Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
bey dem Chaumigrem den Willen/ Odia weiter
mit Macht zu versuchen/ nicht auslöschen: son-
dern ie mehr sich das Glücke/ oder vielmehr die
Streitbarkeit der Belägerten/ mit tapfferster Ge-
genwehr bezeigete/ desto verstockter beharrete er
in seiner Eigensinnigkeit: ja ie grössern Schaden
ihm der muthige Feind zufügte: ie heisser ent-
brannte in ihm die Begierde/ sich zu rächen. Ehe
er aber was weiters wider Odia vornehmen ließ/
wolte er zuvor die Aracanischen Gesandten ab-
fertigen/ damit sie nicht fernere Zeugen seines blu-
tigen Verlusts seyn möchten: dannenhero er sie
abermals auff wohlgezierten Elephanten herzu
holen/ und alles auf das prächtigste anstellen ließ.
Uber funffzig tausend Mann der Best-bewehr-
testen musten in vielfacher langen Ordnung von
des Käysers/ biß an der Gesandten Gezelt stehen/
durch welche die Aracaner durchziehen musten.
Nachdem sie etwan zwey hundert Schritte von
diesem Gezelte/ welches wie eine kleine Festung
von dem Lager abgesondert/ und mit auffgeworf-
sener Erde umschantzet war/ angelanget/ begaben
sie sich von den Elephanten herunter/ und gingen
mit ihren Leuten unter Begleitung derjenigen/
welche sie abholen müssen/ biß an den fördersten
Eingang: bey welchem vier Personen stunden/
die ieden Gesandten bey den Armen faßten/ und
sie solcher Gestalt mit Zurücklassung der andern
Aracaner vor den Käyser führten. Dieser saß
nun auff einem erhobenen und mit Golde reich-

lich

Der Aſiatiſchen Baniſe.
bey dem Chaumigrem den Willen/ Odia weiter
mit Macht zu verſuchen/ nicht ausloͤſchen: ſon-
dern ie mehr ſich das Gluͤcke/ oder vielmehr die
Streitbarkeit der Belaͤgerten/ mit tapfferſter Ge-
genwehr bezeigete/ deſto verſtockter beharrete er
in ſeiner Eigenſinnigkeit: ja ie groͤſſern Schaden
ihm der muthige Feind zufuͤgte: ie heiſſer ent-
brannte in ihm die Begierde/ ſich zu raͤchen. Ehe
er aber was weiters wider Odia vornehmen ließ/
wolte er zuvor die Aracaniſchen Geſandten ab-
fertigen/ damit ſie nicht fernere Zeugen ſeines blu-
tigen Verluſts ſeyn moͤchten: dannenhero er ſie
abermals auff wohlgezierten Elephanten herzu
holen/ und alles auf das praͤchtigſte anſtellen ließ.
Uber funffzig tauſend Mann der Beſt-bewehr-
teſten muſten in vielfacher langen Ordnung von
des Kaͤyſers/ biß an der Geſandten Gezelt ſtehen/
durch welche die Aracaner durchziehen muſten.
Nachdem ſie etwan zwey hundert Schritte von
dieſem Gezelte/ welches wie eine kleine Feſtung
von dem Lager abgeſondert/ und mit auffgeworf-
ſener Erde umſchantzet war/ angelanget/ begaben
ſie ſich von den Elephanten herunter/ und gingen
mit ihren Leuten unter Begleitung derjenigen/
welche ſie abholen muͤſſen/ biß an den foͤrderſten
Eingang: bey welchem vier Perſonen ſtunden/
die ieden Geſandten bey den Armen faßten/ und
ſie ſolcher Geſtalt mit Zuruͤcklaſſung der andern
Aracaner vor den Kaͤyſer fuͤhrten. Dieſer ſaß
nun auff einem erhobenen und mit Golde reich-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0550" n="530"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
bey dem Chaumigrem den Willen/ Odia weiter<lb/>
mit Macht zu ver&#x017F;uchen/ nicht auslo&#x0364;&#x017F;chen: &#x017F;on-<lb/>
dern ie mehr &#x017F;ich das Glu&#x0364;cke/ oder vielmehr die<lb/>
Streitbarkeit der Bela&#x0364;gerten/ mit tapffer&#x017F;ter Ge-<lb/>
genwehr bezeigete/ de&#x017F;to ver&#x017F;tockter beharrete er<lb/>
in &#x017F;einer Eigen&#x017F;innigkeit: ja ie gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Schaden<lb/>
ihm der muthige Feind zufu&#x0364;gte: ie hei&#x017F;&#x017F;er ent-<lb/>
brannte in ihm die Begierde/ &#x017F;ich zu ra&#x0364;chen. Ehe<lb/>
er aber was weiters wider Odia vornehmen ließ/<lb/>
wolte er zuvor die Aracani&#x017F;chen Ge&#x017F;andten ab-<lb/>
fertigen/ damit &#x017F;ie nicht fernere Zeugen &#x017F;eines blu-<lb/>
tigen Verlu&#x017F;ts &#x017F;eyn mo&#x0364;chten: dannenhero er &#x017F;ie<lb/>
abermals auff wohlgezierten Elephanten herzu<lb/>
holen/ und alles auf das pra&#x0364;chtig&#x017F;te an&#x017F;tellen ließ.<lb/>
Uber funffzig tau&#x017F;end Mann der Be&#x017F;t-bewehr-<lb/>
te&#x017F;ten mu&#x017F;ten in vielfacher langen Ordnung von<lb/>
des Ka&#x0364;y&#x017F;ers/ biß an der Ge&#x017F;andten Gezelt &#x017F;tehen/<lb/>
durch welche die Aracaner durchziehen mu&#x017F;ten.<lb/>
Nachdem &#x017F;ie etwan zwey hundert Schritte von<lb/>
die&#x017F;em Gezelte/ welches wie eine kleine Fe&#x017F;tung<lb/>
von dem Lager abge&#x017F;ondert/ und mit auffgeworf-<lb/>
&#x017F;ener Erde um&#x017F;chantzet war/ angelanget/ begaben<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich von den Elephanten herunter/ und gingen<lb/>
mit ihren Leuten unter Begleitung derjenigen/<lb/>
welche &#x017F;ie abholen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ biß an den fo&#x0364;rder&#x017F;ten<lb/>
Eingang: bey welchem vier Per&#x017F;onen &#x017F;tunden/<lb/>
die ieden Ge&#x017F;andten bey den Armen faßten/ und<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt mit Zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;ung der andern<lb/>
Aracaner vor den Ka&#x0364;y&#x017F;er fu&#x0364;hrten. Die&#x017F;er &#x017F;<lb/>
nun auff einem erhobenen und mit Golde reich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[530/0550] Der Aſiatiſchen Baniſe. bey dem Chaumigrem den Willen/ Odia weiter mit Macht zu verſuchen/ nicht ausloͤſchen: ſon- dern ie mehr ſich das Gluͤcke/ oder vielmehr die Streitbarkeit der Belaͤgerten/ mit tapfferſter Ge- genwehr bezeigete/ deſto verſtockter beharrete er in ſeiner Eigenſinnigkeit: ja ie groͤſſern Schaden ihm der muthige Feind zufuͤgte: ie heiſſer ent- brannte in ihm die Begierde/ ſich zu raͤchen. Ehe er aber was weiters wider Odia vornehmen ließ/ wolte er zuvor die Aracaniſchen Geſandten ab- fertigen/ damit ſie nicht fernere Zeugen ſeines blu- tigen Verluſts ſeyn moͤchten: dannenhero er ſie abermals auff wohlgezierten Elephanten herzu holen/ und alles auf das praͤchtigſte anſtellen ließ. Uber funffzig tauſend Mann der Beſt-bewehr- teſten muſten in vielfacher langen Ordnung von des Kaͤyſers/ biß an der Geſandten Gezelt ſtehen/ durch welche die Aracaner durchziehen muſten. Nachdem ſie etwan zwey hundert Schritte von dieſem Gezelte/ welches wie eine kleine Feſtung von dem Lager abgeſondert/ und mit auffgeworf- ſener Erde umſchantzet war/ angelanget/ begaben ſie ſich von den Elephanten herunter/ und gingen mit ihren Leuten unter Begleitung derjenigen/ welche ſie abholen muͤſſen/ biß an den foͤrderſten Eingang: bey welchem vier Perſonen ſtunden/ die ieden Geſandten bey den Armen faßten/ und ſie ſolcher Geſtalt mit Zuruͤcklaſſung der andern Aracaner vor den Kaͤyſer fuͤhrten. Dieſer ſaß nun auff einem erhobenen und mit Golde reich- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/550
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/550>, abgerufen am 29.06.2024.