Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. mir/ ferner an dich zu gedencken/ und erlaubetmir/ nur noch einmahl zu sagen: Die letzte gute Nacht! Jndessen getrost/ mein Geist! und lasse dich Weil
Der Aſiatiſchen Baniſe. mir/ ferner an dich zu gedencken/ und erlaubetmir/ nur noch einmahl zu ſagen: Die letzte gute Nacht! Jndeſſen getroſt/ mein Geiſt! und laſſe dich Weil
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
mir/ ferner an dich zu gedencken/ und erlaubet
mir/ nur noch einmahl zu ſagen: Die letzte gute
Nacht!
Jndeſſen getroſt/ mein Geiſt! und laſſe dich
nichts irren/ ob dich gleich ein zitterndes Grauen
anfechten/ und dir die Vernunfft deine Jugend/
und das letzte Anſchauen der Welt vorſtellen will.
Gedencke/ es muͤſſe ſeyn/ der Himmel habe es
alſo beſchloſſen/ daß dein reines Blut ein rother
Zeuge der Keuſchheit ſeyn ſolle. Wer heute ſtirbt/
der darff nicht morgen ſterben. Nun gute Nacht!
Zeit und Wehmuth erlaubet nicht ferner die Tu-
gend zu ruͤhmen/ und das Leben zu verachten. Jch
ſage: Gute Nacht/ weil ich die lange Todes-
Nacht antreten/ und mich euren Augen auf ewig
entziehen ſoll. Es iſt genung/ ich bin vergnuͤgt/
wenn ich weiß/ daß ob ich gleich vergehe/ dennoch
mein Nahme bleiben werde. So komme denn/
angenehmer Tod! und vermaͤhle mich mit dir.
Du himmliſche Gottheit aber/ laß dir meinen
Geiſt zu geheiligter Hand befohlen ſeyn/ und laſſe
ihn ſtatt ietziger Galle/ die ſuͤſſe Himmels-Koſt
ſchmecken. Laſſe ihn bald dahin gelangen/ wo er
das geſtirnte Heer viel tauſend Meilen unter ſich
ſehen/ und alle Tyranney und Eitelkeiten dieſer
Welt getroſt verlachen kan. Verwechſele meine
Kummer-Dornen mit einer Roſen-ſanfften Luft/
und bekroͤne mein Haupt mit einer Sternen-Kro-
ne/ ſo werde ich mit Luſt ſterben/ wenn alle Welt
mir dieſe Grabſchrifft ſtellen wird:
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