Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. lich gezierten Throne in einer vollen Kriegs-Rü-stung: auf beyden Seiten stunden vier und zwan- tzig der vornehmsten Kriegs-Häupter/ zu dessen Füssen aber sassen unterschiedene Reichs- und Kriegs-Räthe. Den Thron umgaben zwey hundert Trabanten mit silbernen Kolben. Die Decke aber des Gezeltes war von blauen Gol- denstück/ in welches Sonne Mond und Sterne künstlich eingewircket waren: und die übrige Pracht schien mehr ein königlicher Hoff/ als ein Feld-Lager zu seyn. So bald nun die Gesand- ten nach dreymaliger Ehrbezeigung sich dem Throne nahten/ wurden sie ermahnet/ mit bedeck- tem Angesichte auff den Knien ihre Werbung vorzubringen/ welches sie aber durchaus nicht ein- gehen wolten/ sondern Korangeri fieng alsobald folgender Gestalt an zu reden: Daß man/ o König von Brama/ niemals mit das L l 2
Anderes Buch. lich gezierten Throne in einer vollen Kriegs-Ruͤ-ſtung: auf beyden Seiten ſtunden vier und zwan- tzig der vornehmſten Kriegs-Haͤupter/ zu deſſen Fuͤſſen aber ſaſſen unterſchiedene Reichs- und Kriegs-Raͤthe. Den Thron umgaben zwey hundert Trabanten mit ſilbernen Kolben. Die Decke aber des Gezeltes war von blauen Gol- denſtuͤck/ in welches Sonne Mond und Sterne kuͤnſtlich eingewircket waren: und die uͤbrige Pracht ſchien mehr ein koͤniglicher Hoff/ als ein Feld-Lager zu ſeyn. So bald nun die Geſand- ten nach dreymaliger Ehrbezeigung ſich dem Throne nahten/ wurden ſie ermahnet/ mit bedeck- tem Angeſichte auff den Knien ihre Werbung vorzubringen/ welches ſie aber durchaus nicht ein- gehen wolten/ ſondern Korangeri fieng alſobald folgender Geſtalt an zu reden: Daß man/ o Koͤnig von Brama/ niemals mit das L l 2
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Anderes Buch.
lich gezierten Throne in einer vollen Kriegs-Ruͤ-
ſtung: auf beyden Seiten ſtunden vier und zwan-
tzig der vornehmſten Kriegs-Haͤupter/ zu deſſen
Fuͤſſen aber ſaſſen unterſchiedene Reichs- und
Kriegs-Raͤthe. Den Thron umgaben zwey
hundert Trabanten mit ſilbernen Kolben. Die
Decke aber des Gezeltes war von blauen Gol-
denſtuͤck/ in welches Sonne Mond und Sterne
kuͤnſtlich eingewircket waren: und die uͤbrige
Pracht ſchien mehr ein koͤniglicher Hoff/ als ein
Feld-Lager zu ſeyn. So bald nun die Geſand-
ten nach dreymaliger Ehrbezeigung ſich dem
Throne nahten/ wurden ſie ermahnet/ mit bedeck-
tem Angeſichte auff den Knien ihre Werbung
vorzubringen/ welches ſie aber durchaus nicht ein-
gehen wolten/ ſondern Korangeri fieng alſobald
folgender Geſtalt an zu reden:
Daß man/ o Koͤnig von Brama/ niemals mit
den jenigen/ welches uns die Goͤtter an Stand
und Vermoͤgen ertheilen/ vergnuͤgt und zu frieden
ſey/ ſolches iſt eine allgemeine Wuͤrckung ver-
derbter Natur/ welche zu Bedeckung ihrer
Schanden iederzeit den geflickten Mantel des
verdammlichen Ratio Status entlehnen muß. Und
wie uns deſſen Xenimbrun/ voriger Stadthalter
von Brama ein klares Beweißthum giebet/ alſo
ſehen wir anietzo in des Chaumigrems Perſon
einen friſchen Nachfolger. Nun ſind wir nicht
deßwegen von unſerm Großmaͤchtigſten Koͤnige
und Herrn der Reiche von Aracan abgeſendet/
das
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