Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Leben oder Tod von eurer Hand und Lippen er-wartet. Ach verzeihet/ verzeihet! Werthester Printz! der grund-getreuen Princeßin von Sa- vady/ den Ruhms-würdigen Betrug/ womit sie euch zu gewinnen/ und sich zu retten vermeynet. Lasset euch doch meine Thränen erweichen/ und diese heisse Fluth das zaubernde Bildniß der Prin- ceßin von Pegu aus dem Hertzen tilgen/ welche euch selbst durch die Unmögligkeit vorenthalten wird. Betrachtet doch mit gesündern Ver- nunffts-Augen die Fuß-fällige Savadianerinr wie ihre Gestalt wohl ehemahls fähig gewesen/ auch Käyserliche Printzen zu bestricken/ und wie öffters der seuffzende Printz von Pegu bloß um eurent willen von mir verstossen worden. Ach gönnet mir doch die beliebten Strahlen eurer Au- gen/ und lasset euch diese unsterbliche Treue zu der geringsten Gegen-Liebe bewegen. Zarang kunte sich nicht entschliessen/ ob er die- den
Der Aſiatiſchen Baniſe. Leben oder Tod von eurer Hand und Lippen er-wartet. Ach verzeihet/ verzeihet! Wertheſter Printz! der grund-getreuen Princeßin von Sa- vady/ den Ruhms-wuͤrdigen Betrug/ womit ſie euch zu gewinnen/ und ſich zu retten vermeynet. Laſſet euch doch meine Thraͤnen erweichen/ und dieſe heiſſe Fluth das zaubernde Bildniß der Prin- ceßin von Pegu aus dem Hertzen tilgen/ welche euch ſelbſt durch die Unmoͤgligkeit vorenthalten wird. Betrachtet doch mit geſuͤndern Ver- nunffts-Augen die Fuß-faͤllige Savadianerinꝛ wie ihre Geſtalt wohl ehemahls faͤhig geweſen/ auch Kaͤyſerliche Printzen zu beſtricken/ und wie oͤffters der ſeuffzende Printz von Pegu bloß um eurent willen von mir verſtoſſen worden. Ach goͤnnet mir doch die beliebten Strahlen eurer Au- gen/ und laſſet euch dieſe unſterbliche Treue zu der geringſten Gegen-Liebe bewegen. Zarang kunte ſich nicht entſchlieſſen/ ob er die- den
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Leben oder Tod von eurer Hand und Lippen er-
wartet. Ach verzeihet/ verzeihet! Wertheſter
Printz! der grund-getreuen Princeßin von Sa-
vady/ den Ruhms-wuͤrdigen Betrug/ womit ſie
euch zu gewinnen/ und ſich zu retten vermeynet.
Laſſet euch doch meine Thraͤnen erweichen/ und
dieſe heiſſe Fluth das zaubernde Bildniß der Prin-
ceßin von Pegu aus dem Hertzen tilgen/ welche
euch ſelbſt durch die Unmoͤgligkeit vorenthalten
wird. Betrachtet doch mit geſuͤndern Ver-
nunffts-Augen die Fuß-faͤllige Savadianerinꝛ
wie ihre Geſtalt wohl ehemahls faͤhig geweſen/
auch Kaͤyſerliche Printzen zu beſtricken/ und wie
oͤffters der ſeuffzende Printz von Pegu bloß um
eurent willen von mir verſtoſſen worden. Ach
goͤnnet mir doch die beliebten Strahlen eurer Au-
gen/ und laſſet euch dieſe unſterbliche Treue zu
der geringſten Gegen-Liebe bewegen.
Zarang kunte ſich nicht entſchlieſſen/ ob er die-
ſe Begebenheit vor einen Traum/ oder als ein
warhaftiges Begeben halten ſolte. Er ſahe ſie mit
ſtarrenden Augen an/ ſchlug die Haͤnde in einan-
der/ und eine verbitterte Betrachtung hemmete
ſeine Zunge. Endlich als er an der Gewißheit
dieſes Betruges nicht mehr zweiffelte/ redete er ſie
mit grimmigſter Verſtellung an: Ha! verteuf-
felte und Betrugs-volle Syrene! Bilde dir nur
nicht ein/ daß dein ſchmeichelndes Vorbringen
meine Zorn-Rache verhindern werde. Dieſe
Schmach/ uñ dieſer unverantwoꝛtliche Schimpf/
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