Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. ist todt/ und ihr getreues Blut klebet noch in Peguan dem Opffer-Steine. Nunmehro wirst du nicht mehr die Zucker-Frucht reiner Küsse von meinen Lippen ernden können/ und der Frühling unserer keuschen Liebe hat sich in einen kalten To- des-Winter verwandelt/ welcher einen Fruchtge- niessenden Herbst nicht eher/ als in den Sternen- Auen verspricht. Ach getreuester Balacin! wie wird dein Hertz klopffen/ und deine Großmuth mit Thränen überschwemmet werden wenn man dir nach erfolgter Eroberung/ den geringen Rest meines verbrennten Leibes in einem engen Ge- schirre zeigen wird! Jn noch tieffere Traurigkeit und Mitleiden aber wirst du versetzet werden/ wenn du erfahren wirst/ wie ich meine dir geschworne Treue biß in Tod unbefleckt erhalten/ und unserer Liebe eine keusche Seele auffgeopffert habe. So lebe demnach wohl/ erwehltes Hertze! Lebe wohl/ und empfange diesen Abschieds-Kuß durch die Lufft. Jch sichere dich/ die Flamme soll nicht so hefftig meinen Leib umfangen/ als wie meine A- sche in der Beständigkeit gegen dich noch glüen soll. Ja wenn sich das Wort im Blute netzen/ und der Tod auch das Lallen verbieten wird/ so sollen doch die Seufftzer noch häuffig nach dem Himmel und zu dir fliegen. Gute Nacht/ mein Printz! der Himmel segne dein Waffen/ und gönne dir so viel gute Jahre/ als ich böse Stunden habe zehlen müssen. Gute Nacht! Meine zu bevorstehendem Todes-Kampffe benöthigte Groß-Muth verbeut mir/ U u 5
Drittes Buch. iſt todt/ und ihr getreues Blut klebet noch in Peguan dem Opffer-Steine. Nunmehro wirſt du nicht mehr die Zucker-Frucht reiner Kuͤſſe von meinen Lippen ernden koͤnnen/ und der Fruͤhling unſerer keuſchen Liebe hat ſich in einen kalten To- des-Winter verwandelt/ welcher einen Fruchtge- nieſſenden Herbſt nicht eher/ als in den Sternen- Auen verſpricht. Ach getreueſter Balacin! wie wird dein Hertz klopffen/ und deine Großmuth mit Thraͤnen uͤberſchwemmet werden wenn man dir nach erfolgter Eroberung/ den geringen Reſt meines verbrennten Leibes in einem engen Ge- ſchirre zeigen wird! Jn noch tieffere Traurigkeit und Mitleiden aber wirſt du verſetzet werden/ weñ du erfahren wirſt/ wie ich meine dir geſchworne Treue biß in Tod unbefleckt erhalten/ und unſerer Liebe eine keuſche Seele auffgeopffert habe. So lebe demnach wohl/ erwehltes Hertze! Lebe wohl/ und empfange dieſen Abſchieds-Kuß durch die Lufft. Jch ſichere dich/ die Flamme ſoll nicht ſo hefftig meinen Leib umfangen/ als wie meine A- ſche in der Beſtaͤndigkeit gegen dich noch gluͤen ſoll. Ja wenn ſich das Wort im Blute netzen/ und der Tod auch das Lallen verbieten wird/ ſo ſollen doch die Seufftzer noch haͤuffig nach dem Himmel und zu dir fliegen. Gute Nacht/ mein Printz! der Himmel ſegne dein Waffen/ und goͤnne dir ſo viel gute Jahre/ als ich boͤſe Stunden habe zehlen muͤſſen. Gute Nacht! Meine zu bevorſtehendem Todes-Kampffe benoͤthigte Groß-Muth verbeut mir/ U u 5
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Drittes Buch.
iſt todt/ und ihr getreues Blut klebet noch in Pegu
an dem Opffer-Steine. Nunmehro wirſt du
nicht mehr die Zucker-Frucht reiner Kuͤſſe von
meinen Lippen ernden koͤnnen/ und der Fruͤhling
unſerer keuſchen Liebe hat ſich in einen kalten To-
des-Winter verwandelt/ welcher einen Fruchtge-
nieſſenden Herbſt nicht eher/ als in den Sternen-
Auen verſpricht. Ach getreueſter Balacin! wie
wird dein Hertz klopffen/ und deine Großmuth
mit Thraͤnen uͤberſchwemmet werden wenn man
dir nach erfolgter Eroberung/ den geringen Reſt
meines verbrennten Leibes in einem engen Ge-
ſchirre zeigen wird! Jn noch tieffere Traurigkeit
und Mitleiden aber wirſt du verſetzet werden/ weñ
du erfahren wirſt/ wie ich meine dir geſchworne
Treue biß in Tod unbefleckt erhalten/ und unſerer
Liebe eine keuſche Seele auffgeopffert habe. So
lebe demnach wohl/ erwehltes Hertze! Lebe wohl/
und empfange dieſen Abſchieds-Kuß durch die
Lufft. Jch ſichere dich/ die Flamme ſoll nicht ſo
hefftig meinen Leib umfangen/ als wie meine A-
ſche in der Beſtaͤndigkeit gegen dich noch gluͤen
ſoll. Ja wenn ſich das Wort im Blute netzen/ und
der Tod auch das Lallen verbieten wird/ ſo ſollen
doch die Seufftzer noch haͤuffig nach dem Himmel
und zu dir fliegen. Gute Nacht/ mein Printz!
der Himmel ſegne dein Waffen/ und goͤnne dir ſo
viel gute Jahre/ als ich boͤſe Stunden habe zehlen
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/701>, abgerufen am 26.06.2024. |