Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
cke zurücke blieben/ mit dem Befehl/ erst inner 4.
Tagen zu folgen/ weil man wegen übler Kund-
schafft den Feind nich so nahe vermuthet hatte.
Jnmittelst vermehrten sich die feindlichen Stücke
dermassen/ daß es schien/ als solte Himmel und
Erden einfallen. Und dieses Schiessen verur-
sachte/ daß wir unsern Vortheil und das geraume
Feld verlassen/ und uns auff tausend Schritte zu-
rücke ziehen musten: Bey welchem Rück-Mar-
sche ich hertzlich erfreuet wurde/ in Meynung/ es
würde so biß in Ava hinein währen/ da ich denn ge-
wiß nicht der Letzte zum Thore wolte gewesen seyn/
und freute ich mich schon/ wie mich meine liebe
Mutter aus dem gefährlichen Kriege so sehnlich
empfangen würde. Allein wie ich das entsetzliche
Wort hörte: Setzt euch/ schließt die Glieder!
macht das Gewehr fertig! so vermeinte ich nicht
anders/ es hätten mich zehn Kugeln getroffen: ja
ich konte mein Gewehr nicht mehr regieren/ und
war dermassen verwirret/ daß ich meinen Prin-
tzen/ welcher voller Feuer vor unserm Hauffen
hielte/ gantz ängstlich sragte: Gnädiger Herr/
sollen wir auch Feuer geben? da wir doch nichts
als Spiesse und Sebel hatten: Welches denn
unsern Printzen zu hefftigen Lachen bewegte/ wor-
über ich mich öffters gewundert/ daß er bey solcher
Gelegenheit/ da auch wohl die grösten Helden zum
erstenmal gezittert/ habe lachen können. Mit sol-
cher Frage hatte ich meinen Neben-Cameraden
gleichfals dermassen irre gemacht/ daß er mich um

einen
D 4

Erſtes Buch.
cke zuruͤcke blieben/ mit dem Befehl/ erſt inner 4.
Tagen zu folgen/ weil man wegen uͤbler Kund-
ſchafft den Feind nich ſo nahe vermuthet hatte.
Jnmittelſt vermehrten ſich die feindlichen Stuͤcke
dermaſſen/ daß es ſchien/ als ſolte Himmel und
Erden einfallen. Und dieſes Schieſſen verur-
ſachte/ daß wir unſern Vortheil und das geraume
Feld verlaſſen/ und uns auff tauſend Schritte zu-
ruͤcke ziehen muſten: Bey welchem Ruͤck-Mar-
ſche ich hertzlich erfreuet wurde/ in Meynung/ es
wuͤrde ſo biß in Ava hinein waͤhren/ da ich deñ ge-
wiß nicht der Letzte zum Thore wolte geweſen ſeyn/
und freute ich mich ſchon/ wie mich meine liebe
Mutter aus dem gefaͤhrlichen Kriege ſo ſehnlich
empfangen wuͤrde. Allein wie ich das entſetzliche
Wort hoͤrte: Setzt euch/ ſchließt die Glieder!
macht das Gewehr fertig! ſo vermeinte ich nicht
anders/ es haͤtten mich zehn Kugeln getroffen: ja
ich konte mein Gewehr nicht mehr regieren/ und
war dermaſſen verwirret/ daß ich meinen Prin-
tzen/ welcher voller Feuer vor unſerm Hauffen
hielte/ gantz aͤngſtlich ſragte: Gnaͤdiger Herr/
ſollen wir auch Feuer geben? da wir doch nichts
als Spieſſe und Sebel hatten: Welches denn
unſern Printzen zu hefftigen Lachen bewegte/ wor-
uͤber ich mich oͤffters gewundert/ daß er bey ſolcher
Gelegenheit/ da auch wohl die groͤſten Helden zum
erſtenmal gezittert/ habe lachen koͤnnen. Mit ſol-
cher Frage hatte ich meinen Neben-Cameraden
gleichfals dermaſſen irre gemacht/ daß er mich um

einen
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
cke zuru&#x0364;cke blieben/ mit dem Befehl/ er&#x017F;t inner 4.<lb/>
Tagen zu folgen/ weil man wegen u&#x0364;bler Kund-<lb/>
&#x017F;chafft den Feind nich &#x017F;o nahe vermuthet hatte.<lb/>
Jnmittel&#x017F;t vermehrten &#x017F;ich die feindlichen Stu&#x0364;cke<lb/>
derma&#x017F;&#x017F;en/ daß es &#x017F;chien/ als &#x017F;olte Himmel und<lb/>
Erden einfallen. Und die&#x017F;es Schie&#x017F;&#x017F;en verur-<lb/>
&#x017F;achte/ daß wir un&#x017F;ern Vortheil und das geraume<lb/>
Feld verla&#x017F;&#x017F;en/ und uns auff tau&#x017F;end Schritte zu-<lb/>
ru&#x0364;cke ziehen mu&#x017F;ten: Bey welchem Ru&#x0364;ck-Mar-<lb/>
&#x017F;che ich hertzlich erfreuet wurde/ in Meynung/ es<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;o biß in Ava hinein wa&#x0364;hren/ da ich deñ ge-<lb/>
wiß nicht der Letzte zum Thore wolte gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/<lb/>
und freute ich mich &#x017F;chon/ wie mich meine liebe<lb/>
Mutter aus dem gefa&#x0364;hrlichen Kriege &#x017F;o &#x017F;ehnlich<lb/>
empfangen wu&#x0364;rde. Allein wie ich das ent&#x017F;etzliche<lb/>
Wort ho&#x0364;rte: Setzt euch/ &#x017F;chließt die Glieder!<lb/>
macht das Gewehr fertig! &#x017F;o vermeinte ich nicht<lb/>
anders/ es ha&#x0364;tten mich zehn Kugeln getroffen: ja<lb/>
ich konte mein Gewehr nicht mehr regieren/ und<lb/>
war derma&#x017F;&#x017F;en verwirret/ daß ich meinen Prin-<lb/>
tzen/ welcher voller Feuer vor un&#x017F;erm Hauffen<lb/>
hielte/ gantz a&#x0364;ng&#x017F;tlich &#x017F;ragte: Gna&#x0364;diger Herr/<lb/>
&#x017F;ollen wir auch Feuer geben? da wir doch nichts<lb/>
als Spie&#x017F;&#x017F;e und Sebel hatten: Welches denn<lb/>
un&#x017F;ern Printzen zu hefftigen Lachen bewegte/ wor-<lb/>
u&#x0364;ber ich mich o&#x0364;ffters gewundert/ daß er bey &#x017F;olcher<lb/>
Gelegenheit/ da auch wohl die gro&#x0364;&#x017F;ten Helden zum<lb/>
er&#x017F;tenmal gezittert/ habe lachen ko&#x0364;nnen. Mit &#x017F;ol-<lb/>
cher Frage hatte ich meinen Neben-Cameraden<lb/>
gleichfals derma&#x017F;&#x017F;en irre gemacht/ daß er mich um<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0075] Erſtes Buch. cke zuruͤcke blieben/ mit dem Befehl/ erſt inner 4. Tagen zu folgen/ weil man wegen uͤbler Kund- ſchafft den Feind nich ſo nahe vermuthet hatte. Jnmittelſt vermehrten ſich die feindlichen Stuͤcke dermaſſen/ daß es ſchien/ als ſolte Himmel und Erden einfallen. Und dieſes Schieſſen verur- ſachte/ daß wir unſern Vortheil und das geraume Feld verlaſſen/ und uns auff tauſend Schritte zu- ruͤcke ziehen muſten: Bey welchem Ruͤck-Mar- ſche ich hertzlich erfreuet wurde/ in Meynung/ es wuͤrde ſo biß in Ava hinein waͤhren/ da ich deñ ge- wiß nicht der Letzte zum Thore wolte geweſen ſeyn/ und freute ich mich ſchon/ wie mich meine liebe Mutter aus dem gefaͤhrlichen Kriege ſo ſehnlich empfangen wuͤrde. Allein wie ich das entſetzliche Wort hoͤrte: Setzt euch/ ſchließt die Glieder! macht das Gewehr fertig! ſo vermeinte ich nicht anders/ es haͤtten mich zehn Kugeln getroffen: ja ich konte mein Gewehr nicht mehr regieren/ und war dermaſſen verwirret/ daß ich meinen Prin- tzen/ welcher voller Feuer vor unſerm Hauffen hielte/ gantz aͤngſtlich ſragte: Gnaͤdiger Herr/ ſollen wir auch Feuer geben? da wir doch nichts als Spieſſe und Sebel hatten: Welches denn unſern Printzen zu hefftigen Lachen bewegte/ wor- uͤber ich mich oͤffters gewundert/ daß er bey ſolcher Gelegenheit/ da auch wohl die groͤſten Helden zum erſtenmal gezittert/ habe lachen koͤnnen. Mit ſol- cher Frage hatte ich meinen Neben-Cameraden gleichfals dermaſſen irre gemacht/ daß er mich um einen D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/75
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/75>, abgerufen am 17.06.2024.