Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
donnern/ als wolte er sie bloß mit dem Geschütze
erobern. Er war aber zugleich/ durch unermüde-
ten Fleiß der Tanguter/ dermassen über den Gra-
ben gerücket/ daß er sich bereits unterstehen durff-
te/ zuweilen anlauffen zu lassen. Und that ihm
hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags-
Seite von der Stadt durch den Graben biß in
das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem
die Peguaner denselben nicht gnugsam besetzt hat-
ten. Unserm Balacin war indessen nicht wohl bey
der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani-
schen Völcker sich nichts unterfangen kunte/ auch
nicht wolte. Dahero er sich gantz stille in seinem
Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht
wider das Tangutische Lager wenden/ und des
Zarangs wütendes Vorhaben desto besser dämpf-
fen könten. Ja er sahe mit Lust zu/ wie sich Za-
rang schwächte; dahero er sich eine gewisse Rech-
nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall
beyden gewachsen seyn könte/ daß ihm doch die
beste Beute bliebe.

Jnzwischen hatte sich Higvanama durch
schleunigen Marsch dermassen genähert/ daß sie
verhoffte/ in wenig Tagen ihren werthen Bru-
der in dem Lager vor Pegu zu küssen/ und ihre
Danckbarkeit mit hundert tausend tapfferen Leu-
ten abzustatten. Vor welcher eingebildeten Freu-
de sie fast nicht zu ruhen vermochte/ und dannenhe-
ro durch starcke Tage-Reisen die Völcker nicht
wenig ermüdete. Hier aber werden wir ein aber-

mahli-
R r 3

Drittes Buch.
donnern/ als wolte er ſie bloß mit dem Geſchuͤtze
erobern. Er war aber zugleich/ durch unermuͤde-
ten Fleiß der Tanguter/ dermaſſen uͤber den Gra-
ben geruͤcket/ daß er ſich bereits unterſtehen durff-
te/ zuweilen anlauffen zu laſſen. Und that ihm
hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags-
Seite von der Stadt durch den Graben biß in
das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem
die Peguaner denſelben nicht gnugſam beſetzt hat-
ten. Unſerm Balacin war indeſſen nicht wohl bey
der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani-
ſchen Voͤlcker ſich nichts unterfangen kunte/ auch
nicht wolte. Dahero er ſich gantz ſtille in ſeinem
Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht
wider das Tangutiſche Lager wenden/ und des
Zarangs wuͤtendes Vorhaben deſto beſſer daͤmpf-
fen koͤnten. Ja er ſahe mit Luſt zu/ wie ſich Za-
rang ſchwaͤchte; dahero er ſich eine gewiſſe Rech-
nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall
beyden gewachſen ſeyn koͤnte/ daß ihm doch die
beſte Beute bliebe.

Jnzwiſchen hatte ſich Higvanama durch
ſchleunigen Marſch dermaſſen genaͤhert/ daß ſie
verhoffte/ in wenig Tagen ihren werthen Bru-
der in dem Lager vor Pegu zu kuͤſſen/ und ihre
Danckbarkeit mit hundert tauſend tapfferen Leu-
ten abzuſtatten. Vor welcher eingebildeten Freu-
de ſie faſt nicht zu ruhen vermochte/ und dannenhe-
ro durch ſtarcke Tage-Reiſen die Voͤlcker nicht
wenig ermuͤdete. Hier aber werden wir ein aber-

mahli-
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0649" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
donnern/ als wolte er &#x017F;ie bloß mit dem Ge&#x017F;chu&#x0364;tze<lb/>
erobern. Er war aber zugleich/ durch unermu&#x0364;de-<lb/>
ten Fleiß der Tanguter/ derma&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber den Gra-<lb/>
ben geru&#x0364;cket/ daß er &#x017F;ich bereits unter&#x017F;tehen durff-<lb/>
te/ zuweilen anlauffen zu la&#x017F;&#x017F;en. Und that ihm<lb/>
hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags-<lb/>
Seite von der Stadt durch den Graben biß in<lb/>
das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem<lb/>
die Peguaner den&#x017F;elben nicht gnug&#x017F;am be&#x017F;etzt hat-<lb/>
ten. Un&#x017F;erm Balacin war inde&#x017F;&#x017F;en nicht wohl bey<lb/>
der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani-<lb/>
&#x017F;chen Vo&#x0364;lcker &#x017F;ich nichts unterfangen kunte/ auch<lb/>
nicht wolte. Dahero er &#x017F;ich gantz &#x017F;tille in &#x017F;einem<lb/>
Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht<lb/>
wider das Tanguti&#x017F;che Lager wenden/ und des<lb/>
Zarangs wu&#x0364;tendes Vorhaben de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er da&#x0364;mpf-<lb/>
fen ko&#x0364;nten. Ja er &#x017F;ahe mit Lu&#x017F;t zu/ wie &#x017F;ich Za-<lb/>
rang &#x017F;chwa&#x0364;chte; dahero er &#x017F;ich eine gewi&#x017F;&#x017F;e Rech-<lb/>
nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall<lb/>
beyden gewach&#x017F;en &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ daß ihm doch die<lb/>
be&#x017F;te Beute bliebe.</p><lb/>
        <p>Jnzwi&#x017F;chen hatte &#x017F;ich Higvanama durch<lb/>
&#x017F;chleunigen Mar&#x017F;ch derma&#x017F;&#x017F;en gena&#x0364;hert/ daß &#x017F;ie<lb/>
verhoffte/ in wenig Tagen ihren werthen Bru-<lb/>
der in dem Lager vor Pegu zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und ihre<lb/>
Danckbarkeit mit hundert tau&#x017F;end tapfferen Leu-<lb/>
ten abzu&#x017F;tatten. Vor welcher eingebildeten Freu-<lb/>
de &#x017F;ie fa&#x017F;t nicht zu ruhen vermochte/ und dannenhe-<lb/>
ro durch &#x017F;tarcke Tage-Rei&#x017F;en die Vo&#x0364;lcker nicht<lb/>
wenig ermu&#x0364;dete. Hier aber werden wir ein aber-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">mahli-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0649] Drittes Buch. donnern/ als wolte er ſie bloß mit dem Geſchuͤtze erobern. Er war aber zugleich/ durch unermuͤde- ten Fleiß der Tanguter/ dermaſſen uͤber den Gra- ben geruͤcket/ daß er ſich bereits unterſtehen durff- te/ zuweilen anlauffen zu laſſen. Und that ihm hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags- Seite von der Stadt durch den Graben biß in das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem die Peguaner denſelben nicht gnugſam beſetzt hat- ten. Unſerm Balacin war indeſſen nicht wohl bey der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani- ſchen Voͤlcker ſich nichts unterfangen kunte/ auch nicht wolte. Dahero er ſich gantz ſtille in ſeinem Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht wider das Tangutiſche Lager wenden/ und des Zarangs wuͤtendes Vorhaben deſto beſſer daͤmpf- fen koͤnten. Ja er ſahe mit Luſt zu/ wie ſich Za- rang ſchwaͤchte; dahero er ſich eine gewiſſe Rech- nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall beyden gewachſen ſeyn koͤnte/ daß ihm doch die beſte Beute bliebe. Jnzwiſchen hatte ſich Higvanama durch ſchleunigen Marſch dermaſſen genaͤhert/ daß ſie verhoffte/ in wenig Tagen ihren werthen Bru- der in dem Lager vor Pegu zu kuͤſſen/ und ihre Danckbarkeit mit hundert tauſend tapfferen Leu- ten abzuſtatten. Vor welcher eingebildeten Freu- de ſie faſt nicht zu ruhen vermochte/ und dannenhe- ro durch ſtarcke Tage-Reiſen die Voͤlcker nicht wenig ermuͤdete. Hier aber werden wir ein aber- mahli- R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/649
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/649>, abgerufen am 26.06.2024.