Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. mit vier tausend Mann in dreyfacher Reihe umb-ziehen lassen/ und die Reuterey wurde in allen Gassen vertheilet. Der Rolim war inzwischen gleichfalls auffs äuserste bemühet/ den Tempel herrlichst zu zieren/ und weil die armselige Prin- ceßin diese tyrannische Gnade erlanget/ daß sie/ weil es ein ungewöhnliches Opffer/ auch die Opffer-Gebräuche in etwas verändern/ und nach ihrem Belieben einrichten möchte/ so wur- de eine herrliche Music darbey angestellet/ und nichts unterlassen/ was ein Käyserliches Opffer zieren konte. Der Tempel war länglich-rund/ mit vergül- Das
Drittes Buch. mit vier tauſend Mann in dreyfacher Reihe umb-ziehen laſſen/ und die Reuterey wurde in allen Gaſſen vertheilet. Der Rolim war inzwiſchen gleichfalls auffs aͤuſerſte bemuͤhet/ den Tempel herrlichſt zu zieren/ und weil die armſelige Prin- ceßin dieſe tyranniſche Gnade erlanget/ daß ſie/ weil es ein ungewoͤhnliches Opffer/ auch die Opffer-Gebraͤuche in etwas veraͤndern/ und nach ihrem Belieben einrichten moͤchte/ ſo wur- de eine herrliche Muſic darbey angeſtellet/ und nichts unterlaſſen/ was ein Kaͤyſerliches Opffer zieren konte. Der Tempel war laͤnglich-rund/ mit verguͤl- Das
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Drittes Buch.
mit vier tauſend Mann in dreyfacher Reihe umb-
ziehen laſſen/ und die Reuterey wurde in allen
Gaſſen vertheilet. Der Rolim war inzwiſchen
gleichfalls auffs aͤuſerſte bemuͤhet/ den Tempel
herrlichſt zu zieren/ und weil die armſelige Prin-
ceßin dieſe tyranniſche Gnade erlanget/ daß ſie/
weil es ein ungewoͤhnliches Opffer/ auch die
Opffer-Gebraͤuche in etwas veraͤndern/ und
nach ihrem Belieben einrichten moͤchte/ ſo wur-
de eine herrliche Muſic darbey angeſtellet/ und
nichts unterlaſſen/ was ein Kaͤyſerliches Opffer
zieren konte.
Der Tempel war laͤnglich-rund/ mit verguͤl-
detem Ertz bedecket/ und hatte zwoͤlff Thuͤren von
polirter Arbeit. Jnwendig war er mit weiſſen
Marmel durchaus geſetzet/ und ſo kuͤnſtlich in
einander gefuͤget/ daß es ſchien/ als ob der gantze
Tempel nur aus einem Stuͤck gehauen waͤre.
Die Fenſter waren von dem ſchoͤnſten Cryſtall
gemacht/ durch welche der Tag mit vermehrtem
Lichte hinein drang/ und doch den Augen nicht
ſchaͤdlich war. Der Boden war mit bunten
Jaſpis gepflaſtert/ und rings um den Tempel
ſtunden hundert Alabaſterne Saͤulen. An dem
Ende des Tempels gegen Morgen ſahe man den
Krieges-Goͤtzen Carcovita in einer ſchrecklichen/
ja teufliſchen Geſtalt. Der Leib war wie ein
Menſch gebildet ingleichen die Haͤnde/ deren rech-
te er auff der Bruſt/ die lincke auff dem lincken
Knie liegen hatte/ weil er ſitzende vorgeſtellet war.
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