Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. begunte/ kam Chaumigrem/ samt allen Grossenwieder an den Ort der verbrennten Leiche/ in ei- ner Ordnung mit allen Grepos einher gegangen/ unter denen hundert und dreyßig mit silbernen Rauchfässern/ und vierzehen mit güldenen Bi- schoffshüten versehen waren. Sie hatten lan- ge Kleider von gelber Seide an: die andern aber/ siebenzehn tausend an der Zahl/ (woraus die Grös- se der Stadt zu ermessen/) waren mit gelben Dafft/ und Leinwandnen Ober-Röcken beklei- det. Da sie nun alle an erstbesagter Brandstelle gekommen/ stieg ein alter Talegrepos auff einen erhabenen Stuhl/ und hielt eine weitläufftige Re- de an das Volck/ deren Anfang in einer Lob-Re- de des Verstorbenen bestund/ darinnen sein Le- ben gewaltig heraus gestrichen ward: Umb de- nen Europäern nichts nachzugeben/ noch ihnen den Ruhm allein zu lassen/ daß nur sie ihre Todten im Tode zu erheben/ und mit verschonter War- heit mehr im Grabe zu versprechen wissen/ als das Leben gewähret hat. Hernach kam er von den Käysern zu reden/ darunter er die guten rühm- te/ die bösen aber greulich lästerte. Wobey er de- nen Unterthanen dermassen das Wort redete/ daß Chaumigrem bey der Asche des Rolims schwur/ so fern ihn die Götter dißmal aus seiner Feinde Hand erretteten/ so wolte er mit solcher Güte re- gieren/ daß gantz Pegu ihm ein ewiges Leben wünschen solte. Hierauff sammlete man die Asche zusammen/ und Q q 5
Drittes Buch. begunte/ kam Chaumigrem/ ſamt allen Groſſenwieder an den Ort der verbrennten Leiche/ in ei- ner Ordnung mit allen Grepos einher gegangen/ unter denen hundert und dreyßig mit ſilbernen Rauchfaͤſſern/ und vierzehen mit guͤldenen Bi- ſchoffshuͤten verſehen waren. Sie hatten lan- ge Kleider von gelber Seide an: die andern aber/ ſiebenzehn tauſend an der Zahl/ (woraus die Groͤſ- ſe der Stadt zu ermeſſen/) waren mit gelben Dafft/ und Leinwandnen Ober-Roͤcken beklei- det. Da ſie nun alle an erſtbeſagter Brandſtelle gekommen/ ſtieg ein alter Talegrepos auff einen erhabenen Stuhl/ und hielt eine weitlaͤufftige Re- de an das Volck/ deren Anfang in einer Lob-Re- de des Verſtorbenen beſtund/ darinnen ſein Le- ben gewaltig heraus geſtrichen ward: Umb de- nen Europaͤern nichts nachzugeben/ noch ihnen den Ruhm allein zu laſſen/ daß nur ſie ihre Todten im Tode zu erheben/ und mit verſchonter War- heit mehr im Grabe zu verſprechen wiſſen/ als das Leben gewaͤhret hat. Hernach kam er von den Kaͤyſern zu reden/ darunter er die guten ruͤhm- te/ die boͤſen aber greulich laͤſterte. Wobey er de- nen Unterthanen dermaſſen das Wort redete/ daß Chaumigrem bey der Aſche des Rolims ſchwur/ ſo fern ihn die Goͤtter dißmal aus ſeiner Feinde Hand erretteten/ ſo wolte er mit ſolcher Guͤte re- gieren/ daß gantz Pegu ihm ein ewiges Leben wuͤnſchen ſolte. Hierauff ſammlete man die Aſche zuſammen/ und Q q 5
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Drittes Buch.
begunte/ kam Chaumigrem/ ſamt allen Groſſen
wieder an den Ort der verbrennten Leiche/ in ei-
ner Ordnung mit allen Grepos einher gegangen/
unter denen hundert und dreyßig mit ſilbernen
Rauchfaͤſſern/ und vierzehen mit guͤldenen Bi-
ſchoffshuͤten verſehen waren. Sie hatten lan-
ge Kleider von gelber Seide an: die andern aber/
ſiebenzehn tauſend an der Zahl/ (woraus die Groͤſ-
ſe der Stadt zu ermeſſen/) waren mit gelben
Dafft/ und Leinwandnen Ober-Roͤcken beklei-
det. Da ſie nun alle an erſtbeſagter Brandſtelle
gekommen/ ſtieg ein alter Talegrepos auff einen
erhabenen Stuhl/ und hielt eine weitlaͤufftige Re-
de an das Volck/ deren Anfang in einer Lob-Re-
de des Verſtorbenen beſtund/ darinnen ſein Le-
ben gewaltig heraus geſtrichen ward: Umb de-
nen Europaͤern nichts nachzugeben/ noch ihnen
den Ruhm allein zu laſſen/ daß nur ſie ihre Todten
im Tode zu erheben/ und mit verſchonter War-
heit mehr im Grabe zu verſprechen wiſſen/ als
das Leben gewaͤhret hat. Hernach kam er von
den Kaͤyſern zu reden/ darunter er die guten ruͤhm-
te/ die boͤſen aber greulich laͤſterte. Wobey er de-
nen Unterthanen dermaſſen das Wort redete/ daß
Chaumigrem bey der Aſche des Rolims ſchwur/
ſo fern ihn die Goͤtter dißmal aus ſeiner Feinde
Hand erretteten/ ſo wolte er mit ſolcher Guͤte re-
gieren/ daß gantz Pegu ihm ein ewiges Leben
wuͤnſchen ſolte.
Hierauff ſammlete man die Aſche zuſammen/
und
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