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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Drittes Buch.
Mein Kind/ sie fasse sich/ und lasse sich bedeuten/
Sie lasse Witz und Geist die Traurigkeit bestrei-
ten/
Und werffe von sich hin/ so Dolch/ als Tod und
Grab.
Sie trockne/ Engels-Bild/ die schönen Augen ab.
Sie lege sich zurecht den Schatz verwirrter Haare/
Der durch die sanffte Lufft vorhin zerstreuet ware/
Man schaut/ wie Lock und Gold mit angenehm-
ster Lust/
Sich schertzend hat gesellt zur Schnee-gebürgten
Brust.
Wir armen Menschen sind ohn dem von kurtzem
Leben/
Man darff nicht erst durch Trotz den Parcen An-
laß geben.
Theod. Weil mit Heraclio mein Hoffen gantz ver-
schwindt/
Weil ich kein Hertze mehr in meinen Brüsten find/
Und er/ mein Schatz/ ist todt/ so end' ich auch
mein Qvälen:
Jch will mich ihm/ mein Liecht/ auch sterbende
vermählen.
Mich soll der Seufftzer-Wind durch Lethens
Wasser ziehn/
Und meine Treue soll in Grufft und Grabe blühn.
Es soll die reine Brust so Blut als Treue färben.
Laßt mich!
Aspas. Sie halte doch!
Theod. Laßt
mich! ich will nun sterben.
Fünff-
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Drittes Buch.
Mein Kind/ ſie faſſe ſich/ und laſſe ſich bedeuten/
Sie laſſe Witz und Geiſt die Traurigkeit beſtrei-
ten/
Und werffe von ſich hin/ ſo Dolch/ als Tod und
Grab.
Sie trockne/ Engels-Bild/ die ſchoͤnen Augen ab.
Sie lege ſich zuꝛecht den Schatz verwirꝛter Haaꝛe/
Der durch die ſanffte Lufft vorhin zerſtreuet ware/
Man ſchaut/ wie Lock und Gold mit angenehm-
ſter Luſt/
Sich ſchertzend hat geſellt zur Schnee-gebuͤrgten
Bruſt.
Wir armen Menſchen ſind ohn dem von kurtzem
Leben/
Man darff nicht erſt durch Trotz den Parcen An-
laß geben.
Theod. Weil mit Heraclio mein Hoffen gantz ver-
ſchwindt/
Weil ich kein Hertze mehr in meinẽ Bruͤſten find/
Und er/ mein Schatz/ iſt todt/ ſo end’ ich auch
mein Qvaͤlen:
Jch will mich ihm/ mein Liecht/ auch ſterbende
vermaͤhlen.
Mich ſoll der Seufftzer-Wind durch Lethens
Waſſer ziehn/
Und meine Treue ſoll in Grufft und Grabe bluͤhn.
Es ſoll die reine Bruſt ſo Blut als Treue faͤrben.
Laßt mich!
Aſpaſ. Sie halte doch!
Theod. Laßt
mich! ich will nun ſterben.
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[723/0743] Drittes Buch. Mein Kind/ ſie faſſe ſich/ und laſſe ſich bedeuten/ Sie laſſe Witz und Geiſt die Traurigkeit beſtrei- ten/ Und werffe von ſich hin/ ſo Dolch/ als Tod und Grab. Sie trockne/ Engels-Bild/ die ſchoͤnen Augen ab. Sie lege ſich zuꝛecht den Schatz verwirꝛter Haaꝛe/ Der durch die ſanffte Lufft vorhin zerſtreuet ware/ Man ſchaut/ wie Lock und Gold mit angenehm- ſter Luſt/ Sich ſchertzend hat geſellt zur Schnee-gebuͤrgten Bruſt. Wir armen Menſchen ſind ohn dem von kurtzem Leben/ Man darff nicht erſt durch Trotz den Parcen An- laß geben. Theod. Weil mit Heraclio mein Hoffen gantz ver- ſchwindt/ Weil ich kein Hertze mehr in meinẽ Bruͤſten find/ Und er/ mein Schatz/ iſt todt/ ſo end’ ich auch mein Qvaͤlen: Jch will mich ihm/ mein Liecht/ auch ſterbende vermaͤhlen. Mich ſoll der Seufftzer-Wind durch Lethens Waſſer ziehn/ Und meine Treue ſoll in Grufft und Grabe bluͤhn. Es ſoll die reine Bruſt ſo Blut als Treue faͤrben. Laßt mich! Aſpaſ. Sie halte doch! Theod. Laßt mich! ich will nun ſterben. Fuͤnff- Z z 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/743>, abgerufen am 26.06.2024.