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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
dem Vorwand wichtiger Berathschlagung nach
Hofe ruffen: als sie aber erschienen/ alle ins Ge-
fängniß werffen/ wodurch viel unschuldige und
meistens grosse Personen/ so wohl Männer als
Frauen/ in die Hafft geriethen. Jn dem Schloß-
Zwinger wurden hierauff etliche seichte Löcher
zwantzig Fuß weit ins gevierdte gemacht/ und voll
Holtz-Kohlen gelegt/ welche durch hierzu bestellete
Soldaten angefeuret worden. Die Beklagten
sührte man mit gebundenen Armen herbey/ wel-
che man nicht eher loß machte/ biß sie in den ver-
schlossenen Creyß der Soldaten eingetreten wa-
ren. Nach diesem setzte man ihre Schenckel in ein
Gefäß heiß Wasser/ damit die Härte der Fußfoh-
len weich gemacht würde/ welches etliche Scla-
ven mit Messern abfchaben musten. Wie nun
dieses geschehen/ wurden sie von einigen Pfaffen
zu einer freywilligen Bekäntniß angemahnt/ weil
sie aber solches beständig läugneten/ wurden sie be-
schworen/ und den Soldaten übergeben. Diese
zwungen nun die armen Menschen mit blossen/
und zuvor biß auffs Blut geschabten Füssen über
die in voller Gluth liegenden Kohlen zu lauffen:
Nach welchem heissen Lauffe man iedwedem die
Füsse besahe/ welche nun verletzt waren/ die wur-
den vor schuldig gehalten/ und wiederum gebun-
den. Es war aber kein einiger/ welcher unverletzt
geblieben war/ ob gleich deren ein Theil mit ver-
wunderlicher Geschwindigkeit durch das Feuer
flohen. Etliche fielen gar darein/ kunten sie nun

her-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
dem Vorwand wichtiger Berathſchlagung nach
Hofe ruffen: als ſie aber erſchienen/ alle ins Ge-
faͤngniß werffen/ wodurch viel unſchuldige und
meiſtens groſſe Perſonen/ ſo wohl Maͤnner als
Frauen/ in die Hafft geriethen. Jn dem Schloß-
Zwinger wurden hierauff etliche ſeichte Loͤcher
zwantzig Fuß weit ins gevierdte gemacht/ und voll
Holtz-Kohlen gelegt/ welche durch hierzu beſtellete
Soldaten angefeuret worden. Die Beklagten
ſuͤhrte man mit gebundenen Armen herbey/ wel-
che man nicht eher loß machte/ biß ſie in den ver-
ſchloſſenen Creyß der Soldaten eingetreten wa-
ren. Nach dieſem ſetzte man ihre Schenckel in ein
Gefaͤß heiß Waſſer/ damit die Haͤrte der Fußfoh-
len weich gemacht wuͤrde/ welches etliche Scla-
ven mit Meſſern abfchaben muſten. Wie nun
dieſes geſchehen/ wurden ſie von einigen Pfaffen
zu einer freywilligen Bekaͤntniß angemahnt/ weil
ſie aber ſolches beſtaͤndig laͤugneten/ wurden ſie be-
ſchworen/ und den Soldaten uͤbergeben. Dieſe
zwungen nun die armen Menſchen mit bloſſen/
und zuvor biß auffs Blut geſchabten Fuͤſſen uͤber
die in voller Gluth liegenden Kohlen zu lauffen:
Nach welchem heiſſen Lauffe man iedwedem die
Fuͤſſe beſahe/ welche nun verletzt waren/ die wur-
den vor ſchuldig gehalten/ und wiederum gebun-
den. Es war aber kein einiger/ welcher unverletzt
geblieben war/ ob gleich deren ein Theil mit ver-
wunderlicher Geſchwindigkeit durch das Feuer
flohen. Etliche fielen gar darein/ kunten ſie nun

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[542/0562] Der Aſiatiſchen Baniſe. dem Vorwand wichtiger Berathſchlagung nach Hofe ruffen: als ſie aber erſchienen/ alle ins Ge- faͤngniß werffen/ wodurch viel unſchuldige und meiſtens groſſe Perſonen/ ſo wohl Maͤnner als Frauen/ in die Hafft geriethen. Jn dem Schloß- Zwinger wurden hierauff etliche ſeichte Loͤcher zwantzig Fuß weit ins gevierdte gemacht/ und voll Holtz-Kohlen gelegt/ welche durch hierzu beſtellete Soldaten angefeuret worden. Die Beklagten ſuͤhrte man mit gebundenen Armen herbey/ wel- che man nicht eher loß machte/ biß ſie in den ver- ſchloſſenen Creyß der Soldaten eingetreten wa- ren. Nach dieſem ſetzte man ihre Schenckel in ein Gefaͤß heiß Waſſer/ damit die Haͤrte der Fußfoh- len weich gemacht wuͤrde/ welches etliche Scla- ven mit Meſſern abfchaben muſten. Wie nun dieſes geſchehen/ wurden ſie von einigen Pfaffen zu einer freywilligen Bekaͤntniß angemahnt/ weil ſie aber ſolches beſtaͤndig laͤugneten/ wurden ſie be- ſchworen/ und den Soldaten uͤbergeben. Dieſe zwungen nun die armen Menſchen mit bloſſen/ und zuvor biß auffs Blut geſchabten Fuͤſſen uͤber die in voller Gluth liegenden Kohlen zu lauffen: Nach welchem heiſſen Lauffe man iedwedem die Fuͤſſe beſahe/ welche nun verletzt waren/ die wur- den vor ſchuldig gehalten/ und wiederum gebun- den. Es war aber kein einiger/ welcher unverletzt geblieben war/ ob gleich deren ein Theil mit ver- wunderlicher Geſchwindigkeit durch das Feuer flohen. Etliche fielen gar darein/ kunten ſie nun her-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/562>, abgerufen am 29.06.2024.