Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. Bley-Regen nach dem andern so häufig/ daß dieFeinde von ihrem eignen Blute durch und durch genetzt wurden. Den grösten Verlust in diesem Sturme/ muste Abaxar an seinem Orte/ der ihm mit zehen tausend Mann zu behaupten angewie- sen war/ empfinden. Denn als dieser muthige Held in Angesicht des Tyrannen sich unter die fördersten stellte/ auch am ersten die Höhe der Mauer erreichte/ und mit eigner Faust ein Peguanisch Fähnlein drauff steckte/ welchem die andern frisch nachfolgeten: gaben die li- stige Siammer willig die Flucht/ und lockten den Feind bey fünff tausend starck/ welche in vol- ler Hoffnung des eroberten Sieges hinter ihnen eindrungen. Nachdem es aber die Belagerten Zeit dauchte: liessen sie vermittelst einiger Ab- schnitte starcke und verborgene Gegatter vor- schiessen/ wodurch die Hintersten an der Nachfol- ge verhindert/ die Fördersten aber gäntzlich abge- schnitten wurden. Worauff es denn an ein greu- liches Metzeln gieng/ also/ daß nur Abarar mit ungefehr funffzig Mann gefangen und lebendig erhalten wurde. Die Ausgeschlossenen aber wur- den theils zwischen den Mauern niedergemacht/ theils über die Mauern dermassen wieder zurücke gejaget/ daß sie/ in Hoffnung ihr Leben zu retten/ Hals und Bein brachen. Also hatte endlich auch dieser blutige Sturm/ welcher über drey und zwantzig tausend Mann gefressen hatte/ nach ze- hen Stunden/ ein auff Seiten der Belägerer/ un- glückliches Ende. Jedoch konte diese rothe Fluth bey L l
Anderes Buch. Bley-Regen nach dem andern ſo haͤufig/ daß dieFeinde von ihrem eignen Blute durch und durch genetzt wurden. Den groͤſten Verluſt in dieſem Sturme/ muſte Abaxar an ſeinem Orte/ der ihm mit zehen tauſend Mann zu behaupten angewie- ſen war/ empfinden. Denn als dieſer muthige Held in Angeſicht des Tyrannen ſich unter die foͤrderſten ſtellte/ auch am erſten die Hoͤhe der Mauer erreichte/ und mit eigner Fauſt ein Peguaniſch Faͤhnlein drauff ſteckte/ welchem die andern friſch nachfolgeten: gaben die li- ſtige Siammer willig die Flucht/ und lockten den Feind bey fuͤnff tauſend ſtarck/ welche in vol- ler Hoffnung des eroberten Sieges hinter ihnen eindrungen. Nachdem es aber die Belagerten Zeit dauchte: lieſſen ſie vermittelſt einiger Ab- ſchnitte ſtarcke und verborgene Gegatter vor- ſchieſſen/ wodurch die Hinterſten an der Nachfol- ge verhindert/ die Foͤrderſten aber gaͤntzlich abge- ſchnitten wurden. Worauff es denn an ein greu- liches Metzeln gieng/ alſo/ daß nur Abarar mit ungefehr funffzig Mann gefangen und lebendig erhalten wurde. Die Ausgeſchloſſenen aber wur- den theils zwiſchen den Mauern niedergemacht/ theils uͤber die Mauern dermaſſen wieder zuruͤcke gejaget/ daß ſie/ in Hoffnung ihr Leben zu retten/ Hals und Bein brachen. Alſo hatte endlich auch dieſer blutige Sturm/ welcher uͤber drey und zwantzig tauſend Mann gefreſſen hatte/ nach ze- hen Stunden/ ein auff Seiten der Belaͤgerer/ un- gluͤckliches Ende. Jedoch konte dieſe rothe Fluth bey L l
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Anderes Buch.
Bley-Regen nach dem andern ſo haͤufig/ daß die
Feinde von ihrem eignen Blute durch und durch
genetzt wurden. Den groͤſten Verluſt in dieſem
Sturme/ muſte Abaxar an ſeinem Orte/ der ihm
mit zehen tauſend Mann zu behaupten angewie-
ſen war/ empfinden. Denn als dieſer muthige
Held in Angeſicht des Tyrannen ſich unter die
foͤrderſten ſtellte/ auch am erſten die Hoͤhe der
Mauer erreichte/ und mit eigner Fauſt ein
Peguaniſch Faͤhnlein drauff ſteckte/ welchem
die andern friſch nachfolgeten: gaben die li-
ſtige Siammer willig die Flucht/ und lockten
den Feind bey fuͤnff tauſend ſtarck/ welche in vol-
ler Hoffnung des eroberten Sieges hinter ihnen
eindrungen. Nachdem es aber die Belagerten
Zeit dauchte: lieſſen ſie vermittelſt einiger Ab-
ſchnitte ſtarcke und verborgene Gegatter vor-
ſchieſſen/ wodurch die Hinterſten an der Nachfol-
ge verhindert/ die Foͤrderſten aber gaͤntzlich abge-
ſchnitten wurden. Worauff es denn an ein greu-
liches Metzeln gieng/ alſo/ daß nur Abarar mit
ungefehr funffzig Mann gefangen und lebendig
erhalten wurde. Die Ausgeſchloſſenen aber wur-
den theils zwiſchen den Mauern niedergemacht/
theils uͤber die Mauern dermaſſen wieder zuruͤcke
gejaget/ daß ſie/ in Hoffnung ihr Leben zu retten/
Hals und Bein brachen. Alſo hatte endlich auch
dieſer blutige Sturm/ welcher uͤber drey und
zwantzig tauſend Mann gefreſſen hatte/ nach ze-
hen Stunden/ ein auff Seiten der Belaͤgerer/ un-
gluͤckliches Ende. Jedoch konte dieſe rothe Fluth
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