Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. wider die Staffeln des Gerüsts lieffen. Was nocherschrecklicher war/ so opfferten sich sechs junge Grepos von Adel selbst auff/ und soffen aus einem güldnen Geschirr/ das auff der Taffel stund/ einen sonderbahren gelben Safft/ welches ein so starcker Gifft war/ daß sie von Stund an todt zur Erden nieder fielen. Durch diese That wurden diese Teuffels-Märtyrer unter die Heiligen gezehlet/ und wegen solcher Glückseligkeit noch sehr genei- det. Jhre Leiber aber nahm man alsobald/ und verbrannte sie in einem von köstlichem Holtze an- gelegten Feuer. Des andern Morgens entblöfte man den Folgenden Tages früh/ da die Asche zu kühlen be-
Der Aſiatiſchen Baniſe. wider die Staffeln des Geruͤſts lieffen. Was nocherſchrecklicher war/ ſo opfferten ſich ſechs junge Grepos von Adel ſelbſt auff/ und ſoffen aus einem guͤldnen Geſchirr/ das auff der Taffel ſtund/ einen ſonderbahren gelben Safft/ welches ein ſo ſtarcker Gifft war/ daß ſie von Stund an todt zur Erden nieder fielen. Durch dieſe That wurden dieſe Teuffels-Maͤrtyrer unter die Heiligen gezehlet/ und wegen ſolcher Gluͤckſeligkeit noch ſehr genei- det. Jhre Leiber aber nahm man alſobald/ und verbrannte ſie in einem von koͤſtlichem Holtze an- gelegten Feuer. Des andern Morgens entbloͤfte man den Folgenden Tages fruͤh/ da die Aſche zu kuͤhlen be-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
wider die Staffeln des Geruͤſts lieffen. Was noch
erſchrecklicher war/ ſo opfferten ſich ſechs junge
Grepos von Adel ſelbſt auff/ und ſoffen aus einem
guͤldnen Geſchirr/ das auff der Taffel ſtund/ einen
ſonderbahren gelben Safft/ welches ein ſo ſtarcker
Gifft war/ daß ſie von Stund an todt zur Erden
nieder fielen. Durch dieſe That wurden dieſe
Teuffels-Maͤrtyrer unter die Heiligen gezehlet/
und wegen ſolcher Gluͤckſeligkeit noch ſehr genei-
det. Jhre Leiber aber nahm man alſobald/ und
verbrannte ſie in einem von koͤſtlichem Holtze an-
gelegten Feuer.
Des andern Morgens entbloͤfte man den
Trauer-Thron/ und wurden die koͤſtlichen Stuͤ-
cke von demſelben abgenommen: die Himmel a-
ber/ ſamt den Tapezereyen und Faͤhnlein blieben
dabey: Und alsdenn ſteckten ſie mit lautem
Schreyen/ vielen Seufftzen/ und klingendem
Seitenſpiele das Feuer im Trauer-Gezelte an/
beſprengten es auch zum oͤfftern mit wohlriechen-
den Feuchtigkeiten/ biß ſich das verbrandte Fleiſch
in Aſche verwandelte. Alſo wurde der todte Ro-
lim durch Feuer verzehret/ und welcher in der
Brunſt geſtorben/ der muſte in der Glut ſein Be-
graͤbniß finden. Der Kaͤyſer/ und alle Groſ-
ſen vom Hofe/ wurffen unterdeſſen viel guͤldene
Stuͤcke und koͤſtliche Kleinodien ins Feuer/ wel-
che ſammt den Leichnam und Gebeinen ver-
brandten.
Folgenden Tages fruͤh/ da die Aſche zu kuͤhlen
be-
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