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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
bane erfolgete/ so habe ich mich zwar als ein
Haupt über zehen tausend Mann/ wider den
Chaumigrem nach solcher Kraft und Vermögen/
die mir die Götter verliehen/ tapffer gebrauchen
lassen: Weil es aber schiene/ als ob dieses Rei-
ches Fall in einem höhern Rath beschlossen wor-
den/ so habe auch ich damahls nebst vielen andern
erliegen/ und mich gefangen geben müssen. Nach-
dem nun Chaumigrem/ ich weiß nicht was vor
sonderbahres/ aus meiner Bemühung in der
Schlacht bemercket/ so wurde er mir wider seine
Gewohnheit dermassen geneigt/ daß er mir nicht
nur die Freyheit schenckte/ sondern auch einige
Völcker anvertraute; Und weil er mein ferneres
Wohlverhalten sahe/ so untergab er mir gar seine
Leib-Wache. Wodurch er mir denn die ge-
wündschte Gelegenheit ertheilte/ der Durchlauch-
tigsten Banisen und diesem Reiche einige ange-
nehme Dienste zu erweisen. Weil denn nun die
langsame/ doch gerechte Rache des Himmels/ die
Krone von Prom der Kron-süchtigen Stieff-
Mutter entrissen/ als wird die hohe Gerechtigkeit
des gekrönten Ober-Hauptes von Pegu solche
ins künfftige wohl zu vergeben wissen/ damit ein
verjagter Printz wiederum das rechtmäßige Erbe
erlangen möge. Darf ich nun der in meinem Her-
tzen unschätzbaren Princeßin von Siam die ver-
bundene Hand küssen/ so achte ich meine Mühe
allzu reichlich belohnet/ und das bißherige Elend
dergestalt ersetzet zu seyn/ daß ich die himmlische

Schi-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
bane erfolgete/ ſo habe ich mich zwar als ein
Haupt uͤber zehen tauſend Mann/ wider den
Chaumigrem nach ſolcher Kraft und Vermoͤgen/
die mir die Goͤtter verliehen/ tapffer gebrauchen
laſſen: Weil es aber ſchiene/ als ob dieſes Rei-
ches Fall in einem hoͤhern Rath beſchloſſen wor-
den/ ſo habe auch ich damahls nebſt vielen andern
erliegen/ und mich gefangen geben muͤſſen. Nach-
dem nun Chaumigrem/ ich weiß nicht was vor
ſonderbahres/ aus meiner Bemuͤhung in der
Schlacht bemercket/ ſo wurde er mir wider ſeine
Gewohnheit dermaſſen geneigt/ daß er mir nicht
nur die Freyheit ſchenckte/ ſondern auch einige
Voͤlcker anvertraute; Und weil er mein ferneres
Wohlverhalten ſahe/ ſo untergab er mir gar ſeine
Leib-Wache. Wodurch er mir denn die ge-
wuͤndſchte Gelegenheit ertheilte/ der Durchlauch-
tigſten Baniſen und dieſem Reiche einige ange-
nehme Dienſte zu erweiſen. Weil denn nun die
langſame/ doch gerechte Rache des Himmels/ die
Krone von Prom der Kron-ſuͤchtigen Stieff-
Mutter entriſſen/ als wird die hohe Gerechtigkeit
des gekroͤnten Ober-Hauptes von Pegu ſolche
ins kuͤnfftige wohl zu vergeben wiſſen/ damit ein
verjagter Printz wiederum das rechtmaͤßige Erbe
erlangen moͤge. Darf ich nun der in meinem Her-
tzen unſchaͤtzbaren Princeßin von Siam die ver-
bundene Hand kuͤſſen/ ſo achte ich meine Muͤhe
allzu reichlich belohnet/ und das bißherige Elend
dergeſtalt erſetzet zu ſeyn/ daß ich die himmliſche

Schi-
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[694/0714] Der Aſiatiſchen Baniſe. bane erfolgete/ ſo habe ich mich zwar als ein Haupt uͤber zehen tauſend Mann/ wider den Chaumigrem nach ſolcher Kraft und Vermoͤgen/ die mir die Goͤtter verliehen/ tapffer gebrauchen laſſen: Weil es aber ſchiene/ als ob dieſes Rei- ches Fall in einem hoͤhern Rath beſchloſſen wor- den/ ſo habe auch ich damahls nebſt vielen andern erliegen/ und mich gefangen geben muͤſſen. Nach- dem nun Chaumigrem/ ich weiß nicht was vor ſonderbahres/ aus meiner Bemuͤhung in der Schlacht bemercket/ ſo wurde er mir wider ſeine Gewohnheit dermaſſen geneigt/ daß er mir nicht nur die Freyheit ſchenckte/ ſondern auch einige Voͤlcker anvertraute; Und weil er mein ferneres Wohlverhalten ſahe/ ſo untergab er mir gar ſeine Leib-Wache. Wodurch er mir denn die ge- wuͤndſchte Gelegenheit ertheilte/ der Durchlauch- tigſten Baniſen und dieſem Reiche einige ange- nehme Dienſte zu erweiſen. Weil denn nun die langſame/ doch gerechte Rache des Himmels/ die Krone von Prom der Kron-ſuͤchtigen Stieff- Mutter entriſſen/ als wird die hohe Gerechtigkeit des gekroͤnten Ober-Hauptes von Pegu ſolche ins kuͤnfftige wohl zu vergeben wiſſen/ damit ein verjagter Printz wiederum das rechtmaͤßige Erbe erlangen moͤge. Darf ich nun der in meinem Her- tzen unſchaͤtzbaren Princeßin von Siam die ver- bundene Hand kuͤſſen/ ſo achte ich meine Muͤhe allzu reichlich belohnet/ und das bißherige Elend dergeſtalt erſetzet zu ſeyn/ daß ich die himmliſche Schi-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/714>, abgerufen am 26.06.2024.