Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. auch ihm zugleich der Opffer-Strick/ nebst demsteinern Messer/ zu bevorstehendem Opffer einge- händiget wurde: worüber sein Gemüthe sich der- massen bewegte/ daß es auch der Rolim merckte; weil er es aber vor eine Zagheit hielte/ so sprach er ihm auff gut Henckerisch ein Hertze ein. Und hier- mit endigte das schwindende Sonnen-Liecht auch diesen Tag/ welchen die trostlose Banise ihren letzten zu seyn erachtete. Balacin aber vermochte die gantze Nacht keinen Schlaff in seine Augen zu bringen/ sondern es schwebete nur die gefesselte Princeßin in seinem Gemüthe/ und die beküm- merten Gedancken/ wie es mit dieser gewaltsa- men Erlösung ablauffen würde/ verstatteten ihm keine Ruhe. Endlich zeigete sich das Liecht/ an welchem das fen:
Der Aſiatiſchen Baniſe. auch ihm zugleich der Opffer-Strick/ nebſt demſteinern Meſſer/ zu bevorſtehendem Opffer einge- haͤndiget wurde: woruͤber ſein Gemuͤthe ſich der- maſſen bewegte/ daß es auch der Rolim merckte; weil er es aber vor eine Zagheit hielte/ ſo ſprach er ihm auff gut Henckeriſch ein Hertze ein. Und hier- mit endigte das ſchwindende Sonnen-Liecht auch dieſen Tag/ welchen die troſtloſe Baniſe ihren letzten zu ſeyn erachtete. Balacin aber vermochte die gantze Nacht keinen Schlaff in ſeine Augen zu bringen/ ſondern es ſchwebete nur die gefeſſelte Princeßin in ſeinem Gemuͤthe/ und die bekuͤm- merten Gedancken/ wie es mit dieſer gewaltſa- men Erloͤſung ablauffen wuͤrde/ verſtatteten ihm keine Ruhe. Endlich zeigete ſich das Liecht/ an welchem das fen:
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
auch ihm zugleich der Opffer-Strick/ nebſt dem
ſteinern Meſſer/ zu bevorſtehendem Opffer einge-
haͤndiget wurde: woruͤber ſein Gemuͤthe ſich der-
maſſen bewegte/ daß es auch der Rolim merckte;
weil er es aber vor eine Zagheit hielte/ ſo ſprach er
ihm auff gut Henckeriſch ein Hertze ein. Und hier-
mit endigte das ſchwindende Sonnen-Liecht auch
dieſen Tag/ welchen die troſtloſe Baniſe ihren
letzten zu ſeyn erachtete. Balacin aber vermochte
die gantze Nacht keinen Schlaff in ſeine Augen zu
bringen/ ſondern es ſchwebete nur die gefeſſelte
Princeßin in ſeinem Gemuͤthe/ und die bekuͤm-
merten Gedancken/ wie es mit dieſer gewaltſa-
men Erloͤſung ablauffen wuͤrde/ verſtatteten ihm
keine Ruhe.
Endlich zeigete ſich das Liecht/ an welchem das
letzte Blut vor die Wohlfarth des Peguaniſchen
Kaͤyſerthums ſolte vergoſſen werden. Gantz Pe-
gu erſeufftzete in geheim/ ſo offt es ſich das trauri-
ge Schlacht-Opffer ihrer Erb-Princeßin vor Au-
gen ſtellete/ und dieſer Tag ſchiene einer der be-
ruͤhmteſten in den Aſiatiſchen Geſchicht-Buͤchern
zu ſeyn Weil nun dieſes Opffer des Morgens
muſte verrichtet werden/ ſo war die Kaͤyſerliche
Mißgeburt des Chaumigrems in Perſon bemuͤ-
het/ alles auffs praͤchtigſte in ſolcher Ordnung an-
zuſtellen/ wie es die Wuͤrde des ſonderbahren
Opffers erſorderte. Er war willens/ alle Gaſſen
mit gedoppelter Mannſchafft zu beſetzen/ und ſich
dadurch zugleich eine ſichere Augen-Luſt zu ſchaf-
fen:
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