiffel ihm nun zu beneh- men/ redete ihn der Printz ferner an: Mein Herr/ er zweiffele nicht an guter Wahre/ er hat mir auff Talemons-Schlosse wol eher was davon abge- kaufft. Wodurch sich endlich Ponnedro bere- den ließ/ daß er nicht ferner zweifelte/ sondern sie et- was verziehen ließ. Ponnedro verfügte sich als- bald zu der Printeßin/ und bedeutete ihr in geheim des Printzen Gegenwart/ nebst beygefügtem Un- terricht/ daß sie sich die gantz unerkäntliche Ver- stellung nichts irren lassen/ besondern den/ welcher sich des Redens enthalten würde/ vor ihren gelieb- ten Printz erkennen solte. Die Princeßin ent- deckte es alsobald dem sämtlichen Frauenzimmer/ wie einige Portugiesen mit seltzamen Wahren verhanden wären/ welche sie zu feilem Kauffe an- tragen liessen: so ihnen nun was zu kauffen be- liebte/ so solten sie eingelassen werden. Wie nun hierauff eine allseitige Bewilligung erfolgte/ ging Ponnedro hin/ sie herauf zu holen. Als er sich a- ber mit seinen Portugiesen dem Zimmer genä- hert hatte/ vernahmen sie mit höchstem Schrecken/ wie
Anderes Buch. ſen. Ponnedro ſahe ſie beyderſeits an/ und erkenn-te ſie zwar an ihren Stimmem/ die Perſonen aber deuchteten ihn unmoͤglich diejenigen zu ſeyn/ welche ſie ſeyn ſolten. Solcher Zweifel verur- ſachte ein langes Stillſchweigen/ und eine genaue- re Betrachtung bey dem Ponnedro/ ie fleißiger er ſie aber anſchaute: ie weniger konte er die ge- ringſte Muthmaſſung nehmen/ daß es der Printz ſeyn ſolte. Dieſen Zweiffel ihm nun zu beneh- men/ redete ihn der Printz ferner an: Mein Herr/ er zweiffele nicht an guter Wahre/ er hat mir auff Talemons-Schloſſe wol eher was davon abge- kaufft. Wodurch ſich endlich Ponnedro bere- den ließ/ daß er nicht ferner zweifelte/ ſondern ſie et- was verziehen ließ. Ponnedro verfuͤgte ſich als- bald zu der Printeßin/ und bedeutete ihr in geheim des Printzen Gegenwart/ nebſt beygefuͤgtem Un- terricht/ daß ſie ſich die gantz unerkaͤntliche Ver- ſtellung nichts irren laſſen/ beſondern den/ welcher ſich des Redens enthalten wuͤrde/ vor ihren gelieb- ten Printz erkennen ſolte. Die Princeßin ent- deckte es alſobald dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer/ wie einige Portugieſen mit ſeltzamen Wahren verhanden waͤren/ welche ſie zu feilem Kauffe an- tragen lieſſen: ſo ihnen nun was zu kauffen be- liebte/ ſo ſolten ſie eingelaſſen werden. Wie nun hierauff eine allſeitige Bewilligung erfolgte/ ging Ponnedro hin/ ſie herauf zu holen. Als er ſich a- ber mit ſeinen Portugieſen dem Zimmer genaͤ- heꝛt hatte/ veꝛnahmen ſie mit hoͤchſtem Schꝛecken/ wie
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Anderes Buch.
ſen. Ponnedro ſahe ſie beyderſeits an/ und erkenn-
te ſie zwar an ihren Stimmem/ die Perſonen aber
deuchteten ihn unmoͤglich diejenigen zu ſeyn/
welche ſie ſeyn ſolten. Solcher Zweifel verur-
ſachte ein langes Stillſchweigen/ und eine genaue-
re Betrachtung bey dem Ponnedro/ ie fleißiger
er ſie aber anſchaute: ie weniger konte er die ge-
ringſte Muthmaſſung nehmen/ daß es der Printz
ſeyn ſolte. Dieſen Zweiffel ihm nun zu beneh-
men/ redete ihn der Printz ferner an: Mein Herr/
er zweiffele nicht an guter Wahre/ er hat mir auff
Talemons-Schloſſe wol eher was davon abge-
kaufft. Wodurch ſich endlich Ponnedro bere-
den ließ/ daß er nicht ferner zweifelte/ ſondern ſie et-
was verziehen ließ. Ponnedro verfuͤgte ſich als-
bald zu der Printeßin/ und bedeutete ihr in geheim
des Printzen Gegenwart/ nebſt beygefuͤgtem Un-
terricht/ daß ſie ſich die gantz unerkaͤntliche Ver-
ſtellung nichts irren laſſen/ beſondern den/ welcher
ſich des Redens enthalten wuͤrde/ vor ihren gelieb-
ten Printz erkennen ſolte. Die Princeßin ent-
deckte es alſobald dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer/
wie einige Portugieſen mit ſeltzamen Wahren
verhanden waͤren/ welche ſie zu feilem Kauffe an-
tragen lieſſen: ſo ihnen nun was zu kauffen be-
liebte/ ſo ſolten ſie eingelaſſen werden. Wie nun
hierauff eine allſeitige Bewilligung erfolgte/ ging
Ponnedro hin/ ſie herauf zu holen. Als er ſich a-
ber mit ſeinen Portugieſen dem Zimmer genaͤ-
heꝛt hatte/ veꝛnahmen ſie mit hoͤchſtem Schꝛecken/
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