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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
pel aus und eingehen durffte. Diese nun/ als er
ihr sein hertzliches Verlangen/ die Princeßin zu
sehen/ entdecket hatte/ wuste ihm anfangs die Ge-
fahr dermassen vorzustellen/ daß er fast der Un-
mögligkeit einen Platz in seinem Hertzen eingeräu-
met hätte: So bald aber Zarang durch einige
Saphire und einem Beutel voll Golde seinen
Worten zu Hülffe kam/ so veränderte auch Eswa-
ra ihre Sprache/ und bezeigte/ wie durch einen
güldnen Schlüssel auch die Felsen zu eröffnen wä-
ren. Dannenhero/ als sie einen Tag Bedenck-
Zeit gebeten hatte/ gab sie endlich diesen listigen
Anschlag/ er solte sich in ihre Kleider verbergen/
und also durch ihre Gestalt mit verhülltem Ge-
sichte/ womit sie bereits zu dem Ende unterschie-
dene mahl durch die Wache aus und ein gegan-
gen/ die Wächter verblenden/ könte er alsdenn der
Princeßin Zimmer/ welches sie ihm wohl bedeu-
tete/ glücklich erreichen/ so würde er wohl zu reden
wissen/ was ihm Zeit und Liebe in den Mund le-
gen würde. Dieses wurde so fort von dem ver-
liebten Printzen beliebet/ dannenhero er alle be-
nöthigte Anstalt zu einem schleunigem Abzuge
machte/ sich in der Eswara Kleider warff/ und in
solcher Gestalt dem Tempel zu eilte. Nachdem
er nun glücklich und unerkennet durch die Wache
gekommen/ gieng er mit gleichen Schritten durch
den Tempel nach der bedeuteten Thüre/ allwo er
denn nach deren Eröffnung/ wie vor erwehnet/
den Rolim/ zu seinem höchsten Erschrecken/ un-

ver-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
pel aus und eingehen durffte. Dieſe nun/ als er
ihr ſein hertzliches Verlangen/ die Princeßin zu
ſehen/ entdecket hatte/ wuſte ihm anfangs die Ge-
fahr dermaſſen vorzuſtellen/ daß er faſt der Un-
moͤgligkeit einen Platz in ſeinem Hertzen eingeraͤu-
met haͤtte: So bald aber Zarang durch einige
Saphire und einem Beutel voll Golde ſeinen
Worten zu Huͤlffe kam/ ſo veraͤnderte auch Eſwa-
ra ihre Sprache/ und bezeigte/ wie durch einen
guͤldnen Schluͤſſel auch die Felſen zu eroͤffnen waͤ-
ren. Dannenhero/ als ſie einen Tag Bedenck-
Zeit gebeten hatte/ gab ſie endlich dieſen liſtigen
Anſchlag/ er ſolte ſich in ihre Kleider verbergen/
und alſo durch ihre Geſtalt mit verhuͤlltem Ge-
ſichte/ womit ſie bereits zu dem Ende unterſchie-
dene mahl durch die Wache aus und ein gegan-
gen/ die Waͤchter verblenden/ koͤnte er alsdenn der
Princeßin Zimmer/ welches ſie ihm wohl bedeu-
tete/ gluͤcklich erreichen/ ſo wuͤrde er wohl zu reden
wiſſen/ was ihm Zeit und Liebe in den Mund le-
gen wuͤrde. Dieſes wurde ſo fort von dem ver-
liebten Printzen beliebet/ dannenhero er alle be-
noͤthigte Anſtalt zu einem ſchleunigem Abzuge
machte/ ſich in der Eſwara Kleider warff/ und in
ſolcher Geſtalt dem Tempel zu eilte. Nachdem
er nun gluͤcklich und unerkennet durch die Wache
gekommen/ gieng er mit gleichen Schritten durch
den Tempel nach der bedeuteten Thuͤre/ allwo er
denn nach deren Eroͤffnung/ wie vor erwehnet/
den Rolim/ zu ſeinem hoͤchſten Erſchrecken/ un-

ver-
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[518/0538] Der Aſiatiſchen Baniſe. pel aus und eingehen durffte. Dieſe nun/ als er ihr ſein hertzliches Verlangen/ die Princeßin zu ſehen/ entdecket hatte/ wuſte ihm anfangs die Ge- fahr dermaſſen vorzuſtellen/ daß er faſt der Un- moͤgligkeit einen Platz in ſeinem Hertzen eingeraͤu- met haͤtte: So bald aber Zarang durch einige Saphire und einem Beutel voll Golde ſeinen Worten zu Huͤlffe kam/ ſo veraͤnderte auch Eſwa- ra ihre Sprache/ und bezeigte/ wie durch einen guͤldnen Schluͤſſel auch die Felſen zu eroͤffnen waͤ- ren. Dannenhero/ als ſie einen Tag Bedenck- Zeit gebeten hatte/ gab ſie endlich dieſen liſtigen Anſchlag/ er ſolte ſich in ihre Kleider verbergen/ und alſo durch ihre Geſtalt mit verhuͤlltem Ge- ſichte/ womit ſie bereits zu dem Ende unterſchie- dene mahl durch die Wache aus und ein gegan- gen/ die Waͤchter verblenden/ koͤnte er alsdenn der Princeßin Zimmer/ welches ſie ihm wohl bedeu- tete/ gluͤcklich erreichen/ ſo wuͤrde er wohl zu reden wiſſen/ was ihm Zeit und Liebe in den Mund le- gen wuͤrde. Dieſes wurde ſo fort von dem ver- liebten Printzen beliebet/ dannenhero er alle be- noͤthigte Anſtalt zu einem ſchleunigem Abzuge machte/ ſich in der Eſwara Kleider warff/ und in ſolcher Geſtalt dem Tempel zu eilte. Nachdem er nun gluͤcklich und unerkennet durch die Wache gekommen/ gieng er mit gleichen Schritten durch den Tempel nach der bedeuteten Thuͤre/ allwo er denn nach deren Eroͤffnung/ wie vor erwehnet/ den Rolim/ zu ſeinem hoͤchſten Erſchrecken/ un- ver-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/538>, abgerufen am 22.11.2024.