Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
sie allerseits/ einander zu bewillkommen/ von den
Pferden: Und will ich hier der Feder ein Still-
schweigen aufferlegen/ weil sie/ alle Vergnügun-
gen/ Freundschaffts-Küsse und hertzliche Worte
vorzustellen/ nur ihre Unvermögenheit verrathen
würde. Genung/ daß ich sage: Sie zogen höchst
vergnügt und voller Freuden in das Lager/ und
wurden mit Loßbrennung der Stücke/ erschallen-
dem Feld-Spiele/ und durchgehendem Freuden-
Geschrey dermassen herrlich empfangen/ daß
gleichsam die Wolcken einen frölichen Wieder-
schall erthönen liessen.

Die Siammer aber und Avaner musten diese
Nacht den Himmel ihr Gezelte seyn lassen/ biß sie
folgenden Tag ihr Lager dem Aracanischen an-
hängig machen/ und die Morgen-Seite/ biß an
die alte Stadt gegen Mittag/ einnehmen kunten.
Weil nun auff solche Art die täglich-erwartenden
Aracanischen Hülffs-Völcker/ wegen Mangel
des Raums/ im Rücken des Lagers würden blei-
ben müssen/ so wurde einhellig beschlossen/ dem
Printzen von Tangu einen Abzug rathen zu las-
sen: widrigen Falls würde man ihm mit Gewalt
zu verstehen geben/ wie zwey Hunde an einem
Knochen sich durchaus nicht vertragen könten.
Diesem aber kam eine sonder- und wunderbahre
Begebenheit/ durch die Princeßin von Savady
zuvor/ von welcher bald fernerer Bericht erstat-
tet werden soll.

Was nun die Fortsetzung der Belagerung an-

be-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſie allerſeits/ einander zu bewillkommen/ von den
Pferden: Und will ich hier der Feder ein Still-
ſchweigen aufferlegen/ weil ſie/ alle Vergnuͤgun-
gen/ Freundſchaffts-Kuͤſſe und hertzliche Worte
vorzuſtellen/ nur ihre Unvermoͤgenheit verrathen
wuͤrde. Genung/ daß ich ſage: Sie zogen hoͤchſt
vergnuͤgt und voller Freuden in das Lager/ und
wurden mit Loßbrennung der Stuͤcke/ erſchallen-
dem Feld-Spiele/ und durchgehendem Freuden-
Geſchrey dermaſſen herrlich empfangen/ daß
gleichſam die Wolcken einen froͤlichen Wieder-
ſchall erthoͤnen lieſſen.

Die Siammer aber und Avaner muſten dieſe
Nacht den Himmel ihr Gezelte ſeyn laſſen/ biß ſie
folgenden Tag ihr Lager dem Aracaniſchen an-
haͤngig machen/ und die Morgen-Seite/ biß an
die alte Stadt gegen Mittag/ einnehmen kunten.
Weil nun auff ſolche Art die taͤglich-erwartenden
Aracaniſchen Huͤlffs-Voͤlcker/ wegen Mangel
des Raums/ im Ruͤcken des Lagers wuͤrden blei-
ben muͤſſen/ ſo wurde einhellig beſchloſſen/ dem
Printzen von Tangu einen Abzug rathen zu laſ-
ſen: widrigen Falls wuͤrde man ihm mit Gewalt
zu verſtehen geben/ wie zwey Hunde an einem
Knochen ſich durchaus nicht vertragen koͤnten.
Dieſem aber kam eine ſonder- und wunderbahre
Begebenheit/ durch die Princeßin von Savady
zuvor/ von welcher bald fernerer Bericht erſtat-
tet werden ſoll.

Was nun die Fortſetzung der Belagerung an-

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0664" n="644"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie aller&#x017F;eits/ einander zu bewillkommen/ von den<lb/>
Pferden: Und will ich hier der Feder ein Still-<lb/>
&#x017F;chweigen aufferlegen/ weil &#x017F;ie/ alle Vergnu&#x0364;gun-<lb/>
gen/ Freund&#x017F;chaffts-Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und hertzliche Worte<lb/>
vorzu&#x017F;tellen/ nur ihre Unvermo&#x0364;genheit verrathen<lb/>
wu&#x0364;rde. Genung/ daß ich &#x017F;age: Sie zogen ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
vergnu&#x0364;gt und voller Freuden in das Lager/ und<lb/>
wurden mit Loßbrennung der Stu&#x0364;cke/ er&#x017F;challen-<lb/>
dem Feld-Spiele/ und durchgehendem Freuden-<lb/>
Ge&#x017F;chrey derma&#x017F;&#x017F;en herrlich empfangen/ daß<lb/>
gleich&#x017F;am die Wolcken einen fro&#x0364;lichen Wieder-<lb/>
&#x017F;chall ertho&#x0364;nen lie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Die Siammer aber und Avaner mu&#x017F;ten die&#x017F;e<lb/>
Nacht den Himmel ihr Gezelte &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en/ biß &#x017F;ie<lb/>
folgenden Tag ihr Lager dem Aracani&#x017F;chen an-<lb/>
ha&#x0364;ngig machen/ und die Morgen-Seite/ biß an<lb/>
die alte Stadt gegen Mittag/ einnehmen kunten.<lb/>
Weil nun auff &#x017F;olche Art die ta&#x0364;glich-erwartenden<lb/>
Aracani&#x017F;chen Hu&#x0364;lffs-Vo&#x0364;lcker/ wegen Mangel<lb/>
des Raums/ im Ru&#x0364;cken des Lagers wu&#x0364;rden blei-<lb/>
ben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o wurde einhellig be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ dem<lb/>
Printzen von Tangu einen Abzug rathen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: widrigen Falls wu&#x0364;rde man ihm mit Gewalt<lb/>
zu ver&#x017F;tehen geben/ wie zwey Hunde an einem<lb/>
Knochen &#x017F;ich durchaus nicht vertragen ko&#x0364;nten.<lb/>
Die&#x017F;em aber kam eine &#x017F;onder- und wunderbahre<lb/>
Begebenheit/ durch die Princeßin von Savady<lb/>
zuvor/ von welcher bald fernerer Bericht er&#x017F;tat-<lb/>
tet werden &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Was nun die Fort&#x017F;etzung der Belagerung an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[644/0664] Der Aſiatiſchen Baniſe. ſie allerſeits/ einander zu bewillkommen/ von den Pferden: Und will ich hier der Feder ein Still- ſchweigen aufferlegen/ weil ſie/ alle Vergnuͤgun- gen/ Freundſchaffts-Kuͤſſe und hertzliche Worte vorzuſtellen/ nur ihre Unvermoͤgenheit verrathen wuͤrde. Genung/ daß ich ſage: Sie zogen hoͤchſt vergnuͤgt und voller Freuden in das Lager/ und wurden mit Loßbrennung der Stuͤcke/ erſchallen- dem Feld-Spiele/ und durchgehendem Freuden- Geſchrey dermaſſen herrlich empfangen/ daß gleichſam die Wolcken einen froͤlichen Wieder- ſchall erthoͤnen lieſſen. Die Siammer aber und Avaner muſten dieſe Nacht den Himmel ihr Gezelte ſeyn laſſen/ biß ſie folgenden Tag ihr Lager dem Aracaniſchen an- haͤngig machen/ und die Morgen-Seite/ biß an die alte Stadt gegen Mittag/ einnehmen kunten. Weil nun auff ſolche Art die taͤglich-erwartenden Aracaniſchen Huͤlffs-Voͤlcker/ wegen Mangel des Raums/ im Ruͤcken des Lagers wuͤrden blei- ben muͤſſen/ ſo wurde einhellig beſchloſſen/ dem Printzen von Tangu einen Abzug rathen zu laſ- ſen: widrigen Falls wuͤrde man ihm mit Gewalt zu verſtehen geben/ wie zwey Hunde an einem Knochen ſich durchaus nicht vertragen koͤnten. Dieſem aber kam eine ſonder- und wunderbahre Begebenheit/ durch die Princeßin von Savady zuvor/ von welcher bald fernerer Bericht erſtat- tet werden ſoll. Was nun die Fortſetzung der Belagerung an- be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/664
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/664>, abgerufen am 24.11.2024.