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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Drittes Buch.
käntlich gehalten wurden. Jndem sie sich aber der
Higvanama zum Schertz zeigen wolten/ kam der
Bericht/ wie sich der Feind durch einen Ausfall
eingestellet/ und sich sehr feindselig erzeigte: Dan-
nenhero Balacin einen guten Pantzer unter den
Rock legte/ eine Sturm-Haube auffsetzte/ und
sich also nebst dem Scandor in rother Kleidung/
unter die Fechtenden einmischte. Weil nun A-
baxar diesen Ausfall in Person commandirt/ so
befahl er seinen Leuten/ diese zwey Roth-Röcke/
welche greulich hauseten/ anzupacken und auffzu-
fangen/ welches die Verstellten/ als ob sie ihres
Gewehres beraubet wären/ endlich geschehen/
und sich gefangen in die Stadt führen liessen: da
sie denn Abaxar vor zwey Portugisische Haupt-
Leute ausgab/ und unter dem Vorwand eines
starcken Löse-Geldes/sie dermassen zu verwahren
wuste/ daß wegen Menge der Gefangenen/ sie des
andern Tages leicht zu vergessen waren.

Worauff Abaxar unterschiedene geheime Zu-
sammenkünffte anstellete/ welchen Ponnedro und
Martong beywohneten/ und sich daselbst mit ei-
nem Eyde verbunden/ die Princeßin von diesem
grausamen Tode zu befreyen/ und den tyranni-
schen Chaumigrem zu stürtzen. Damit nun Ba-
lacin unvermerckt dem Opffer beywohnen könte/
so wurde beschlossen/ den Rolim durch Geschencke
dahin zu bewegen/ daß er ihn unter die Zahl der
Palpas oder Talipous auffnehme: weil nun der
jüngste Priester iederzeit das Opffer erwürgen

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Drittes Buch.
kaͤntlich gehalten wurden. Jndem ſie ſich aber der
Higvanama zum Schertz zeigen wolten/ kam der
Bericht/ wie ſich der Feind durch einen Ausfall
eingeſtellet/ und ſich ſehr feindſelig erzeigte: Dan-
nenhero Balacin einen guten Pantzer unter den
Rock legte/ eine Sturm-Haube auffſetzte/ und
ſich alſo nebſt dem Scandor in rother Kleidung/
unter die Fechtenden einmiſchte. Weil nun A-
baxar dieſen Ausfall in Perſon commandirt/ ſo
befahl er ſeinen Leuten/ dieſe zwey Roth-Roͤcke/
welche greulich hauſeten/ anzupacken und auffzu-
fangen/ welches die Verſtellten/ als ob ſie ihres
Gewehres beraubet waͤren/ endlich geſchehen/
und ſich gefangen in die Stadt fuͤhren lieſſen: da
ſie denn Abaxar vor zwey Portugiſiſche Haupt-
Leute ausgab/ und unter dem Vorwand eines
ſtarcken Loͤſe-Geldes/ſie dermaſſen zu verwahren
wuſte/ daß wegen Menge der Gefangenen/ ſie des
andern Tages leicht zu vergeſſen waren.

Worauff Abaxar unterſchiedene geheime Zu-
ſammenkuͤnffte anſtellete/ welchen Ponnedro und
Martong beywohneten/ und ſich daſelbſt mit ei-
nem Eyde verbunden/ die Princeßin von dieſem
grauſamen Tode zu befreyen/ und den tyranni-
ſchen Chaumigrem zu ſtuͤrtzen. Damit nun Ba-
lacin unvermerckt dem Opffer beywohnen koͤnte/
ſo wurde beſchloſſen/ den Rolim durch Geſchencke
dahin zu bewegen/ daß er ihn unter die Zahl der
Palpas oder Talipous auffnehme: weil nun der
juͤngſte Prieſter iederzeit das Opffer erwuͤrgen

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T t 4
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[663/0683] Drittes Buch. kaͤntlich gehalten wurden. Jndem ſie ſich aber der Higvanama zum Schertz zeigen wolten/ kam der Bericht/ wie ſich der Feind durch einen Ausfall eingeſtellet/ und ſich ſehr feindſelig erzeigte: Dan- nenhero Balacin einen guten Pantzer unter den Rock legte/ eine Sturm-Haube auffſetzte/ und ſich alſo nebſt dem Scandor in rother Kleidung/ unter die Fechtenden einmiſchte. Weil nun A- baxar dieſen Ausfall in Perſon commandirt/ ſo befahl er ſeinen Leuten/ dieſe zwey Roth-Roͤcke/ welche greulich hauſeten/ anzupacken und auffzu- fangen/ welches die Verſtellten/ als ob ſie ihres Gewehres beraubet waͤren/ endlich geſchehen/ und ſich gefangen in die Stadt fuͤhren lieſſen: da ſie denn Abaxar vor zwey Portugiſiſche Haupt- Leute ausgab/ und unter dem Vorwand eines ſtarcken Loͤſe-Geldes/ſie dermaſſen zu verwahren wuſte/ daß wegen Menge der Gefangenen/ ſie des andern Tages leicht zu vergeſſen waren. Worauff Abaxar unterſchiedene geheime Zu- ſammenkuͤnffte anſtellete/ welchen Ponnedro und Martong beywohneten/ und ſich daſelbſt mit ei- nem Eyde verbunden/ die Princeßin von dieſem grauſamen Tode zu befreyen/ und den tyranni- ſchen Chaumigrem zu ſtuͤrtzen. Damit nun Ba- lacin unvermerckt dem Opffer beywohnen koͤnte/ ſo wurde beſchloſſen/ den Rolim durch Geſchencke dahin zu bewegen/ daß er ihn unter die Zahl der Palpas oder Talipous auffnehme: weil nun der juͤngſte Prieſter iederzeit das Opffer erwuͤrgen muſte- T t 4

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/683>, abgerufen am 26.11.2024.