Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. ihm ritten auff beyden Seiten zwey vornehmejunge Mandarynen auff Elephanten/ deren ieder wie auch der Printz/ einen langen seidenen Flor/ welcher an den Sarg angemacht war/ gleichsam als ob sie den Thron zögen/ in der Hand hatten. Zu ieder Seiten des Wagens oder Throns gien- gen vierzehen Königl. Kinder zu Fuß/ gleichfalls in weisse Leinwand gekleidet/ deren iedwedes einen grünen Zweig in der Hand trug/ und durch bitter- liches Weinen ihr Betrübniß mit niedergeschla- genen Augen sattsam bezeigeten. Auff dem We- ge/ welchen diese Trauer-Gesellschafft durchwan- deln muste/ waren zu beyden Seiten etwa zwan- tzig Klafftern von einander/ unterschiedliche Schau-Bühnen auff gerichtet/ auff welchen die Mandarynen vom gemeinen Staat sassen/ und iederzeit/ so bald die Leiche vor sie kam/ eine grosse Menge allerhand Kleider unter das gemeine Volck auswurffen. Andere streueten Pomeran- tzen/ deren theils mit Ticols (*) theils mit Ma- ser (+) gefüllet waren/ wodurch so ein hefftiger Zulauff des Volckes entstunde/ daß durch den grossen Gedrang acht Personen der Königlichen Leiche gleich gemacht worden. Nachdem sie nun vor dem Trauer-Altar angelanget/ wurde die Leiche unter einer beweglichen Music von vieler- ley Jnstrumenten/ durch die grössesten Manda- rynen (*) Ein Ticols ist ein Stück fein Silber von ein und ein Drittel Gülden. (+) Maser gilt halb so viel.
Der Aſiatiſchen Baniſe. ihm ritten auff beyden Seiten zwey vornehmejunge Mandarynen auff Elephanten/ deren ieder wie auch der Printz/ einen langen ſeidenen Flor/ welcher an den Sarg angemacht war/ gleichſam als ob ſie den Thron zoͤgen/ in der Hand hatten. Zu ieder Seiten des Wagens oder Throns gien- gen vierzehen Koͤnigl. Kinder zu Fuß/ gleichfalls in weiſſe Leinwand gekleidet/ deren iedwedes einen gruͤnen Zweig in der Hand trug/ und durch bitter- liches Weinen ihr Betruͤbniß mit niedergeſchla- genen Augen ſattſam bezeigeten. Auff dem We- ge/ welchen dieſe Trauer-Geſellſchafft durchwan- deln muſte/ waren zu beyden Seiten etwa zwan- tzig Klafftern von einander/ unterſchiedliche Schau-Buͤhnen auff gerichtet/ auff welchen die Mandarynen vom gemeinen Staat ſaſſen/ und iederzeit/ ſo bald die Leiche vor ſie kam/ eine groſſe Menge allerhand Kleider unter das gemeine Volck auswurffen. Andere ſtreueten Pomeran- tzen/ deren theils mit Ticols (*) theils mit Ma- ſer (†) gefuͤllet waren/ wodurch ſo ein hefftiger Zulauff des Volckes entſtunde/ daß durch den groſſen Gedrang acht Perſonen der Koͤniglichen Leiche gleich gemacht worden. Nachdem ſie nun vor dem Trauer-Altar angelanget/ wurde die Leiche unter einer beweglichen Muſic von vieler- ley Jnſtrumenten/ durch die groͤſſeſten Manda- rynen (*) Ein Ticols iſt ein Stuͤck fein Silber von ein und ein Drittel Guͤlden. (†) Maſer gilt halb ſo viel.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0558" n="538"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> ihm ritten auff beyden Seiten zwey vornehme<lb/> junge Mandarynen auff Elephanten/ deren ieder<lb/> wie auch der Printz/ einen langen ſeidenen Flor/<lb/> welcher an den Sarg angemacht war/ gleichſam<lb/> als ob ſie den Thron zoͤgen/ in der Hand hatten.<lb/> Zu ieder Seiten des Wagens oder Throns gien-<lb/> gen vierzehen Koͤnigl. Kinder zu Fuß/ gleichfalls<lb/> in weiſſe Leinwand gekleidet/ deren iedwedes einen<lb/> gruͤnen Zweig in der Hand trug/ und durch bitter-<lb/> liches Weinen ihr Betruͤbniß mit niedergeſchla-<lb/> genen Augen ſattſam bezeigeten. Auff dem We-<lb/> ge/ welchen dieſe Trauer-Geſellſchafft durchwan-<lb/> deln muſte/ waren zu beyden Seiten etwa zwan-<lb/> tzig Klafftern von einander/ unterſchiedliche<lb/> Schau-Buͤhnen auff gerichtet/ auff welchen die<lb/> Mandarynen vom gemeinen Staat ſaſſen/ und<lb/> iederzeit/ ſo bald die Leiche vor ſie kam/ eine groſſe<lb/> Menge allerhand Kleider unter das gemeine<lb/> Volck auswurffen. Andere ſtreueten Pomeran-<lb/> tzen/ deren theils mit <hi rendition="#aq">Ticols</hi> <note place="foot" n="(*)">Ein <hi rendition="#aq">Ticols</hi> iſt ein Stuͤck fein Silber von ein<lb/> und ein Drittel Guͤlden.</note> theils mit <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> ſer</hi> <note place="foot" n="(†)"><hi rendition="#aq">Maſer</hi> gilt halb ſo viel.</note> gefuͤllet waren/ wodurch ſo ein hefftiger<lb/> Zulauff des Volckes entſtunde/ daß durch den<lb/> groſſen Gedrang acht Perſonen der Koͤniglichen<lb/> Leiche gleich gemacht worden. Nachdem ſie nun<lb/> vor dem Trauer-Altar angelanget/ wurde die<lb/> Leiche unter einer beweglichen Muſic von vieler-<lb/> ley Jnſtrumenten/ durch die groͤſſeſten Manda-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rynen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [538/0558]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
ihm ritten auff beyden Seiten zwey vornehme
junge Mandarynen auff Elephanten/ deren ieder
wie auch der Printz/ einen langen ſeidenen Flor/
welcher an den Sarg angemacht war/ gleichſam
als ob ſie den Thron zoͤgen/ in der Hand hatten.
Zu ieder Seiten des Wagens oder Throns gien-
gen vierzehen Koͤnigl. Kinder zu Fuß/ gleichfalls
in weiſſe Leinwand gekleidet/ deren iedwedes einen
gruͤnen Zweig in der Hand trug/ und durch bitter-
liches Weinen ihr Betruͤbniß mit niedergeſchla-
genen Augen ſattſam bezeigeten. Auff dem We-
ge/ welchen dieſe Trauer-Geſellſchafft durchwan-
deln muſte/ waren zu beyden Seiten etwa zwan-
tzig Klafftern von einander/ unterſchiedliche
Schau-Buͤhnen auff gerichtet/ auff welchen die
Mandarynen vom gemeinen Staat ſaſſen/ und
iederzeit/ ſo bald die Leiche vor ſie kam/ eine groſſe
Menge allerhand Kleider unter das gemeine
Volck auswurffen. Andere ſtreueten Pomeran-
tzen/ deren theils mit Ticols (*) theils mit Ma-
ſer (†) gefuͤllet waren/ wodurch ſo ein hefftiger
Zulauff des Volckes entſtunde/ daß durch den
groſſen Gedrang acht Perſonen der Koͤniglichen
Leiche gleich gemacht worden. Nachdem ſie nun
vor dem Trauer-Altar angelanget/ wurde die
Leiche unter einer beweglichen Muſic von vieler-
ley Jnſtrumenten/ durch die groͤſſeſten Manda-
rynen
(*) Ein Ticols iſt ein Stuͤck fein Silber von ein
und ein Drittel Guͤlden.
(†) Maſer gilt halb ſo viel.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |