Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. than/ welche mit güldenen Ketten an den Füssen/und vielen köstlichen Kleinodien um den Halß be- leget waren. Diese/ da sie dem Entseelten grosse Ehrerbietung erwiesen hatten/ giengen sie rings um das Grab herum/ und fochten mit bolssen Se- beln: Gleichsam als ob sie die Teuffel vertreiben wolten; wobey sie zugleich überlaut sprachen: Weichet ihr Verfluchten in den Abgrund des Rauch-Hauses/ allda ihr zu einer ewigen Straf- fe/ ohne Auffhören sterben/ und doch nimmermehr ersterben werdet können/ damit ihr das strenge Gerichte des hohen HErrns bezahlen müsset. Darauff giengen sie ab/ nachdem sie mit einem starcken Geheule so viel zu verstehen gegeben hat- ten/ wie daß nunmehro die Leiche von der Teuffel Gewalt/ die vorhin von ihnen belagert gewesen/ allerdings erlöset und befreyt wäre. Alsdenn folgten sechs und zwantzig von den nen
Der Aſiatiſchen Baniſe. than/ welche mit guͤldenen Ketten an den Fuͤſſen/und vielen koͤſtlichen Kleinodien um den Halß be- leget waren. Dieſe/ da ſie dem Entſeelten groſſe Ehrerbietung erwieſen hatten/ giengen ſie rings um das Grab herum/ und fochten mit bolſſen Se- beln: Gleichſam als ob ſie die Teuffel vertreiben wolten; wobey ſie zugleich uͤberlaut ſprachen: Weichet ihr Verfluchten in den Abgrund des Rauch-Hauſes/ allda ihr zu einer ewigen Straf- fe/ ohne Auffhoͤren ſterben/ und doch nimmermehr erſterben werdet koͤnnen/ damit ihr das ſtrenge Gerichte des hohen HErrns bezahlen muͤſſet. Darauff giengen ſie ab/ nachdem ſie mit einem ſtarcken Geheule ſo viel zu verſtehen gegeben hat- ten/ wie daß nunmehro die Leiche von der Teuffel Gewalt/ die vorhin von ihnen belagert geweſen/ allerdings erloͤſet und befreyt waͤre. Alsdenn folgten ſechs und zwantzig von den nen
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
than/ welche mit guͤldenen Ketten an den Fuͤſſen/
und vielen koͤſtlichen Kleinodien um den Halß be-
leget waren. Dieſe/ da ſie dem Entſeelten groſſe
Ehrerbietung erwieſen hatten/ giengen ſie rings
um das Grab herum/ und fochten mit bolſſen Se-
beln: Gleichſam als ob ſie die Teuffel vertreiben
wolten; wobey ſie zugleich uͤberlaut ſprachen:
Weichet ihr Verfluchten in den Abgrund des
Rauch-Hauſes/ allda ihr zu einer ewigen Straf-
fe/ ohne Auffhoͤren ſterben/ und doch nimmermehr
erſterben werdet koͤnnen/ damit ihr das ſtrenge
Gerichte des hohen HErrns bezahlen muͤſſet.
Darauff giengen ſie ab/ nachdem ſie mit einem
ſtarcken Geheule ſo viel zu verſtehen gegeben hat-
ten/ wie daß nunmehro die Leiche von der Teuffel
Gewalt/ die vorhin von ihnen belagert geweſen/
allerdings erloͤſet und befreyt waͤre.
Alsdenn folgten ſechs und zwantzig von den
vornehmſten Taligrepos/ ſo alle uͤber achtzig Jahr
alt/ und in viol-braunen Damask gekleidet wa-
ren/ denen zwoͤlff Thuͤrhuͤter mit ſilbernen Kolben
vortraten. Da nun dieſe das Grab zum vierdten
mahl mit groſſer Ehrerbietung beraͤuchert hatten/
fielen ſie alle auff ihre Angeſichter zur Erden nie-
der/ und redete einer von ihnen den entleibten Ro-
lim alſo an: Wofern die Wolcken des Him-
mels unſer Betruͤbniß den Thieren des Landes ſa-
gen koͤnten/ ſo wuͤrden dieſe gewißlich ihre Weide
verlaſſen/ und uns ſo wohl deinen gewaltſamen
Tod/ als auch unſere aͤuſerſte Wehmuth bewei-
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