Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
rinnen lieben soll. So ist euch auch/ sagte Loran-
gy/ der Unterscheid der Liebe allerdings bewust.
Jch vermeyne - - - Bey diesen Worten kam
Talemon wieder zurücke/ und ersahe aus des
Printzen verwirreten Gesichte/ daß ihn die Ge-
genwart seines Frauenzimmers nicht allzu ange-
nehm mochte gewesen seyn. Hierinnen ward er
um ein grosses bestärcket/ als ihn der Printz frag-
te: Warum er seine Wiederkunfft so verzögert
hätte? Welches er so fort beantwortete: Die
natürliche Liebe/ und die äusserste Noth eines ar-
men Menschen/ welcher in dem Strome bereits
mit Tod und Wellen kämpffte/ hat mich ange-
trieben/ ihn retten zu lassen: Welche Bemühung
solchen Verzug verursachet hat. So werden
wir also/ fieng die vor Zorn glüende Hassana an/
zwey undanckbare Fremdlinge unter unserm Da-
che haben. Jndessen komme Lorangy/ und lasse
uns bedacht seyn/ zu erweisen/ wie eine verachtete
Liebe tödtlichen Haß bringen könne. Nach wel-
chen Droh-Worten sie sich eylends aus dem Zim-
mer begaben/ und die Thür mit solchem Unge-
stüm hinter sich zuschmissen; Daß es wäre zu
wündschen gewesen/ es hätten damals aller bösen
Weiber Köpffe darzwischen gestecket.

Wie sich nun Balacin dieser beschwerlichen
Gesellschafft entlediget sahe/ fragte er den Tale-
mon/ ob ihm die errettete Person gantz unkäntlich
sey? Mehr als zu bekandt/ Gnäd. Herr! ant-
wortete Talemon. Es ist der getreue Scandor.

wel-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
rinnen lieben ſoll. So iſt euch auch/ ſagte Loran-
gy/ der Unterſcheid der Liebe allerdings bewuſt.
Jch vermeyne ‒ ‒ ‒ Bey dieſen Worten kam
Talemon wieder zuruͤcke/ und erſahe aus des
Printzen verwirreten Geſichte/ daß ihn die Ge-
genwart ſeines Frauenzimmers nicht allzu ange-
nehm mochte geweſen ſeyn. Hierinnen ward er
um ein groſſes beſtaͤrcket/ als ihn der Printz frag-
te: Warum er ſeine Wiederkunfft ſo verzoͤgert
haͤtte? Welches er ſo fort beantwortete: Die
natuͤrliche Liebe/ und die aͤuſſerſte Noth eines ar-
men Menſchen/ welcher in dem Strome bereits
mit Tod und Wellen kaͤmpffte/ hat mich ange-
trieben/ ihn retten zu laſſen: Welche Bemuͤhung
ſolchen Verzug verurſachet hat. So werden
wir alſo/ fieng die vor Zorn gluͤende Haſſana an/
zwey undanckbare Fremdlinge unter unſerm Da-
che haben. Jndeſſen komme Lorangy/ und laſſe
uns bedacht ſeyn/ zu erweiſen/ wie eine verachtete
Liebe toͤdtlichen Haß bringen koͤnne. Nach wel-
chen Droh-Worten ſie ſich eylends aus dem Zim-
mer begaben/ und die Thuͤr mit ſolchem Unge-
ſtuͤm hinter ſich zuſchmiſſen; Daß es waͤre zu
wuͤndſchen geweſen/ es haͤtten damals aller boͤſen
Weiber Koͤpffe darzwiſchen geſtecket.

Wie ſich nun Balacin dieſer beſchwerlichen
Geſellſchafft entlediget ſahe/ fragte er den Tale-
mon/ ob ihm die errettete Perſon gantz unkaͤntlich
ſey? Mehr als zu bekandt/ Gnaͤd. Herr! ant-
wortete Talemon. Es iſt der getreue Scandor.

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
rinnen lieben &#x017F;oll. So i&#x017F;t euch auch/ &#x017F;agte Loran-<lb/>
gy/ der Unter&#x017F;cheid der Liebe allerdings bewu&#x017F;t.<lb/>
Jch vermeyne &#x2012; &#x2012; &#x2012; Bey die&#x017F;en Worten kam<lb/>
Talemon wieder zuru&#x0364;cke/ und er&#x017F;ahe aus des<lb/>
Printzen verwirreten Ge&#x017F;ichte/ daß ihn die Ge-<lb/>
genwart &#x017F;eines Frauenzimmers nicht allzu ange-<lb/>
nehm mochte gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Hierinnen ward er<lb/>
um ein gro&#x017F;&#x017F;es be&#x017F;ta&#x0364;rcket/ als ihn der Printz frag-<lb/>
te: Warum er &#x017F;eine Wiederkunfft &#x017F;o verzo&#x0364;gert<lb/>
ha&#x0364;tte? Welches er &#x017F;o fort beantwortete: Die<lb/>
natu&#x0364;rliche Liebe/ und die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Noth eines ar-<lb/>
men Men&#x017F;chen/ welcher in dem Strome bereits<lb/>
mit Tod und Wellen ka&#x0364;mpffte/ hat mich ange-<lb/>
trieben/ ihn retten zu la&#x017F;&#x017F;en: Welche Bemu&#x0364;hung<lb/>
&#x017F;olchen Verzug verur&#x017F;achet hat. So werden<lb/>
wir al&#x017F;o/ fieng die vor Zorn glu&#x0364;ende Ha&#x017F;&#x017F;ana an/<lb/>
zwey undanckbare Fremdlinge unter un&#x017F;erm Da-<lb/>
che haben. Jnde&#x017F;&#x017F;en komme Lorangy/ und la&#x017F;&#x017F;e<lb/>
uns bedacht &#x017F;eyn/ zu erwei&#x017F;en/ wie eine verachtete<lb/>
Liebe to&#x0364;dtlichen Haß bringen ko&#x0364;nne. Nach wel-<lb/>
chen Droh-Worten &#x017F;ie &#x017F;ich eylends aus dem Zim-<lb/>
mer begaben/ und die Thu&#x0364;r mit &#x017F;olchem Unge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;m hinter &#x017F;ich zu&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en; Daß es wa&#x0364;re zu<lb/>
wu&#x0364;nd&#x017F;chen gewe&#x017F;en/ es ha&#x0364;tten damals aller bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Weiber Ko&#x0364;pffe darzwi&#x017F;chen ge&#x017F;tecket.</p><lb/>
        <p>Wie &#x017F;ich nun Balacin die&#x017F;er be&#x017F;chwerlichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft entlediget &#x017F;ahe/ fragte er den Tale-<lb/>
mon/ ob ihm die errettete Per&#x017F;on gantz unka&#x0364;ntlich<lb/>
&#x017F;ey? Mehr als zu bekandt/ Gna&#x0364;d. Herr! ant-<lb/>
wortete Talemon. Es i&#x017F;t der getreue Scandor.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0056] Der Aſiatiſchen Baniſe. rinnen lieben ſoll. So iſt euch auch/ ſagte Loran- gy/ der Unterſcheid der Liebe allerdings bewuſt. Jch vermeyne ‒ ‒ ‒ Bey dieſen Worten kam Talemon wieder zuruͤcke/ und erſahe aus des Printzen verwirreten Geſichte/ daß ihn die Ge- genwart ſeines Frauenzimmers nicht allzu ange- nehm mochte geweſen ſeyn. Hierinnen ward er um ein groſſes beſtaͤrcket/ als ihn der Printz frag- te: Warum er ſeine Wiederkunfft ſo verzoͤgert haͤtte? Welches er ſo fort beantwortete: Die natuͤrliche Liebe/ und die aͤuſſerſte Noth eines ar- men Menſchen/ welcher in dem Strome bereits mit Tod und Wellen kaͤmpffte/ hat mich ange- trieben/ ihn retten zu laſſen: Welche Bemuͤhung ſolchen Verzug verurſachet hat. So werden wir alſo/ fieng die vor Zorn gluͤende Haſſana an/ zwey undanckbare Fremdlinge unter unſerm Da- che haben. Jndeſſen komme Lorangy/ und laſſe uns bedacht ſeyn/ zu erweiſen/ wie eine verachtete Liebe toͤdtlichen Haß bringen koͤnne. Nach wel- chen Droh-Worten ſie ſich eylends aus dem Zim- mer begaben/ und die Thuͤr mit ſolchem Unge- ſtuͤm hinter ſich zuſchmiſſen; Daß es waͤre zu wuͤndſchen geweſen/ es haͤtten damals aller boͤſen Weiber Koͤpffe darzwiſchen geſtecket. Wie ſich nun Balacin dieſer beſchwerlichen Geſellſchafft entlediget ſahe/ fragte er den Tale- mon/ ob ihm die errettete Perſon gantz unkaͤntlich ſey? Mehr als zu bekandt/ Gnaͤd. Herr! ant- wortete Talemon. Es iſt der getreue Scandor. wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/56
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/56>, abgerufen am 17.06.2024.