Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. donnern/ als wolte er sie bloß mit dem Geschützeerobern. Er war aber zugleich/ durch unermüde- ten Fleiß der Tanguter/ dermassen über den Gra- ben gerücket/ daß er sich bereits unterstehen durff- te/ zuweilen anlauffen zu lassen. Und that ihm hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags- Seite von der Stadt durch den Graben biß in das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem die Peguaner denselben nicht gnugsam besetzt hat- ten. Unserm Balacin war indessen nicht wohl bey der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani- schen Völcker sich nichts unterfangen kunte/ auch nicht wolte. Dahero er sich gantz stille in seinem Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht wider das Tangutische Lager wenden/ und des Zarangs wütendes Vorhaben desto besser dämpf- fen könten. Ja er sahe mit Lust zu/ wie sich Za- rang schwächte; dahero er sich eine gewisse Rech- nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall beyden gewachsen seyn könte/ daß ihm doch die beste Beute bliebe. Jnzwischen hatte sich Higvanama durch mahli- R r 3
Drittes Buch. donnern/ als wolte er ſie bloß mit dem Geſchuͤtzeerobern. Er war aber zugleich/ durch unermuͤde- ten Fleiß der Tanguter/ dermaſſen uͤber den Gra- ben geruͤcket/ daß er ſich bereits unterſtehen durff- te/ zuweilen anlauffen zu laſſen. Und that ihm hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags- Seite von der Stadt durch den Graben biß in das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem die Peguaner denſelben nicht gnugſam beſetzt hat- ten. Unſerm Balacin war indeſſen nicht wohl bey der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani- ſchen Voͤlcker ſich nichts unterfangen kunte/ auch nicht wolte. Dahero er ſich gantz ſtille in ſeinem Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht wider das Tangutiſche Lager wenden/ und des Zarangs wuͤtendes Vorhaben deſto beſſer daͤmpf- fen koͤnten. Ja er ſahe mit Luſt zu/ wie ſich Za- rang ſchwaͤchte; dahero er ſich eine gewiſſe Rech- nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall beyden gewachſen ſeyn koͤnte/ daß ihm doch die beſte Beute bliebe. Jnzwiſchen hatte ſich Higvanama durch mahli- R r 3
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Drittes Buch.
donnern/ als wolte er ſie bloß mit dem Geſchuͤtze
erobern. Er war aber zugleich/ durch unermuͤde-
ten Fleiß der Tanguter/ dermaſſen uͤber den Gra-
ben geruͤcket/ daß er ſich bereits unterſtehen durff-
te/ zuweilen anlauffen zu laſſen. Und that ihm
hierinnen der Dampf/ welcher auff der Mittags-
Seite von der Stadt durch den Graben biß in
das Feld gieng/ nicht wenigen Vortheil: indem
die Peguaner denſelben nicht gnugſam beſetzt hat-
ten. Unſerm Balacin war indeſſen nicht wohl bey
der Sache/ indem er vor Ankunfft der Aracani-
ſchen Voͤlcker ſich nichts unterfangen kunte/ auch
nicht wolte. Dahero er ſich gantz ſtille in ſeinem
Lager verhielt/ damit die Belagerten ihre Macht
wider das Tangutiſche Lager wenden/ und des
Zarangs wuͤtendes Vorhaben deſto beſſer daͤmpf-
fen koͤnten. Ja er ſahe mit Luſt zu/ wie ſich Za-
rang ſchwaͤchte; dahero er ſich eine gewiſſe Rech-
nung machen kunte/ wie er auff begebenden Fall
beyden gewachſen ſeyn koͤnte/ daß ihm doch die
beſte Beute bliebe.
Jnzwiſchen hatte ſich Higvanama durch
ſchleunigen Marſch dermaſſen genaͤhert/ daß ſie
verhoffte/ in wenig Tagen ihren werthen Bru-
der in dem Lager vor Pegu zu kuͤſſen/ und ihre
Danckbarkeit mit hundert tauſend tapfferen Leu-
ten abzuſtatten. Vor welcher eingebildeten Freu-
de ſie faſt nicht zu ruhen vermochte/ und dannenhe-
ro durch ſtarcke Tage-Reiſen die Voͤlcker nicht
wenig ermuͤdete. Hier aber werden wir ein aber-
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