Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
beyder Vergnügen gemäß. Schämet euch!
wolte hier die halb erzürnete Princeßin ihm be-
gegnen/ als die verstellete Eswara die Thür des
Zimmers eröffnete: Jndem solche nun den Ro-
lim erblickete/ wolte sie wieder zurücke gehen/ die
Princeßin aber ruffte ihr zu/ sie solte im Zimmer
bleiben/ dahero sie mit verhülltem Gesichte hinein
trat/ und durch ihre Gegenwart die fernere Unter-
redung verstörete/ daß der Rolim gantz mißver-
gnügt sich in den äusern Tempel begab. Jch
sage hier nicht ohne Ursach/ die verstellte Eswara/
weil solches nicht Eswara/ sondern Zarang der
Printz von Tangu war. Denn dieser Printz
hatte sich der Liebe gegen die Princeßin Banise
so wenig begeben/ daß er vielmehr nach fleißig er-
haltener Kundschafft sich in geheim nach Pegu
verfügte/ und sich allda äusserst bemühete/ nur die
Princeßin persönlich zu sprechen. Und nachdem
er eigentliche Nachricht von ihrem betrübten Zu-
stande und einsamen Auffenthalt erhielte/ so ver-
sicherte er sich selbst/ es werde ihm nunmehro die
Princeßin willig folgen/ und ihre Liebe würde ihm
statt der Danckbarkeit vor solche Erlösung auff-
geopffert werden. So hoch ihn aber die sonder-
bare Heiligkeit des Tempels/ welcher/ damit ihn
kein fremder Fuß berühre/ iederzeit mit tausend
Mann/ nach Anzahl der Götter bewachet wurde/
erschreckete/ so sehr erfreuete ihn die Auffwartung
der bekandten Eswara/ welche leicht zu sprechen
war/ weil sie täglich vorerzehlter massen im Tem-

pel
K k 3

Anderes Buch.
beyder Vergnuͤgen gemaͤß. Schaͤmet euch!
wolte hier die halb erzuͤrnete Princeßin ihm be-
gegnen/ als die verſtellete Eſwara die Thuͤr des
Zimmers eroͤffnete: Jndem ſolche nun den Ro-
lim erblickete/ wolte ſie wieder zuruͤcke gehen/ die
Princeßin aber ruffte ihr zu/ ſie ſolte im Zimmer
bleiben/ dahero ſie mit verhuͤlltem Geſichte hinein
trat/ und durch ihre Gegenwart die fernere Unter-
redung verſtoͤrete/ daß der Rolim gantz mißver-
gnuͤgt ſich in den aͤuſern Tempel begab. Jch
ſage hier nicht ohne Urſach/ die verſtellte Eſwara/
weil ſolches nicht Eſwara/ ſondern Zarang der
Printz von Tangu war. Denn dieſer Printz
hatte ſich der Liebe gegen die Princeßin Baniſe
ſo wenig begeben/ daß er vielmehr nach fleißig er-
haltener Kundſchafft ſich in geheim nach Pegu
verfuͤgte/ und ſich allda aͤuſſerſt bemuͤhete/ nur die
Princeßin perſoͤnlich zu ſprechen. Und nachdem
er eigentliche Nachricht von ihrem betruͤbten Zu-
ſtande und einſamen Auffenthalt erhielte/ ſo ver-
ſicherte er ſich ſelbſt/ es werde ihm nunmehro die
Princeßin willig folgen/ und ihre Liebe wuͤrde ihm
ſtatt der Danckbarkeit vor ſolche Erloͤſung auff-
geopffert werden. So hoch ihn aber die ſonder-
bare Heiligkeit des Tempels/ welcher/ damit ihn
kein fremder Fuß beruͤhre/ iederzeit mit tauſend
Mann/ nach Anzahl der Goͤtter bewachet wurde/
erſchreckete/ ſo ſehr erfreuete ihn die Auffwartung
der bekandten Eſwara/ welche leicht zu ſprechen
war/ weil ſie taͤglich vorerzehlter maſſen im Tem-

pel
K k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0537" n="517"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
beyder Vergnu&#x0364;gen gema&#x0364;ß. Scha&#x0364;met euch!<lb/>
wolte hier die halb erzu&#x0364;rnete Princeßin ihm be-<lb/>
gegnen/ als die ver&#x017F;tellete E&#x017F;wara die Thu&#x0364;r des<lb/>
Zimmers ero&#x0364;ffnete: Jndem &#x017F;olche nun den Ro-<lb/>
lim erblickete/ wolte &#x017F;ie wieder zuru&#x0364;cke gehen/ die<lb/>
Princeßin aber ruffte ihr zu/ &#x017F;ie &#x017F;olte im Zimmer<lb/>
bleiben/ dahero &#x017F;ie mit verhu&#x0364;lltem Ge&#x017F;ichte hinein<lb/>
trat/ und durch ihre Gegenwart die fernere Unter-<lb/>
redung ver&#x017F;to&#x0364;rete/ daß der Rolim gantz mißver-<lb/>
gnu&#x0364;gt &#x017F;ich in den a&#x0364;u&#x017F;ern Tempel begab. Jch<lb/>
&#x017F;age hier nicht ohne Ur&#x017F;ach/ die ver&#x017F;tellte E&#x017F;wara/<lb/>
weil &#x017F;olches nicht E&#x017F;wara/ &#x017F;ondern Zarang der<lb/>
Printz von Tangu war. Denn die&#x017F;er Printz<lb/>
hatte &#x017F;ich der Liebe gegen die Princeßin Bani&#x017F;e<lb/>
&#x017F;o wenig begeben/ daß er vielmehr nach fleißig er-<lb/>
haltener Kund&#x017F;chafft &#x017F;ich in geheim nach Pegu<lb/>
verfu&#x0364;gte/ und &#x017F;ich allda a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t bemu&#x0364;hete/ nur die<lb/>
Princeßin per&#x017F;o&#x0364;nlich zu &#x017F;prechen. Und nachdem<lb/>
er eigentliche Nachricht von ihrem betru&#x0364;bten Zu-<lb/>
&#x017F;tande und ein&#x017F;amen Auffenthalt erhielte/ &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;icherte er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ es werde ihm nunmehro die<lb/>
Princeßin willig folgen/ und ihre Liebe wu&#x0364;rde ihm<lb/>
&#x017F;tatt der Danckbarkeit vor &#x017F;olche Erlo&#x0364;&#x017F;ung auff-<lb/>
geopffert werden. So hoch ihn aber die &#x017F;onder-<lb/>
bare Heiligkeit des Tempels/ welcher/ damit ihn<lb/>
kein fremder Fuß beru&#x0364;hre/ iederzeit mit tau&#x017F;end<lb/>
Mann/ nach Anzahl der Go&#x0364;tter bewachet wurde/<lb/>
er&#x017F;chreckete/ &#x017F;o &#x017F;ehr erfreuete ihn die Auffwartung<lb/>
der bekandten E&#x017F;wara/ welche leicht zu &#x017F;prechen<lb/>
war/ weil &#x017F;ie ta&#x0364;glich vorerzehlter ma&#x017F;&#x017F;en im Tem-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">pel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[517/0537] Anderes Buch. beyder Vergnuͤgen gemaͤß. Schaͤmet euch! wolte hier die halb erzuͤrnete Princeßin ihm be- gegnen/ als die verſtellete Eſwara die Thuͤr des Zimmers eroͤffnete: Jndem ſolche nun den Ro- lim erblickete/ wolte ſie wieder zuruͤcke gehen/ die Princeßin aber ruffte ihr zu/ ſie ſolte im Zimmer bleiben/ dahero ſie mit verhuͤlltem Geſichte hinein trat/ und durch ihre Gegenwart die fernere Unter- redung verſtoͤrete/ daß der Rolim gantz mißver- gnuͤgt ſich in den aͤuſern Tempel begab. Jch ſage hier nicht ohne Urſach/ die verſtellte Eſwara/ weil ſolches nicht Eſwara/ ſondern Zarang der Printz von Tangu war. Denn dieſer Printz hatte ſich der Liebe gegen die Princeßin Baniſe ſo wenig begeben/ daß er vielmehr nach fleißig er- haltener Kundſchafft ſich in geheim nach Pegu verfuͤgte/ und ſich allda aͤuſſerſt bemuͤhete/ nur die Princeßin perſoͤnlich zu ſprechen. Und nachdem er eigentliche Nachricht von ihrem betruͤbten Zu- ſtande und einſamen Auffenthalt erhielte/ ſo ver- ſicherte er ſich ſelbſt/ es werde ihm nunmehro die Princeßin willig folgen/ und ihre Liebe wuͤrde ihm ſtatt der Danckbarkeit vor ſolche Erloͤſung auff- geopffert werden. So hoch ihn aber die ſonder- bare Heiligkeit des Tempels/ welcher/ damit ihn kein fremder Fuß beruͤhre/ iederzeit mit tauſend Mann/ nach Anzahl der Goͤtter bewachet wurde/ erſchreckete/ ſo ſehr erfreuete ihn die Auffwartung der bekandten Eſwara/ welche leicht zu ſprechen war/ weil ſie taͤglich vorerzehlter maſſen im Tem- pel K k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/537
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/537>, abgerufen am 22.11.2024.