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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
mir hat. Diese Narcissen aber meines Haupts/
sind etwas tieffer in die Erden gewachsen/ mit
Königlichen Namen beschrieben/ und sind zu dem
Krantze ihrer vorigen Würde und Wolfahrt
höchst nöthig. Sie sey versichert/ daß durch diese
Liebe der höchste Grad des Glückes sich ihr zueig-
nen wird/ und sie wird es dem Himmel dancken/
daß sie sich so wol durch mich berathen hat. Durch
mich/ sage ich/ der ich meines hohen Amtes und
Ansehens zu geschweigen/ die gantze Welt gese-
hen/ Frost und Hitze/ Gutes und böses ausgestan-
den/ dessen Leben ein Auszug vieler Erfahrung/
und der recht mit Vernunfft zu lieben weiß. Es
solte mich sehr jammern/ wenn eine solche Schön-
heit einem jungen Lecker solte zu theil werden/ der
nach Art der heutigen Jugend seine blinde Lust
büssen/ und alsdenn sie nicht ferner zu verehren
wissen solte. Denn die Liebe zwischen jungen
Leuten ist wie die süssen Schleckereyen/ deren man
bald einen Eckel isset/ indem sie anfangs zwar
wohl schmecken/ und doch weder den Leib nehren/
noch die Gesundheit erhalten können. Alt und
Jung/ das speiset am besten/ und schicket sich fein
auff einander/ wie nach dem Essen das Confect.
Denn der Alten Thun bleibet doch auff Bestän-
digkeit gerichtet/ und wissen ihre Sachen klügli-
cher anzugreiffen/ weder ein junger Klügling.
Die Rathschläge der Alten unterstützen die Wohl-
farth gantzer Länder und Cronen/ warum nicht
auch das Glücke und Gedeyen einer jungen Prin-

ceßin?
K k 2

Anderes Buch.
mir hat. Dieſe Narciſſen aber meines Haupts/
ſind etwas tieffer in die Erden gewachſen/ mit
Koͤniglichen Namen beſchrieben/ und ſind zu dem
Krantze ihrer vorigen Wuͤrde und Wolfahrt
hoͤchſt noͤthig. Sie ſey verſichert/ daß durch dieſe
Liebe der hoͤchſte Grad des Gluͤckes ſich ihr zueig-
nen wird/ und ſie wird es dem Himmel dancken/
daß ſie ſich ſo wol durch mich berathen hat. Durch
mich/ ſage ich/ der ich meines hohen Amtes und
Anſehens zu geſchweigen/ die gantze Welt geſe-
hen/ Froſt und Hitze/ Gutes und boͤſes ausgeſtan-
den/ deſſen Leben ein Auszug vieler Erfahrung/
und der recht mit Vernunfft zu lieben weiß. Es
ſolte mich ſehr jammern/ wenn eine ſolche Schoͤn-
heit einem jungen Lecker ſolte zu theil werden/ der
nach Art der heutigen Jugend ſeine blinde Luſt
buͤſſen/ und alsdenn ſie nicht ferner zu verehren
wiſſen ſolte. Denn die Liebe zwiſchen jungen
Leuten iſt wie die ſuͤſſen Schleckereyen/ deren man
bald einen Eckel iſſet/ indem ſie anfangs zwar
wohl ſchmecken/ und doch weder den Leib nehren/
noch die Geſundheit erhalten koͤnnen. Alt und
Jung/ das ſpeiſet am beſten/ und ſchicket ſich fein
auff einander/ wie nach dem Eſſen das Confect.
Denn der Alten Thun bleibet doch auff Beſtaͤn-
digkeit gerichtet/ und wiſſen ihre Sachen kluͤgli-
cher anzugreiffen/ weder ein junger Kluͤgling.
Die Rathſchlaͤge der Alten unteꝛſtuͤtzen die Wohl-
farth gantzer Laͤnder und Cronen/ warum nicht
auch das Gluͤcke und Gedeyen einer jungen Prin-

ceßin?
K k 2
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[515/0535] Anderes Buch. mir hat. Dieſe Narciſſen aber meines Haupts/ ſind etwas tieffer in die Erden gewachſen/ mit Koͤniglichen Namen beſchrieben/ und ſind zu dem Krantze ihrer vorigen Wuͤrde und Wolfahrt hoͤchſt noͤthig. Sie ſey verſichert/ daß durch dieſe Liebe der hoͤchſte Grad des Gluͤckes ſich ihr zueig- nen wird/ und ſie wird es dem Himmel dancken/ daß ſie ſich ſo wol durch mich berathen hat. Durch mich/ ſage ich/ der ich meines hohen Amtes und Anſehens zu geſchweigen/ die gantze Welt geſe- hen/ Froſt und Hitze/ Gutes und boͤſes ausgeſtan- den/ deſſen Leben ein Auszug vieler Erfahrung/ und der recht mit Vernunfft zu lieben weiß. Es ſolte mich ſehr jammern/ wenn eine ſolche Schoͤn- heit einem jungen Lecker ſolte zu theil werden/ der nach Art der heutigen Jugend ſeine blinde Luſt buͤſſen/ und alsdenn ſie nicht ferner zu verehren wiſſen ſolte. Denn die Liebe zwiſchen jungen Leuten iſt wie die ſuͤſſen Schleckereyen/ deren man bald einen Eckel iſſet/ indem ſie anfangs zwar wohl ſchmecken/ und doch weder den Leib nehren/ noch die Geſundheit erhalten koͤnnen. Alt und Jung/ das ſpeiſet am beſten/ und ſchicket ſich fein auff einander/ wie nach dem Eſſen das Confect. Denn der Alten Thun bleibet doch auff Beſtaͤn- digkeit gerichtet/ und wiſſen ihre Sachen kluͤgli- cher anzugreiffen/ weder ein junger Kluͤgling. Die Rathſchlaͤge der Alten unteꝛſtuͤtzen die Wohl- farth gantzer Laͤnder und Cronen/ warum nicht auch das Gluͤcke und Gedeyen einer jungen Prin- ceßin? K k 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/535>, abgerufen am 29.06.2024.