Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. es wurde von so viel tausend Händen das nahege-legene Holtz fast gäntzlich ausgerottet/ mit unsäg- licher Mühe und Gefahr in die Gräben geworf- fen/ und alsdenn mit Sand/ Erden und Steinen auffs beste erfüllet/ welches denn manchen Kopff kostete: indem ein Kugel-Regen nach dem andern von den Mauern blitzte. Dessen ungeachtet/ kunte doch diese Arbeit durch keine Gewalt hintertrieben werden/ indem durch kluge Anstalt des Korange- rims solche Blendungen gemacht wurden/ dahinter die Arbeitenden ohne Gefahr fortfahren kunten. Währender Bemühung der Aracaner/ sahen sie eines Tages alt Pegu in vollem Brande stehen/ welches die Taguter verlassen/ und sich in aller Stille unsichtbar gemacht hatten/ dessen Ursache niemand zu errathen vermochte/ und mit Unge- wißheit von iedermann verwundert wurde. Die Ursache und Beschaffenheit aber dieses ster- S s 5
Drittes Buch. es wurde von ſo viel tauſend Haͤnden das nahege-legene Holtz faſt gaͤntzlich ausgerottet/ mit unſaͤg- licher Muͤhe und Gefahr in die Graͤben geworf- fen/ und alsdenn mit Sand/ Erden und Steinen auffs beſte erfuͤllet/ welches denn manchen Kopff koſtete: indem ein Kugel-Regen nach dem andern von den Mauern blitzte. Deſſen ungeachtet/ kunte doch dieſe Arbeit durch keine Gewalt hintertrieben werden/ indem durch kluge Anſtalt des Korange- ꝛims ſolche Blendungen gemacht wuꝛden/ dahinter die Arbeitenden ohne Gefahr fortfahren kunten. Waͤhrender Bemuͤhung der Aracaner/ ſahen ſie eines Tages alt Pegu in vollem Brande ſtehen/ welches die Taguter verlaſſen/ und ſich in aller Stille unſichtbar gemacht hatten/ deſſen Urſache niemand zu errathen vermochte/ und mit Unge- wißheit von iedermann verwundert wurde. Die Urſache und Beſchaffenheit aber dieſes ſter- S ſ 5
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Drittes Buch.
es wurde von ſo viel tauſend Haͤnden das nahege-
legene Holtz faſt gaͤntzlich ausgerottet/ mit unſaͤg-
licher Muͤhe und Gefahr in die Graͤben geworf-
fen/ und alsdenn mit Sand/ Erden und Steinen
auffs beſte erfuͤllet/ welches denn manchen Kopff
koſtete: indem ein Kugel-Regen nach dem andern
von den Mauern blitzte. Deſſen ungeachtet/ kunte
doch dieſe Arbeit durch keine Gewalt hintertrieben
werden/ indem durch kluge Anſtalt des Korange-
ꝛims ſolche Blendungen gemacht wuꝛden/ dahinter
die Arbeitenden ohne Gefahr fortfahren kunten.
Waͤhrender Bemuͤhung der Aracaner/ ſahen ſie
eines Tages alt Pegu in vollem Brande ſtehen/
welches die Taguter verlaſſen/ und ſich in aller
Stille unſichtbar gemacht hatten/ deſſen Urſache
niemand zu errathen vermochte/ und mit Unge-
wißheit von iedermann verwundert wurde.
Die Urſache und Beſchaffenheit aber dieſes
ſchleunigen Abzugs/ war die beſtaͤndig-brennende
Liebe der Princeßin von Savady/ gegen den un-
erkaͤntlichen Printzen Zarang. Dieſe/ ob ſie zwar
wohl wuſte/ daß er nicht ihrentwegen vor Pegu ſo
hart anklopffte/ war doch auff alle Weiſe bedacht/
wie ſie ihren geliebten/ doch harten Printzen nur
noch einmahl ſehen/ und durch bewegliches Vor-
halten ihrer Liebe/ einiges Feuer in ihm anzuͤnden
moͤchte/ worzu ſie ſich gewiſſe Hoffnung gemacht
hatte. Solches nun am fuͤglichſten ins Werck zu
richten/ nahm ſie einen verzweiffelten Entſchluß/
entweder in ihrer Liebe gluͤcklich zu ſeyn/ oder zu
ſter-
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