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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.

Wir lassen hier den vergnügten Zarang den
Savadischen Gürtel lösen/ und verfügen uns
wieder in das Aracanische Lager vor Pegu/ wo-
selbst wir statt lieblicher Küsse/ donnernde Car-
thaunen spielen/ und statt der Myrthen/ die Mau-
ren von Pegu mit blutigen Zypressen umgeben
schauen. Denn Tages nach des Printzen von
Tangu Abzuge/ kam die erwündschte Hülffe aus
Aracan glücklich an/ welche die getreuen Stände
des Reichs mit funfftzig tausend Mann vermeh-
ret/ und also zweymahl hundert tausend auserlese-
ne Mannschafft ihrem Könige zugeschickt hatten.
Diese bezogen so fort das alte Lager/ die Printzen
aber nahmen die alte Stadt ein/ und machten sich
solche zu einem beqvemern Auffenthalt/ weil der
Brand ein Theil verschonet hatte: Jedoch hoff-
ten sie bald in Neu-Pegu bessere Beqvemligkei-
ten zu haben. Weil nun die Tanguter die Bahn
zum Stürmen sehr wohl gemacht hatten/ so ließ
der erhitzte Balacin fast keinen Tag vergehen/ an
welchem er nicht in eigener Person die Völcker
zum Stürmen antrieb/ wiewohl ihre Mühe hier-
innen nichts anders ausrichtete/ als daß sie ihren
Ruhm mit rothen Buchstaben denen Mauern
einverleibten. Das Geschütze muste Tag und
Nacht blitzen/ die unbeweglichen Mauern zu be-
wegen/ daß sie doch einen freyen Eintritt erlauben
wolten. Allein die verzweiffelte Tapfferkeit der
Bramaner/ und die stete Gegenwart des beäng-
stigten Chaumigrems/ machten alle gewaltsame
Anschläge fruchtloß.

Als
Der Aſiatiſchen Baniſe.

Wir laſſen hier den vergnuͤgten Zarang den
Savadiſchen Guͤrtel loͤſen/ und verfuͤgen uns
wieder in das Aracaniſche Lager vor Pegu/ wo-
ſelbſt wir ſtatt lieblicher Kuͤſſe/ donnernde Car-
thaunen ſpielen/ und ſtatt der Myrthen/ die Mau-
ren von Pegu mit blutigen Zypreſſen umgeben
ſchauen. Denn Tages nach des Printzen von
Tangu Abzuge/ kam die erwuͤndſchte Huͤlffe aus
Aracan gluͤcklich an/ welche die getreuen Staͤnde
des Reichs mit funfftzig tauſend Mann vermeh-
ret/ und alſo zweymahl hundert tauſend auserleſe-
ne Mannſchafft ihrem Koͤnige zugeſchickt hatten.
Dieſe bezogen ſo fort das alte Lager/ die Printzen
aber nahmen die alte Stadt ein/ und machten ſich
ſolche zu einem beqvemern Auffenthalt/ weil der
Brand ein Theil verſchonet hatte: Jedoch hoff-
ten ſie bald in Neu-Pegu beſſere Beqvemligkei-
ten zu haben. Weil nun die Tanguter die Bahn
zum Stuͤrmen ſehr wohl gemacht hatten/ ſo ließ
der erhitzte Balacin faſt keinen Tag vergehen/ an
welchem er nicht in eigener Perſon die Voͤlcker
zum Stuͤrmen antrieb/ wiewohl ihre Muͤhe hier-
innen nichts anders ausrichtete/ als daß ſie ihren
Ruhm mit rothen Buchſtaben denen Mauern
einverleibten. Das Geſchuͤtze muſte Tag und
Nacht blitzen/ die unbeweglichen Mauern zu be-
wegen/ daß ſie doch einen freyen Eintritt erlauben
wolten. Allein die verzweiffelte Tapfferkeit der
Bramaner/ und die ſtete Gegenwart des beaͤng-
ſtigten Chaumigrems/ machten alle gewaltſame
Anſchlaͤge fruchtloß.

Als
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[660/0680] Der Aſiatiſchen Baniſe. Wir laſſen hier den vergnuͤgten Zarang den Savadiſchen Guͤrtel loͤſen/ und verfuͤgen uns wieder in das Aracaniſche Lager vor Pegu/ wo- ſelbſt wir ſtatt lieblicher Kuͤſſe/ donnernde Car- thaunen ſpielen/ und ſtatt der Myrthen/ die Mau- ren von Pegu mit blutigen Zypreſſen umgeben ſchauen. Denn Tages nach des Printzen von Tangu Abzuge/ kam die erwuͤndſchte Huͤlffe aus Aracan gluͤcklich an/ welche die getreuen Staͤnde des Reichs mit funfftzig tauſend Mann vermeh- ret/ und alſo zweymahl hundert tauſend auserleſe- ne Mannſchafft ihrem Koͤnige zugeſchickt hatten. Dieſe bezogen ſo fort das alte Lager/ die Printzen aber nahmen die alte Stadt ein/ und machten ſich ſolche zu einem beqvemern Auffenthalt/ weil der Brand ein Theil verſchonet hatte: Jedoch hoff- ten ſie bald in Neu-Pegu beſſere Beqvemligkei- ten zu haben. Weil nun die Tanguter die Bahn zum Stuͤrmen ſehr wohl gemacht hatten/ ſo ließ der erhitzte Balacin faſt keinen Tag vergehen/ an welchem er nicht in eigener Perſon die Voͤlcker zum Stuͤrmen antrieb/ wiewohl ihre Muͤhe hier- innen nichts anders ausrichtete/ als daß ſie ihren Ruhm mit rothen Buchſtaben denen Mauern einverleibten. Das Geſchuͤtze muſte Tag und Nacht blitzen/ die unbeweglichen Mauern zu be- wegen/ daß ſie doch einen freyen Eintritt erlauben wolten. Allein die verzweiffelte Tapfferkeit der Bramaner/ und die ſtete Gegenwart des beaͤng- ſtigten Chaumigrems/ machten alle gewaltſame Anſchlaͤge fruchtloß. Als

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/680>, abgerufen am 26.06.2024.