Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. der Jhrigen aber verschonen. Kommet nur mitmir auff die Mauern/ und schauet/ wie der Feind den Sebel wetzet/ und die Zähne auff uns blöcket/ so wird euch der Blut-Durst leicht vergehen. Jch muß mit diesen tapffern Leuten Tag und Nacht in Hitze und Frost/ unter den sausenden Kugeln und Pfeilen ohne Speise und Ruhe zubringen/ und unsere Seelen dem Feinde vor die Stadt opf- fern: Jhr aber hingegen wollet auch den Feind an Grausamkeit übertreffen/ und da nur der Feind gegen Feinde kämpffet/ so verschonet ihr auch der Freunde nicht. Jch habe allbereit den Stiffter die- ses Mord-Spiels erfahren/ sahe er die Königin mit ergrimmten Augen an/ und wo ich nicht mei- nes Hauses und meines Sebels/ welchen ich nicht mit eines so vermaledeyten Weibs-Blute befle- cken will/ verschonte/ so solte die Schmach meiner Schwester mit eurem Blute abgewaschen wer- den. Worauff der König nebst ihr/ aus Scham des blöden Gewissen/ alsobald den Platz verlies- sen: Abaxar aber erzehlete dem Printzen alle Be- gebenheit umbständlich/ worauff der Cörper des Sabartibams dem Volcke übergeben ward/ wel- cher in tausend Stücke zerhackt/ auff den Holtz- Stoß geworffen/ und zu Pulver verbrennet wur- de: die Princeßin aber wurde unter der Hand des Abaxars in einem Pallast von fünff hundert Mann bewacht/ damit ihr ferner nichts übels be- gegnen möchte. Welche Zeit denn Abaxar der- massen wohl anwendete/ daß Fylane wünschte/ Aba-
Der Aſiatiſchen Baniſe. der Jhrigen aber verſchonen. Kommet nur mitmir auff die Mauern/ und ſchauet/ wie der Feind den Sebel wetzet/ und die Zaͤhne auff uns bloͤcket/ ſo wird euch der Blut-Durſt leicht vergehen. Jch muß mit dieſen tapffern Leuten Tag und Nacht in Hitze und Froſt/ unter den ſauſenden Kugeln und Pfeilen ohne Speiſe und Ruhe zubringen/ und unſere Seelen dem Feinde vor die Stadt opf- fern: Jhr aber hingegen wollet auch den Feind an Grauſamkeit uͤbertreffen/ und da nur der Feind gegen Feinde kaͤmpffet/ ſo verſchonet ihr auch der Freunde nicht. Jch habe allbereit den Stiffter die- ſes Mord-Spiels erfahren/ ſahe er die Koͤnigin mit ergrimmten Augen an/ und wo ich nicht mei- nes Hauſes und meines Sebels/ welchen ich nicht mit eines ſo vermaledeyten Weibs-Blute befle- cken will/ verſchonte/ ſo ſolte die Schmach meiner Schweſter mit eurem Blute abgewaſchen wer- den. Worauff der Koͤnig nebſt ihr/ aus Scham des bloͤden Gewiſſen/ alſobald den Platz verlieſ- ſen: Abaxar aber erzehlete dem Printzen alle Be- gebenheit umbſtaͤndlich/ worauff der Coͤrper des Sabartibams dem Volcke uͤbergeben ward/ wel- cher in tauſend Stuͤcke zerhackt/ auff den Holtz- Stoß geworffen/ und zu Pulver verbrennet wur- de: die Princeßin aber wurde unter der Hand des Abaxars in einem Pallaſt von fuͤnff hundert Mann bewacht/ damit ihr ferner nichts uͤbels be- gegnen moͤchte. Welche Zeit denn Abaxar der- maſſen wohl anwendete/ daß Fylane wuͤnſchte/ Aba-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
der Jhrigen aber verſchonen. Kommet nur mit
mir auff die Mauern/ und ſchauet/ wie der Feind
den Sebel wetzet/ und die Zaͤhne auff uns bloͤcket/
ſo wird euch der Blut-Durſt leicht vergehen. Jch
muß mit dieſen tapffern Leuten Tag und Nacht
in Hitze und Froſt/ unter den ſauſenden Kugeln
und Pfeilen ohne Speiſe und Ruhe zubringen/
und unſere Seelen dem Feinde vor die Stadt opf-
fern: Jhr aber hingegen wollet auch den Feind
an Grauſamkeit uͤbertreffen/ und da nur der Feind
gegen Feinde kaͤmpffet/ ſo verſchonet ihr auch der
Freunde nicht. Jch habe allbereit den Stiffter die-
ſes Mord-Spiels erfahren/ ſahe er die Koͤnigin
mit ergrimmten Augen an/ und wo ich nicht mei-
nes Hauſes und meines Sebels/ welchen ich nicht
mit eines ſo vermaledeyten Weibs-Blute befle-
cken will/ verſchonte/ ſo ſolte die Schmach meiner
Schweſter mit eurem Blute abgewaſchen wer-
den. Worauff der Koͤnig nebſt ihr/ aus Scham
des bloͤden Gewiſſen/ alſobald den Platz verlieſ-
ſen: Abaxar aber erzehlete dem Printzen alle Be-
gebenheit umbſtaͤndlich/ worauff der Coͤrper des
Sabartibams dem Volcke uͤbergeben ward/ wel-
cher in tauſend Stuͤcke zerhackt/ auff den Holtz-
Stoß geworffen/ und zu Pulver verbrennet wur-
de: die Princeßin aber wurde unter der Hand des
Abaxars in einem Pallaſt von fuͤnff hundert
Mann bewacht/ damit ihr ferner nichts uͤbels be-
gegnen moͤchte. Welche Zeit denn Abaxar der-
maſſen wohl anwendete/ daß Fylane wuͤnſchte/
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