Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. cosem stürtzte nicht so geschwinde vom Elephan-ten/ als der flüchtige Soldate dem Feinde den Rücken zukehrte/ gleichsam als wenn mit ihrem Printzen auch ihre Tapfferkeit gute Nacht gäbe; da sie doch vielmehr durch solchen kläglichen Fall hätten zu grausamster Rache sollen angetrieben werden. Allein da halff kein Ruffen/ Bitten/ Drohen noch Schlagen/ sondern ein ieder rann- te/ als ob ein Wettlauffen nach Ava angestellet wäre. Hierdurch nun wurde der gantze Schwarm vom Feinde auff unsern Hals gezogen; und muß ich gewiß sagen/ wir hielten uns zu Fusse dermas- sen/ daß die Reuter einen weiten Vorsprung tha- ten/ ehe der Feind ohne Verhinderniß nachhauen konte. Hier erzeigte nun unser Printz Balacin ungemeine Proben seiner künfftigen Tapfferkeit/ und machte mich hierdurch so behertzt/ daß/ als ich nur warm worden/ ich dermassen grausam um mich hieb und stach/ daß ich mich noch über meine damahlige Tapfferkeit verwundere. Endlich aber/ als der Feind uns allzu hefftig zusetzte/ trennete er unsere Glieder/ und wir geriethen dermassen ins Handgemenge/ daß wir offt nicht wusten/ ob wir Feind oder Freund traffen. Jch meines Theils hielt mich/ so viel möglich/ bey meinem Printzen/ da mir denn das gütige Glücke die erste und schöne Gelegenheit gab/ mich bey demselben in sonder- bahre Gnade zu setzen. Denn es kam ein grosser baumstarcker Jndianer gelauffen/ und versetzte dem D 5
Erſtes Buch. coſem ſtuͤrtzte nicht ſo geſchwinde vom Elephan-ten/ als der fluͤchtige Soldate dem Feinde den Ruͤcken zukehrte/ gleichſam als wenn mit ihrem Printzen auch ihre Tapfferkeit gute Nacht gaͤbe; da ſie doch vielmehr durch ſolchen klaͤglichen Fall haͤtten zu grauſamſter Rache ſollen angetrieben werden. Allein da halff kein Ruffen/ Bitten/ Drohen noch Schlagen/ ſondern ein ieder rann- te/ als ob ein Wettlauffen nach Ava angeſtellet waͤre. Hierdurch nun wurde der gantze Schwaꝛm vom Feinde auff unſern Hals gezogen; und muß ich gewiß ſagen/ wir hielten uns zu Fuſſe dermaſ- ſen/ daß die Reuter einen weiten Vorſprung tha- ten/ ehe der Feind ohne Verhinderniß nachhauen konte. Hier erzeigte nun unſer Printz Balacin ungemeine Proben ſeiner kuͤnfftigen Tapfferkeit/ und machte mich hierdurch ſo behertzt/ daß/ als ich nur warm worden/ ich dermaſſen grauſam um mich hieb und ſtach/ daß ich mich noch uͤber meine damahlige Tapffeꝛkeit verwundere. Endlich abeꝛ/ als der Feind uns allzu hefftig zuſetzte/ trennete er unſere Glieder/ und wir geriethen dermaſſen ins Handgemenge/ daß wir offt nicht wuſten/ ob wir Feind oder Freund traffen. Jch meines Theils hielt mich/ ſo viel moͤglich/ bey meinem Pꝛintzen/ da mir denn das guͤtige Gluͤcke die erſte und ſchoͤne Gelegenheit gab/ mich bey demſelben in ſonder- bahre Gnade zu ſetzen. Denn es kam ein groſſer baumſtarcker Jndianer gelauffen/ und verſetzte dem D 5
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Erſtes Buch.
coſem ſtuͤrtzte nicht ſo geſchwinde vom Elephan-
ten/ als der fluͤchtige Soldate dem Feinde den
Ruͤcken zukehrte/ gleichſam als wenn mit ihrem
Printzen auch ihre Tapfferkeit gute Nacht gaͤbe;
da ſie doch vielmehr durch ſolchen klaͤglichen Fall
haͤtten zu grauſamſter Rache ſollen angetrieben
werden. Allein da halff kein Ruffen/ Bitten/
Drohen noch Schlagen/ ſondern ein ieder rann-
te/ als ob ein Wettlauffen nach Ava angeſtellet
waͤre. Hierdurch nun wurde der gantze Schwaꝛm
vom Feinde auff unſern Hals gezogen; und muß
ich gewiß ſagen/ wir hielten uns zu Fuſſe dermaſ-
ſen/ daß die Reuter einen weiten Vorſprung tha-
ten/ ehe der Feind ohne Verhinderniß nachhauen
konte. Hier erzeigte nun unſer Printz Balacin
ungemeine Proben ſeiner kuͤnfftigen Tapfferkeit/
und machte mich hierdurch ſo behertzt/ daß/ als ich
nur warm worden/ ich dermaſſen grauſam um
mich hieb und ſtach/ daß ich mich noch uͤber meine
damahlige Tapffeꝛkeit verwundere. Endlich abeꝛ/
als der Feind uns allzu hefftig zuſetzte/ trennete er
unſere Glieder/ und wir geriethen dermaſſen ins
Handgemenge/ daß wir offt nicht wuſten/ ob wir
Feind oder Freund traffen. Jch meines Theils
hielt mich/ ſo viel moͤglich/ bey meinem Pꝛintzen/ da
mir denn das guͤtige Gluͤcke die erſte und ſchoͤne
Gelegenheit gab/ mich bey demſelben in ſonder-
bahre Gnade zu ſetzen. Denn es kam ein groſſer
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