Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. Maur. So ist/ o Himmel mir nicht so viel Erde blieben Von meinem Käyserthum/ worauff ich nur ver- schnieben/ Worauf mein matter Fuß ein wenig ruhen darf? Jhr Götter/ tödtet mich! das Urthel ist zu scharff. (Er wird in den Thurm geführt.) Emil. Geht/ eilt ihr Hencker/ fort! erfüllet eure Hände/ Mit Fackeln/ Pech und Gluth/ ergreiffet Schwe- fel-Brände/ Und steckt den alten Thurm mit schnellen Flam- men an/ Biß man die Asche nur davon erkennen kan. Diß Feuer soll zugleich Mauritium begraben/ Die Asche soll der Wind zu seinem Spiele haben. Denn wer nur Dampff und Rauch in seinem Her- tzen hegt: Der ist auch würdig/ daß er Glut zu Lohne trägt. (Er singet folgender massen:) 1. PAlläste sind ein rechtes Meer/ Wo stets die tollen Wetter rasen. Wo das Pech-schwartze Neides-Heer/ Und tausend Unglücks-Winde blasen. Es bilde sich nur keiner ein/ Allhier im sichern Port zu seyn. 2. Wer dieser See/ wenn ihre Fluth/ Am allerschönsten spielt und schimmert/ Zu schnell vertrauet Seel und Guth/ Dem wird die Bahre stracks gezimmert. Hier/ B b b 2
Drittes Buch. Maur. So iſt/ o Him̃el mir nicht ſo viel Erde blieben Von meinem Kaͤyſerthum/ worauff ich nur ver- ſchnieben/ Worauf mein matter Fuß ein wenig ruhen darf? Jhr Goͤtter/ toͤdtet mich! das Urthel iſt zu ſcharff. (Er wird in den Thurm gefuͤhrt.) Emil. Geht/ eilt ihr Hencker/ fort! erfuͤllet eure Haͤnde/ Mit Fackeln/ Pech und Gluth/ ergreiffet Schwe- fel-Braͤnde/ Und ſteckt den alten Thurm mit ſchnellen Flam- men an/ Biß man die Aſche nur davon erkennen kan. Diß Feuer ſoll zugleich Mauritium begraben/ Die Aſche ſoll der Wind zu ſeinem Spiele haben. Deñ wer nur Dampff und Rauch in ſeinem Her- tzen hegt: Der iſt auch wuͤrdig/ daß er Glut zu Lohne traͤgt. (Er ſinget folgender maſſen:) 1. PAllaͤſte ſind ein rechtes Meer/ Wo ſtets die tollen Wetter raſen. Wo das Pech-ſchwartze Neides-Heer/ Und tauſend Ungluͤcks-Winde blaſen. Es bilde ſich nur keiner ein/ Allhier im ſichern Port zu ſeyn. 2. Wer dieſer See/ wenn ihre Fluth/ Am allerſchoͤnſten ſpielt und ſchimmert/ Zu ſchnell vertrauet Seel und Guth/ Dem wird die Bahre ſtracks gezimmert. Hier/ B b b 2
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Drittes Buch.
Maur. So iſt/ o Him̃el mir nicht ſo viel Erde blieben
Von meinem Kaͤyſerthum/ worauff ich nur ver-
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Worauf mein matter Fuß ein wenig ruhen darf?
Jhr Goͤtter/ toͤdtet mich! das Urthel iſt zu ſcharff.
(Er wird in den Thurm gefuͤhrt.)
Emil. Geht/ eilt ihr Hencker/ fort! erfuͤllet eure Haͤnde/
Mit Fackeln/ Pech und Gluth/ ergreiffet Schwe-
fel-Braͤnde/
Und ſteckt den alten Thurm mit ſchnellen Flam-
men an/
Biß man die Aſche nur davon erkennen kan.
Diß Feuer ſoll zugleich Mauritium begraben/
Die Aſche ſoll der Wind zu ſeinem Spiele haben.
Deñ wer nur Dampff und Rauch in ſeinem Her-
tzen hegt:
Der iſt auch wuͤrdig/ daß er Glut zu Lohne traͤgt.
(Er ſinget folgender maſſen:)
1.
PAllaͤſte ſind ein rechtes Meer/
Wo ſtets die tollen Wetter raſen.
Wo das Pech-ſchwartze Neides-Heer/
Und tauſend Ungluͤcks-Winde blaſen.
Es bilde ſich nur keiner ein/
Allhier im ſichern Port zu ſeyn.
2.
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