Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. machen solle/ vor die Wohlfarth ihres Vaterlan-des ihr Blut zu vergiessen: Zu welcher Berei- tung ihr ein und zwantzig Tage Zeit eingeräumet worden. Welche Ankündigung sie mit standhaff- tem Gemüthe/ und diesen Worten auffnahm: Gar wohl! ich werde mit Freuden sterben/ wenn die Ehre mein Leichen-Schmuck und die Tugend mein Grab-Stein seyn soll. Worauff sie in ein sonderes Zimmer geführet/ und daselbst auffs beste in acht genommen wurde/ in welchem sie ihre Zeit mit Fasten/ Beten und Weinen zubrachte/ und sich als ein unschuldiges Opffer mit verwunderli- cher Andacht selbst einweihete. Dieses Opffer wird dem Kriegs-Gott Carco- Altar R r 2
Drittes Buch. machen ſolle/ vor die Wohlfarth ihres Vaterlan-des ihr Blut zu vergieſſen: Zu welcher Berei- tung ihr ein und zwantzig Tage Zeit eingeraͤumet worden. Welche Ankuͤndigung ſie mit ſtandhaff- tem Gemuͤthe/ und dieſen Worten auffnahm: Gar wohl! ich werde mit Freuden ſterben/ wenn die Ehre mein Leichen-Schmuck und die Tugend mein Grab-Stein ſeyn ſoll. Worauff ſie in ein ſonderes Zimmer gefuͤhret/ und daſelbſt auffs beſte in acht genommen wurde/ in welchem ſie ihre Zeit mit Faſten/ Beten und Weinen zubrachte/ und ſich als ein unſchuldiges Opffer mit verwunderli- cher Andacht ſelbſt einweihete. Dieſes Opffer wird dem Kriegs-Gott Carco- Altar R r 2
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Drittes Buch.
machen ſolle/ vor die Wohlfarth ihres Vaterlan-
des ihr Blut zu vergieſſen: Zu welcher Berei-
tung ihr ein und zwantzig Tage Zeit eingeraͤumet
worden. Welche Ankuͤndigung ſie mit ſtandhaff-
tem Gemuͤthe/ und dieſen Worten auffnahm:
Gar wohl! ich werde mit Freuden ſterben/ wenn
die Ehre mein Leichen-Schmuck und die Tugend
mein Grab-Stein ſeyn ſoll. Worauff ſie in ein
ſonderes Zimmer gefuͤhret/ und daſelbſt auffs beſte
in acht genommen wurde/ in welchem ſie ihre Zeit
mit Faſten/ Beten und Weinen zubrachte/ und
ſich als ein unſchuldiges Opffer mit verwunderli-
cher Andacht ſelbſt einweihete.
Dieſes Opffer wird dem Kriegs-Gott Carco-
vita/ jaͤhrlich dermaſſen geleiſtet/ daß in den Kir-
chen reine Jungfrauen ernehret werden/ die ſich
zu einem verſprochenen Opffer muͤſſen auffbehal-
ten laſſen/ welche in ſolcher Hochachtung leben/
daß/ wenn ſie ihre Eltern oder Freunde beſuchen/
alles mit groſſer Ehrerbietung und Anbeten ge-
ſchehen muß/ indem ſie ihre Toͤchter/ als heilige
und himmliſche Menſchen/ bittlich erſuchen/ ſie
wollen doch ihrer eingedenck verbleiben/ wenn ſie
vor ihrem groſſen GOTT erſcheinen wuͤrden.
Darum bringen ſie ihnen auch allerhand Speiſe/
und andere Dinge zum Opffer mit. Zu dem
Opffer aber nimmt man nun/ auff den gefaͤlligen
Tag/ eine von dieſen geweiheten Jungfern/ wel-
che von den Palpas/ oder Kriegs-Prieſtern/ halb
nackend auff einen Marmel-Stein/ der vor dem
Altar
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