Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. Weil Banise Tod und Laster besieget hat/ so ist sie eine Nachbarin der Son- nen geworden. Nach welchen Worten sie sich mit etwas er- ret
Drittes Buch. Weil Baniſe Tod und Laſter beſieget hat/ ſo iſt ſie eine Nachbarin der Son- nen geworden. Nach welchen Worten ſie ſich mit etwas er- ret
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Drittes Buch.
Weil Baniſe Tod und Laſter beſieget hat/
ſo iſt ſie eine Nachbarin der Son-
nen geworden.
Nach welchen Worten ſie ſich mit etwas er-
blaſſeten Wangen und wanckendem Fuſſe/ dem
traurigen Opffer-Steine naͤherte/ und allda des
moͤrderiſchen Strickes mit bereits geſchloſſenen
Augen erwartete. Balacin aber ſtund unbe-
weglich vor ihr/ und ſchiene/ als ob er vor Zorn/
Wehmuth und Liebe gantz verſteinert waͤre. Ob
ihn nun zwar der Rolim zu unterſchiedenen mah-
len ſeines Amtes erinnerte/ ſo verzog er doch der-
maſſen/ daß ihm endlich Chaumigrem ſelbſt zu-
ruffte: Es iſt dein unzeitiges Erbarmen verge-
bens! Verrichte dein Amt/ und vermeyde deine
Straffe. Du wirſt des Mordens beſſer gewohnt
ſeyn/ antwortete der ergrimmete Printz/ grauſa-
mer Bluthund! Derowegen ſo komme nur ſelbſt
her/ und verrichte dieſes Henckermaͤßige Opffer.
Worauff er alſobald in moͤglichſter Eil mit denen
bey ſich habenden Blaͤttern ſich erkaͤntlich machte/
welches aber weder die halb-tode Princeßin/ noch
der vor Zorn raſende Chaumigrem bemerckete.
Die Pfaffen aber/ welche dieſe Veraͤnderung ſa-
hen/ ſchlugen alle die Haͤnde uͤber den Koͤpffen zu-
ſammen/ und ſchrien mit graͤßlicher Stimme:
Verraͤtherey! Verraͤtherey! Verraͤtherey!
Welches Geſchrey den Kaͤyſer dermaſſen verwir-
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