Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. nicht ferner! Denn du und der Käyser solt wissen/daß ich eher mein Eingeweide um einen glüenden Pfahl will winden/ ja mich lebendig in einen A- meiß-Hauffen verscharren lassen/ ehe ich das ge- ringste/ was Zucht und Tugend beleidiget/ eurem vermaledeyten Willen einräumen will. Solte ja aber der Käyser mit Gewalt meinen Willen zu brechen suchen/ so soll dieses Messer meine Seele von aller Schande befreyen/ und meinen todten Cörper eurer Tyranney hinterlassen. O unbeson- nenes Weibes-Bild! antwortete der Rolim mit verzweiffelten Geberden/ so bist du denn/ du schwa- ches Wesen/ dermassen verblendet/ daß du auch deine Ohnmacht nicht erkennen kanst. Mißbrau- che derowegen meiner Gedult nicht ferner/ oder ich will dir zeigen/ was vor eine begeisterte Krafft in meinen Armen nnd Lenden stecke. Worüber sich die Princeßin dermassen ereyfferte/ daß ihr die Thränen aus den Augen drungen/ und ihn mit diesen Worten bedrohete: Entferne dich/ du un- züchtiger Hund! oder dieses Messer soll dich leh- ren/ wie du einer Käyserlichen Princeßin begeg- nen solst. Verzweiffelte That! hub der Rolim an/ darff sich wohl ein sterblicher Mensch unter- stehen/ auff einen geheiligten Ober-Priester das Messer zu zücken? Diese Frevelthat muß mit der Ehre bezahlet werden. Worauff er sie gantz ver- wegen anfiel/ ihre beyde Armen begriff/ und seine alten Kräffte dermassen gebrauchte/ daß sie seiner Stärcke weichen/ und zur Erden fallen muste. Ob Q q
Drittes Buch. nicht ferner! Denn du und der Kaͤyſer ſolt wiſſen/daß ich eher mein Eingeweide um einen gluͤenden Pfahl will winden/ ja mich lebendig in einen A- meiß-Hauffen verſcharren laſſen/ ehe ich das ge- ringſte/ was Zucht und Tugend beleidiget/ eurem vermaledeyten Willen einraͤumen will. Solte ja aber der Kaͤyſer mit Gewalt meinen Willen zu brechen ſuchen/ ſo ſoll dieſes Meſſer meine Seele von aller Schande befreyen/ und meinen todten Coͤrper eurer Tyranney hinterlaſſen. O unbeſon- nenes Weibes-Bild! antwortete der Rolim mit verzweiffelten Geberden/ ſo biſt du denn/ du ſchwa- ches Weſen/ dermaſſen verblendet/ daß du auch deine Ohnmacht nicht erkennen kanſt. Mißbrau- che derowegen meiner Gedult nicht ferner/ oder ich will dir zeigen/ was vor eine begeiſterte Krafft in meinen Armen nnd Lenden ſtecke. Woruͤber ſich die Princeßin dermaſſen ereyfferte/ daß ihr die Thraͤnen aus den Augen drungen/ und ihn mit dieſen Worten bedrohete: Entferne dich/ du un- zuͤchtiger Hund! oder dieſes Meſſer ſoll dich leh- ren/ wie du einer Kaͤyſerlichen Princeßin begeg- nen ſolſt. Verzweiffelte That! hub der Rolim an/ darff ſich wohl ein ſterblicher Menſch unter- ſtehen/ auff einen geheiligten Ober-Prieſter das Meſſer zu zuͤcken? Dieſe Frevelthat muß mit der Ehre bezahlet werden. Worauff er ſie gantz ver- wegen anfiel/ ihre beyde Armen begriff/ und ſeine alten Kraͤffte dermaſſen gebrauchte/ daß ſie ſeiner Staͤrcke weichen/ und zur Erden fallen muſte. Ob Q q
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Drittes Buch.
nicht ferner! Denn du und der Kaͤyſer ſolt wiſſen/
daß ich eher mein Eingeweide um einen gluͤenden
Pfahl will winden/ ja mich lebendig in einen A-
meiß-Hauffen verſcharren laſſen/ ehe ich das ge-
ringſte/ was Zucht und Tugend beleidiget/ eurem
vermaledeyten Willen einraͤumen will. Solte
ja aber der Kaͤyſer mit Gewalt meinen Willen zu
brechen ſuchen/ ſo ſoll dieſes Meſſer meine Seele
von aller Schande befreyen/ und meinen todten
Coͤrper eurer Tyranney hinterlaſſen. O unbeſon-
nenes Weibes-Bild! antwortete der Rolim mit
verzweiffelten Geberden/ ſo biſt du denn/ du ſchwa-
ches Weſen/ dermaſſen verblendet/ daß du auch
deine Ohnmacht nicht erkennen kanſt. Mißbrau-
che derowegen meiner Gedult nicht ferner/ oder
ich will dir zeigen/ was vor eine begeiſterte Krafft
in meinen Armen nnd Lenden ſtecke. Woruͤber
ſich die Princeßin dermaſſen ereyfferte/ daß ihr die
Thraͤnen aus den Augen drungen/ und ihn mit
dieſen Worten bedrohete: Entferne dich/ du un-
zuͤchtiger Hund! oder dieſes Meſſer ſoll dich leh-
ren/ wie du einer Kaͤyſerlichen Princeßin begeg-
nen ſolſt. Verzweiffelte That! hub der Rolim
an/ darff ſich wohl ein ſterblicher Menſch unter-
ſtehen/ auff einen geheiligten Ober-Prieſter das
Meſſer zu zuͤcken? Dieſe Frevelthat muß mit der
Ehre bezahlet werden. Worauff er ſie gantz ver-
wegen anfiel/ ihre beyde Armen begriff/ und ſeine
alten Kraͤffte dermaſſen gebrauchte/ daß ſie ſeiner
Staͤrcke weichen/ und zur Erden fallen muſte.
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