Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Der gefesselte/ und von den Soldaten ausser dem Maur. So will der Marmor-Schluß des Schick- sals nicht verschonen/ Auch keine Majestät; und stürtzt es auch die Cronen? So geths! wo nur das Glück als Herrscherin re- giert: Wo man zum Grunde nur die blinde Kugel führt. Wer seiner Flügel-Macht will allzu hoch aus- breiten/ Der fällt gefährlicher/ und kan viel eher gleiten/ Als der/ der mehr vergnügt auf fester Erden wohnt. Die Cedern rührt der Blitz/ wenn er die Sträu- cher schont. Die Ketten/ welche mich zur Straffe müssen drü- cken: Jn welche sich/ ach Schmertz! mein schwacher Fuß muß schicken: Die schreiben in den Sand die nachgesetzte schrift; Die mich/ und insgesammt gekrönte Häupter trifft: Es ist des Glückes Art die Enderung zu lieben: Es hat sich keinen noch als Eigenthum verschrieben. Wer sich des Morgens schaut bekrönt/ u. oben an/ Der wisse/ daß sich viel vor Abends ändern kan. Emil. Trabanten! es ist Zeit/ die Stunden sind ver- flossen. Er hat bereits genung der frischen Lufft genossen. Geht/ führt ihn wieder hin/ wo er die Fessel küßt/ Und seyd bemüht/ daß ihr den Thurm ja wohl ver- schließt. Maur.
Der Aſiatiſchen Baniſe. Der gefeſſelte/ und von den Soldaten auſſer dem Maur. So will der Marmor-Schluß des Schick- ſals nicht verſchonen/ Auch keine Majeſtaͤt; und ſtuͤrtzt es auch die Cronẽ? So geths! wo nur das Gluͤck als Herrſcherin re- giert: Wo man zum Grunde nur die blinde Kugel fuͤhrt. Wer ſeiner Fluͤgel-Macht will allzu hoch aus- breiten/ Der faͤllt gefaͤhrlicher/ und kan viel eher gleiten/ Als der/ der mehr vergnuͤgt auf feſter Erdẽ wohnt. Die Cedern ruͤhrt der Blitz/ wenn er die Straͤu- cher ſchont. Die Ketten/ welche mich zur Straffe muͤſſen druͤ- cken: Jn welche ſich/ ach Schmertz! mein ſchwacher Fuß muß ſchicken: Die ſchreiben in den Sand die nachgeſetzte ſchrift; Die mich/ und insgeſam̃t gekroͤnte Haͤupter trifft: Es iſt des Gluͤckes Art die Enderung zu lieben: Es hat ſich keinẽ noch als Eigenthum verſchꝛieben. Wer ſich des Moꝛgens ſchaut bekroͤnt/ u. oben an/ Der wiſſe/ daß ſich viel vor Abends aͤndern kan. Emil. Trabanten! es iſt Zeit/ die Stunden ſind ver- floſſen. Er hat bereits genung der friſchen Lufft genoſſen. Geht/ fuͤhrt ihn wieder hin/ wo er die Feſſel kuͤßt/ Und ſeyd bemuͤht/ daß ihr den Thurm ja wohl ver- ſchließt. Maur.
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Der gefeſſelte/ und von den Soldaten auſſer dem
Thurme bewahrte Mauritius, Emilianus,
ſo kurtz hernach erſcheinet.
Maur. So will der Marmor-Schluß des Schick-
ſals nicht verſchonen/
Auch keine Majeſtaͤt; und ſtuͤrtzt es auch die Cronẽ?
So geths! wo nur das Gluͤck als Herrſcherin re-
giert:
Wo man zum Grunde nur die blinde Kugel fuͤhrt.
Wer ſeiner Fluͤgel-Macht will allzu hoch aus-
breiten/
Der faͤllt gefaͤhrlicher/ und kan viel eher gleiten/
Als der/ der mehr vergnuͤgt auf feſter Erdẽ wohnt.
Die Cedern ruͤhrt der Blitz/ wenn er die Straͤu-
cher ſchont.
Die Ketten/ welche mich zur Straffe muͤſſen druͤ-
cken:
Jn welche ſich/ ach Schmertz! mein ſchwacher
Fuß muß ſchicken:
Die ſchreiben in den Sand die nachgeſetzte ſchrift;
Die mich/ und insgeſam̃t gekroͤnte Haͤupter trifft:
Es iſt des Gluͤckes Art die Enderung zu lieben:
Es hat ſich keinẽ noch als Eigenthum verſchꝛieben.
Wer ſich des Moꝛgens ſchaut bekroͤnt/ u. oben an/
Der wiſſe/ daß ſich viel vor Abends aͤndern kan.
Emil. Trabanten! es iſt Zeit/ die Stunden ſind ver-
floſſen.
Er hat bereits genung der friſchen Lufft genoſſen.
Geht/ fuͤhrt ihn wieder hin/ wo er die Feſſel kuͤßt/
Und ſeyd bemuͤht/ daß ihr den Thurm ja wohl ver-
ſchließt.
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