Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
welcher bald sein Leben im Wasser verlohren hät-
te. Wer? Scandor? fragte der sich verwun-
dernde Printz. Was solte doch wol seine An-
kunfft bedeuten/ indem ich ihm ja befohlen/ Ava
nicht eher zu verlassen/ er habe denn gewisse Nach-
richt von mir/ wo ich mich öffentlich auffhielte.
Daß er aber von hier einige Gewißheit haben sol-
te/ solches scheinet unmöglich zu seyn. Jch weiß
nicht/ antwortete Talemon/ was ihn hieher bewo-
gen habe. Daß er aber den Printzen hier suchen
solte/ ist nicht zu vermuthen. Jndessen wil ich
ihn wol warten/ und zu sich selber kommen lassen:
sonder Zweiffel ist seine Ankunfft nicht ohne wich-
tige Ursachen. Seyd doch bedacht/ erinnerte ihn
Balacin/ daß er wieder zu recht/ und zu mir ins
Zimmer/ ohne einige Nachricht meiner Gegen-
wart/ gebracht werde. Solches fleißig ins Werck
zu richten/ ließ sich Talemon bald angelegen seyn:
Und als er den Scandor sattsam getrocknet/ er-
qvicket/ und gantz ermuntert hatte/ nahm er ihn
bey der Hand/ und führte ihn in des Printzen Zim-
mer/ in welchem er kaum etliche Schritte fortge-
setzet/ und den Printzen auff dem Bette ersehen
hatte/ als er mit vollem Schreyen zurücke sprang:
O ihr Götter/ rieff er/ errettet mich von diesem
Zauber-Orte. Talemon/ ihr alter Hexen-Mei-
ster/ ihr verblendet meine Augen. Mit welchen
Worten er zur Thür hinaus reissen wolte: Als
ihn aber Talemon beym Arme zurücke hielte/ und
ihm der Printz zuredete/ kam er endlich mit zittern-

dem
C 3

Erſtes Buch.
welcher bald ſein Leben im Waſſer verlohren haͤt-
te. Wer? Scandor? fragte der ſich verwun-
dernde Printz. Was ſolte doch wol ſeine An-
kunfft bedeuten/ indem ich ihm ja befohlen/ Ava
nicht eher zu verlaſſen/ er habe denn gewiſſe Nach-
richt von mir/ wo ich mich oͤffentlich auffhielte.
Daß er aber von hier einige Gewißheit haben ſol-
te/ ſolches ſcheinet unmoͤglich zu ſeyn. Jch weiß
nicht/ antwortete Talemon/ was ihn hieher bewo-
gen habe. Daß er aber den Printzen hier ſuchen
ſolte/ iſt nicht zu vermuthen. Jndeſſen wil ich
ihn wol warten/ und zu ſich ſelber kommen laſſen:
ſonder Zweiffel iſt ſeine Ankunfft nicht ohne wich-
tige Urſachen. Seyd doch bedacht/ erinnerte ihn
Balacin/ daß er wieder zu recht/ und zu mir ins
Zimmer/ ohne einige Nachricht meiner Gegen-
wart/ gebracht werde. Solches fleißig ins Werck
zu richten/ ließ ſich Talemon bald angelegen ſeyn:
Und als er den Scandor ſattſam getrocknet/ er-
qvicket/ und gantz ermuntert hatte/ nahm er ihn
bey der Hand/ und fuͤhrte ihn in des Printzen Zim-
mer/ in welchem er kaum etliche Schritte fortge-
ſetzet/ und den Printzen auff dem Bette erſehen
hatte/ als er mit vollem Schreyen zuruͤcke ſprang:
O ihr Goͤtter/ rieff er/ errettet mich von dieſem
Zauber-Orte. Talemon/ ihr alter Hexen-Mei-
ſter/ ihr verblendet meine Augen. Mit welchen
Worten er zur Thuͤr hinaus reiſſen wolte: Als
ihn aber Talemon beym Arme zuruͤcke hielte/ und
ihm der Printz zuredete/ kam er endlich mit zittern-

dem
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
welcher bald &#x017F;ein Leben im Wa&#x017F;&#x017F;er verlohren ha&#x0364;t-<lb/>
te. Wer? Scandor? fragte der &#x017F;ich verwun-<lb/>
dernde Printz. Was &#x017F;olte doch wol &#x017F;eine An-<lb/>
kunfft bedeuten/ indem ich ihm ja befohlen/ Ava<lb/>
nicht eher zu verla&#x017F;&#x017F;en/ er habe denn gewi&#x017F;&#x017F;e Nach-<lb/>
richt von mir/ wo ich mich o&#x0364;ffentlich auffhielte.<lb/>
Daß er aber von hier einige Gewißheit haben &#x017F;ol-<lb/>
te/ &#x017F;olches &#x017F;cheinet unmo&#x0364;glich zu &#x017F;eyn. Jch weiß<lb/>
nicht/ antwortete Talemon/ was ihn hieher bewo-<lb/>
gen habe. Daß er aber den Printzen hier &#x017F;uchen<lb/>
&#x017F;olte/ i&#x017F;t nicht zu vermuthen. Jnde&#x017F;&#x017F;en wil ich<lb/>
ihn wol warten/ und zu &#x017F;ich &#x017F;elber kommen la&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
&#x017F;onder Zweiffel i&#x017F;t &#x017F;eine Ankunfft nicht ohne wich-<lb/>
tige Ur&#x017F;achen. Seyd doch bedacht/ erinnerte ihn<lb/>
Balacin/ daß er wieder zu recht/ und zu mir ins<lb/>
Zimmer/ ohne einige Nachricht meiner Gegen-<lb/>
wart/ gebracht werde. Solches fleißig ins Werck<lb/>
zu richten/ ließ &#x017F;ich Talemon bald angelegen &#x017F;eyn:<lb/>
Und als er den Scandor &#x017F;att&#x017F;am getrocknet/ er-<lb/>
qvicket/ und gantz ermuntert hatte/ nahm er ihn<lb/>
bey der Hand/ und fu&#x0364;hrte ihn in des Printzen Zim-<lb/>
mer/ in welchem er kaum etliche Schritte fortge-<lb/>
&#x017F;etzet/ und den Printzen auff dem Bette er&#x017F;ehen<lb/>
hatte/ als er mit vollem Schreyen zuru&#x0364;cke &#x017F;prang:<lb/>
O ihr Go&#x0364;tter/ rieff er/ errettet mich von die&#x017F;em<lb/>
Zauber-Orte. Talemon/ ihr alter Hexen-Mei-<lb/>
&#x017F;ter/ ihr verblendet meine Augen. Mit welchen<lb/>
Worten er zur Thu&#x0364;r hinaus rei&#x017F;&#x017F;en wolte: Als<lb/>
ihn aber Talemon beym Arme zuru&#x0364;cke hielte/ und<lb/>
ihm der Printz zuredete/ kam er endlich mit zittern-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0057] Erſtes Buch. welcher bald ſein Leben im Waſſer verlohren haͤt- te. Wer? Scandor? fragte der ſich verwun- dernde Printz. Was ſolte doch wol ſeine An- kunfft bedeuten/ indem ich ihm ja befohlen/ Ava nicht eher zu verlaſſen/ er habe denn gewiſſe Nach- richt von mir/ wo ich mich oͤffentlich auffhielte. Daß er aber von hier einige Gewißheit haben ſol- te/ ſolches ſcheinet unmoͤglich zu ſeyn. Jch weiß nicht/ antwortete Talemon/ was ihn hieher bewo- gen habe. Daß er aber den Printzen hier ſuchen ſolte/ iſt nicht zu vermuthen. Jndeſſen wil ich ihn wol warten/ und zu ſich ſelber kommen laſſen: ſonder Zweiffel iſt ſeine Ankunfft nicht ohne wich- tige Urſachen. Seyd doch bedacht/ erinnerte ihn Balacin/ daß er wieder zu recht/ und zu mir ins Zimmer/ ohne einige Nachricht meiner Gegen- wart/ gebracht werde. Solches fleißig ins Werck zu richten/ ließ ſich Talemon bald angelegen ſeyn: Und als er den Scandor ſattſam getrocknet/ er- qvicket/ und gantz ermuntert hatte/ nahm er ihn bey der Hand/ und fuͤhrte ihn in des Printzen Zim- mer/ in welchem er kaum etliche Schritte fortge- ſetzet/ und den Printzen auff dem Bette erſehen hatte/ als er mit vollem Schreyen zuruͤcke ſprang: O ihr Goͤtter/ rieff er/ errettet mich von dieſem Zauber-Orte. Talemon/ ihr alter Hexen-Mei- ſter/ ihr verblendet meine Augen. Mit welchen Worten er zur Thuͤr hinaus reiſſen wolte: Als ihn aber Talemon beym Arme zuruͤcke hielte/ und ihm der Printz zuredete/ kam er endlich mit zittern- dem C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/57
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/57>, abgerufen am 17.06.2024.