Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Währenden Räucherns fieng eine sanffte und 1. HOllen nun die grünen Jahre/Und der Unschuld Perlen-Kleid/ Auff die schwartze Todten-Bahre/ Jn die dunckle Ewigkeit? Soll mein Blut die Erde färben? Soll Banise nicht mehr seyn/ Und so jämmerlich verderben? Himmel! das ist Seelen Pein! 2. Meine Jugend heist mich hoffen/Weil die vollen Rosen stehn: Und mein Fuß betritt die Stuffen/ Welche nach dem Grabe gehn. Stern und Himmel rufft vergebens: Suche Flammen in den Schnee/ Weil die Sonne meines Lebens Sincket in die Todten-See. 3. Statt verhoffter Liebes-BlickeKüsset mich der blasse Tod/ Und der Tugend bestes Glücke Jst nur Jammer/ Angst und Noth. Gold und Kronen solt' ich erben/ Ja ein Kind der Götter seyn. Aber
Der Aſiatiſchen Baniſe. Waͤhrenden Raͤucherns fieng eine ſanffte und 1. HOllen nun die gruͤnen Jahre/Und der Unſchuld Perlen-Kleid/ Auff die ſchwartze Todten-Bahre/ Jn die dunckle Ewigkeit? Soll mein Blut die Erde faͤrben? Soll Baniſe nicht mehr ſeyn/ Und ſo jaͤmmerlich verderben? Himmel! das iſt Seelen Pein! 2. Meine Jugend heiſt mich hoffen/Weil die vollen Roſen ſtehn: Und mein Fuß betritt die Stuffen/ Welche nach dem Grabe gehn. Stern und Himmel rufft vergebens: Suche Flammen in den Schnee/ Weil die Sonne meines Lebens Sincket in die Todten-See. 3. Statt verhoffter Liebes-BlickeKuͤſſet mich der blaſſe Tod/ Und der Tugend beſtes Gluͤcke Jſt nur Jammer/ Angſt und Noth. Gold und Kronen ſolt’ ich erben/ Ja ein Kind der Goͤtter ſeyn. Aber
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Waͤhrenden Raͤucherns fieng eine ſanffte und
durchdringende Muſic von fernen an zu ſpielen/
in welche nachfolgende Arie/ auff der Princeßin
Begehren/ welche ſie ſelbſt geſetzet hatte/ mit trau-
rig-beweglichſten Stimmen abgeſungen wurde:
1.
HOllen nun die gruͤnen Jahre/
Und der Unſchuld Perlen-Kleid/
Auff die ſchwartze Todten-Bahre/
Jn die dunckle Ewigkeit?
Soll mein Blut die Erde faͤrben?
Soll Baniſe nicht mehr ſeyn/
Und ſo jaͤmmerlich verderben?
Himmel! das iſt Seelen Pein!
2.
Meine Jugend heiſt mich hoffen/
Weil die vollen Roſen ſtehn:
Und mein Fuß betritt die Stuffen/
Welche nach dem Grabe gehn.
Stern und Himmel rufft vergebens:
Suche Flammen in den Schnee/
Weil die Sonne meines Lebens
Sincket in die Todten-See.
3.
Statt verhoffter Liebes-Blicke
Kuͤſſet mich der blaſſe Tod/
Und der Tugend beſtes Gluͤcke
Jſt nur Jammer/ Angſt und Noth.
Gold und Kronen ſolt’ ich erben/
Ja ein Kind der Goͤtter ſeyn.
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